Katrin Salveter hat seit 2006 eine Hausarztpraxis in Wissen im Westerwald. Die 64-Jährige will zwar noch weiterarbeiten, sie macht sich aber jetzt schon Gedanken um ihre Nachfolge. Denn es ist schwer, einen Arzt zu finden, der ihre Praxis mal übernehmen wird. Junge Mediziner haben heute oft andere Vorstellungen, weiß die Ärztin.
"Jüngere Ärzte legen heute mehr Wert auf eine Work-Life-Balance, Überstunden sind unbeliebt", sagt Salveter. Eine eigene Praxis komme für viele nicht in Frage. Einen Nachfolger auf dem Land zu finden, sei zusätzlich schwer. Da dort die Wege länger, die Auswahl an Schulen und Kitas teils geringer und der Öffentliche Nahverkehr oft schlechter seien als in der Stadt. Auch das spiele für junge Ärzte mit Familien eine Rolle.
Mit ihren Sorgen ist Katrin Salveter nicht allein. In ihrer Verbandsgemeinde Wissen seien von acht Ärzten drei deutlich älter als 60 Jahre. "Für die brauchen wir also in den kommenden Jahren einen Nachfolger, wenn wir diese Arztsitze behalten wollen", erklärt die Ärztin. Denn ein Kassensitz werde immer nur ein halbes Jahr lang offengehalten. Wenn sich bis dahin kein Nachfolger gefunden habe, verfalle der Sitz.
Ärzte in Rheinland-Pfalz immer älter
Der Blick auf Daten der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz zeigt, die ärztliche Versorgungslage spitzt sich weiter zu. Hausärzte im Land sind demnach im Schnitt 58 Jahre, Fachärzte 55 Jahre alt. 43 Prozent der Hausärzte sind bereits 60 Jahre alt oder älter. Bei den Fachärzten sind 36 Prozent 60 Jahre alt oder älter. Es sind die Ärzte der Babyboomer-Generation, die in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden.
Stipendium für angehende Mediziner in der Westpfalz
Viele Kommunen im Land machen sich daher Gedanken, wie sie die ärztliche Versorgung in ihrer Region künftig sichern können. In der Westpfalz ist so der Verein "Ärzte für die Westpfalz" entstanden. Der Verein vergibt Stipendien für die Medizin-Studienplätze. Finanziert wird das Ganze etwa durch Spenden von Sparkassen, Stadtverwaltungen und Kreisen.
Die Stipendiaten stammen unter anderem aus Pirmasens, Kusel und Kaiserslautern sowie aus den Kreisen Südwestpfalz, Kaiserslautern und dem Donnersbergkreis. Insgesamt hatten sich 78 Interessierte beworben. 15 junge Menschen zwischen 19 und 24 Jahren haben entweder ein Stipendium oder ein Teil-Stipendium vom Verein erhalten.
Die Stipendien sind jedoch an Bedingungen geknüpft: Die Stipendiaten müssen unter anderem die Bereitschaft mitbringen, nach dem Studium als Arzt für mindestens drei Jahre in dem Fördergebiet der Landkreise Kaiserslautern, Kusel, Südwestpfalz, Donnersbergkreis, Bad Kreuznach oder den Städten Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken tätig zu sein.
Junge Ärzte an die Region binden
Auch Katrin Salveter ist überzeugt, dass es wichtig ist, junge Ärzte an die jeweilige Region zu binden. Ihre Praxis liegt im Kreis Altenkirchen. Auch dieser Kreis hat vor einigen Jahren ein Medizinerstipendium ins Leben gerufen und so bereits mehrere Medizinstudenten gefördert. "Es ist oft so, dass die jungen Leute nach dem Studium wieder in die Heimat zurückkommen", weiß Katrin Salveter. Diese Chance müsse man nutzen, um die medizinische Versorgung zu sichern.