Mitmachaktion des Waldbildungszentrums

Darum soll man im Westerwald Unterhosen verbuddeln

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Autor/in
Christina Nover
Autorin Christina Nover

Das Waldbildungszentrum in Hachenburg ruft Menschen dazu auf, weiße Baumwoll-Unterhosen im Boden zu vergraben. Für die ungewöhnliche Aktion gibt es einen guten Grund.

Grob gesagt geht es darum, die Beschaffenheit der Böden zu testen. Wer bei dem Experiment mitmachen will, der soll zwei weiße Baumwollunterhosen vergraben - etwa im eigenen Garten, im Wald, auf der Wiese oder im Acker. Die eine wird nach einem Monat wieder aus dem Boden geholt, die andere nach zwei Monaten.

Eine verrotette Unterhose auf dem Boden
So könnte eine Hose etwa nach zwei Monaten aussehen. Durch das Experiment werden die sonst unsichtbaren Abbauprozesse im Erdreich sichtbar.

Unterhosen im Boden werden aufgefressen

Nach Angaben des Waldbildungszentrums leben im Boden viele Lebewesen, die Baumwolle fressen. In belebten, humusreichen Böden fressen die Bodenlebewesen die Baumwolle schnell auf, in nicht mehr intakten Böden dauert es hingegen wesentlich länger. Wenn die Unterhose also beim Herausholen nur noch aus ein paar Fetzen besteht, dann ist das ein Zeichen für einen gesunden Boden.

Das Forstamt Hachenburg bittet darum, das Experiment mit Fotos zu dokumentieren und die Unterhosen - beziehungsweise deren Reste - am Ende ans Waldbildungszentrum Rheinland-Pfalz zu schicken. Am 15. September ist dort ein Tag der Offenen Tür geplant, an dem die Unterhosen ausgestellt werden sollen. Außerdem wird es die Möglichkeit geben, eigene Bodenproben zu analysieren.

Projekt soll Bewusstsein für gesunde Böden schärfen

Vorbild für das Mitmachprojekt ist das Schweizer Forschungsprojekt "Beweisstück Unterhose". Dabei wurde erstmals 2021 mithilfe von 1.000 Freiwilligen das Bodenleben in der Schweiz untersucht. Im Gegensatz dazu werden im Westerwald keine Daten mittels einer App gesammelt. Es gehe lediglich darum, anlässlich des "Jahr des Waldbodens" das Bewusstsein für die Bedeutung eines gesunden Bodens zu schärfen.

Eine weiße Unterhose liegt in einem Erdloch
Das Waldbildungszentrum Rheinland-Pfalz fordert Menschen dazu auf, Unterhosen zu verbuddeln. So soll die Beschaffenheit der Böden untersucht werden.

Eine detaillierte Anleitung für das Vergraben der Unterhosen gibt es auf der Webseite des Schweizer Forschungsprojekts. Wichtig ist nach Angaben des Waldbildungszentrums in Hachenburg, dass es sich um Unterhosen aus 100 Prozent Baumwolle handelt. Es können demnach auch bereits getragene, saubere Unterhosen genutzt werden. Es gibt aber auch Mitmachsets, die - solange der Vorrat reicht - beim Bodenlabor unter bodenlabor.wbz@wald-rlp.de bestellt werden können.

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