Verschiedene mit Erde verschmutze Unterhosen hängen auf einer Leine: Das Forstamt Hachenburg hatte Menschen aufgerufen, Baumwollunterhosen zu verbuddeln, um herauszufinden, ob es genug Bodenlebewesen gibt, die sie zersetzen.

Wie lebendig ist der Boden im Westerwald?

Forschungsprojekt: Hachenburger graben Unterhosen wieder aus

Stand
Autor/in
Sarah Mauer
Foto von Multimediareporterin Sarah Mauer

In Hachenburg haben sich etwa 50 Menschen an einem Bürgerforschungsprojekt beteiligt. Dafür hatten sie Baumwollunterhosen in Gärten, Beeten und im Wald vergraben.

Bei der Aktion ging es nach Angaben des Waldbildungszentrums Hachenburg vor allem darum, bei den Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie lebendig der Boden ist. Denn im Boden gebe es viele kleine Tiere und Pflanzen, die Baumwolle zersetzten - vor allem Mikroorganismen.

Hachenburg

Mitmachaktion des Waldbildungszentrums Darum soll man im Westerwald Unterhosen verbuddeln

Das Waldbildungszentrum in Hachenburg ruft Menschen dazu auf, weiße Baumwoll-Unterhosen im Boden zu vergraben. Für die ungewöhnliche Aktion gibt es einen guten Grund.

MOVE SWR3

So lief das Unterhosen-Experiments ab

Das Experiment sah vor, dass jeder Teilnehmer zwei Unterhosen in seinem Garten, in einem Beet oder im Waldboden vergraben sollte. Die Erste konnte bereits nach einem Monat wieder ausgegraben werden, die Zweite erst nach zwei Monaten. Die Ergebnisse sollten dann mit Fotos dokumentiert werden.

"Man kann dann richtig gut sehen, wie diese Baumwollunterhose sich zersetzt hat und danach ableiten, wie aktiv das Bodenleben und wie gesund der Boden ist", erklärt Monika Runkel, die Leiterin des Hachenburger Forstamts.

Teilweise war kaum mehr als der Gummibund übrig

Je nachdem, wo die Teilnehmer die Unterhosen vergraben hätten, seien nach zwei Monaten kaum mehr als die Gummibünde übrig geblieben, sagt Bildungsreferentin Anne-Sophie Knop, die das Projekt betreut hat. Wenig Unterhosen-Rest spricht demnach für einen besonders artenreichen, aktiven Boden.

Beim Tag der offenen Tür konnten sich die Teilnehmenden selbst davon überzeugen: Im Labor des Waldbildungszentrums hatten sie die Möglichkeit, ihre Unterhosen-Reste und Bodenproben untersuchen zu lassen, um herausfinden, wie gesund ihr Boden ist.

Hachenburg
Förster in Hachenburg wollen Wasser im Wald halten

Trockenheit der Wälder Förster in Hachenburg wollen Wasser im Wald halten

Seit Jahren ergreift Försterin Monika Runkel Maßnahmen gegen die Trockenheit im Wald. Die katastrophalen Auswirkungen der Dürre werden deutlicher und ihre Ideen finden immer mehr Anklang.

Aktion kam besonders bei Kindern gut an

Die ganze Aktion ist laut der Projektleiterin gut bei den Teilnehmenden angekommen. Besonders die Kinder hätten große Freude daran gehabt: "Eine Kindergärtnerin berichtete, dass Sie die Kinder davon abhalten musste, die Unterhose nicht vorher wieder auszugraben", erzählt Knop. Die Kinder seien sehr neugierig und erstaunt gewesen, wo die Unterhose geblieben sei.

Die Ergebnisse des Unterhosentests seien je nach Bodenbeschaffenheit sehr unterschiedlich ausgefallen, bilanziert auch Forstamtsleiterin Runkel. Sie betont im Interview mit dem SWR, dass das Projekt keinen wissenschaftlichen Anspruch habe: "Wir wollten einfach mit dem Leuten zum wahnsinnig wichtigen Thema Boden ins Gespräch kommen. Und da ist uns gelungen."

Linz am Rhein

Kommunen informieren sich in Linz zu Biodiversität Mehr Natur in der Stadt: Linz am Rhein zeigt, wie es gehen kann

Die Stadt Linz am Rhein stellt vor, wie Kommunen mehr Natur in die Innenstädte bekommen. Die Kleinstadt sieht sich selbst in Sachen Biodiversität als Vorreiter.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Malborn

Forschung im Nationalpark Warum Ranger im Hunsrück tote Tiere auslegen

Wenn ein Reh überfahren wird, wird der Kadaver meist verbrannt. Dabei sind die Körper wertvoll für das Ökosystem, wie Forscher im Nationalpark Hunsrück-Hochwald zeigen wollen.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Internationaler Tag der Artenvielfalt Biodiversität bei uns: Haben wir genug Tiere und Pflanzen?

Am internationalen Tag der Artenvielfalt schauen wir direkt vor der eigenen Haustür. Denn, je artenreicher unsere Ökosysteme, desto besser sind wir auf die Klimakrise vorbereitet.

Impuls SWR Kultur

Bühl

Biodiversität und Wasserwirtschaft Citizen Science für mehr Artenschutz - Spazieren für die Wissenschaft

Der Klimawandel bedroht Wasserschutzgebiete und damit die Artenvielfalt. Die Forschung geht neue Wege: Bürgerinnen und Bürger können helfen, wichtige Daten zu sammeln.

Rheinland-Pfalz

Crowd Science Wie auch Sie Forscher werden können

In Deutschland trocknen mehr und mehr Gewässer aus. Beim Crowd Science-Projekt #unserWasser melden Hobbyforscher aus ganz Deutschland, wo der Wassermangel sichtbar geworden ist.

Landesschau Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Citizen Science Laien als Forscher – Frischer Wind für die Wissenschaft?

Laien stellen andere Fragen als Expertinnen und Experten. Von diesem unverstellten Blick, aber auch vom Fachwissen und der Leidenschaft der Bürgerforscher kann die Wissenschaft profitieren.

SWR2 Wissen SWR2