Die Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen hat unter anderem zehn größere Betriebe mit insgesamt rund 700 Mitarbeitern an der Ahr gefragt, was es bedeutet, wenn das Kurzarbeitergeld für viele Ende Juni ausläuft.
100 Betriebe im Ahrtal haben Kurzarbeit
Nach Informationen der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen beziehen derzeit rund 100 Betriebe aufgrund von Flutschäden im Ahrtal Kurzarbeitergeld. Demnach werde der Wiederaufbau nach der Flut aber noch länger dauern, weil etwa Handwerker und Material fehlten.
Bad Neuenahr-Arhweiler befürchtet wirtschaftliche Folgen
Aus diesem Grund müssten auch weiterhin viele Betriebe Kurzarbeitergeld beziehen, da sie immer noch damit beschäftigt seien, die Folgen der Flut zu beseitigen, sagt der Bürgermeister von Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU). "Wenn die Sonderregelungen zum Kurzarbeitergeld wie geplant Ende Juni auslaufen, dann bedeutet das für viele große, mittlere oder kleinere Betriebe, dass sie ihre Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit entlassen müssen."
Bürgermeister Orthen warnt vor Fachkräftemangel
Orthen fürchtet nach eigenen Angaben, dass wegen des Fachkräftemangels, die Mitarbeiter, die einmal weg sind, im Zweifel auch nicht zurückkommen würden. Neben möglichen Insolvenzen könnten einige Firmen deshalb ihre Perspektive auf ihren Neustart verlieren und das wäre für den Standort ganz furchtbar, teilt Orthen weiter mit.
Als Beispiel nennt der Bürgermeister die Kliniken Bad Neuenahr GmbH. Das Unternehmen betreibt zwei große Reha-Kliniken mit mehr als 300 Betten in der Stadt. Beide Kliniken seien schwer von der Flut getroffen, sagt Guido Orthen. Die Beseitigung der Flutschäden werde, wie auch in vielen anderen Betrieben, voraussichtlich noch Monate dauern.
Sonderregeln beim Kurzarbeitergeld sollen beibehalten werden
Auch das rheinland-pfälzische Arbeitsministerium setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, dass die Höchstanspruchsdauer für den Bezug von Kurzarbeitergeld bestehen bleibt. Das Ministerium antwortete auf eine Anfrage des SWR, dass sich Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) für eine Verlängerung der Höchstanspruchsdauer von 28 Monaten auch über den 30. Juni 2022 hinaus einsetzen will.
Wirtschaftsministerium will Gespräche mit Bund und EU suchen
Der Hochwasser-Blog für RLP Kein zweiter Beauftragter für Wiederaufbau im Ahrtal
In den von der Flutkatastrophe zerstörten Regionen in Rheinland-Pfalz läuft der Wiederaufbau. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun. Hier die aktuelle Lage.
Die von der Flut zerstörten Betriebe an der Ahr konnten auch Unterstützung aus dem Sondervermögen "Aufbauhilfe 2021" bekommen. Diese kann jedoch nach Auffassung der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler die bisherigen Sonderregelungen beim Kurzarbeitergeld nicht ersetzen.
Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums wurde die Unterstützung nur für einen Zeitraum von sechs Monaten gezahlt. "Dem Land Rheinland-Pfalz ist bewusst, dass der von der EU gesetzte Rahmen zu kurz bemessen ist, da auch heute, fast ein Jahr nach der Flut, immer noch viele Unternehmen ihren Betrieb gar nicht oder nur sehr eingeschränkt wieder aufgenommen haben", teilt das Wirtschaftsministerium mit.
Aus diesem Grund stehe das Wirtschaftsministerium bereits im Gespräch mit Bund und EU, um hier eine weitergehende Lösung zu erreichen.