"Entschuldigung, haben Sie noch Corona-Schnelltests?" Noch bevor ich das Wort "Schnelltest" aussprechen kann, schüttelt die freundliche Verkäuferin energisch den Kopf. Denn diese Frage hat sie oft gehört in den vergangenen Tagen: "Alles ausverkauft. Seitdem man sich nicht mehr kostenlos an den Stationen testen kann, sind die Selbsttests immer sofort weg."
So wie in dieser Filiale eines Drogeriemarkts in der Kaiserslauterer Innenstadt geht es momentan vielen Einzelhändlern, die Corona-Schnelltests verkaufen: Die Nachfrage nach den Selbsttests für zuhause ist derzeit groß. Das könnte – wie von der Einzelhändlerin vermutet – auch damit zusammenhängen, dass die Bundesregierung seit dem 30. Juni die kostenlosen Bürgertests für Menschen ohne Symptome ausgesetzt hat. Menschen, die sich an den öffentlichen Stellen testen lassen wollen, müssen seit Anfang Juli zahlen.
Testzentren in Kaiserslautern klagen über gewachsene Bürokratie
Bei den vier Stellen der Firma Testeval in Kaiserslautern kostet ein Schnelltest 15 Euro. Wer am selben Tag eine Veranstaltung in Innenräumen besucht, eine Person trifft, die über 60 Jahre alt ist, eine Vorerkrankungen hat, oder eine rote Warnmeldung in der Corona-App hat, zahlt statt der 15 nur drei Euro – was immer noch mehr ist, als ich für einen Selbsttest bei den meisten Einzelhändlern zahle. Auch das einst existierende Limit (nur fünf Tests auf einmal) gibt es in den meisten Filialen nicht mehr. Der Run auf die Selbsttests ist deshalb nur verständlich.
Neben den zeitweise schwer zu erhaltenden Selbsttests haben die nun ausgesetzten kostenlosen Bürgertests noch einen anderen Nachteil, wie Florian Edinger, Geschäftsführer von Testeval erklärt: "Für die Bürgerinnen und Bürger ist das gar nicht so einfach, uns als Testzentrum glaubhaft darzustellen, in welche Gruppe man fällt, also ob der Schnelltest nun 15 oder drei Euro kostet, oder ob er vielleicht sogar ganz kostenlos bleibt." Damit verbunden sei ein enormer Aufwand.
Apotheke am Schillerplatz erwartet steigende Nachfrage nach Selbsttests
Auch Christian Brand regt sich über die neue Verordnung der Bundesregierung, die kostenlosen Tests auszusetzen, auf. Ihm gehört die Apotheke am Schillerplatz, die Selbsttests verkauft und er betreibt die Teststelle auf dem Schillerplatz. Als ich nachfrage, sind hier zwar noch Selbsttests zu kaufen, doch die Kollegin erklärt: "Wir wollen jetzt auch neue bestellen, denn wir erwarten schon, dass die Nachfrage steigen wird."
Christian Brand sieht die viel größere Krise im Herbst auf uns zurollen: Schon jetzt steigen die Zahlen rasant an, die vierte Impfung lässt auf sich warten und gleichzeitig ist es aufwendiger und kostenintensiver, sich auf Covid testen zu lassen. "Dabei helfen wir als Testzentren – das haben Studien gezeigt – maßgeblich mit, Infektionsketten einzudämmen." Jetzt könne es sein, dass jemand mit nur geringen Symptomen sich gar nicht mehr testen lässt, wenn es bis zu 15 Euro kostet und Selbsttests teilweise ausverkauft sind.
Auf Nachfrage sollen die Schnelltests in den Drogeriemarkt-Filialen bis Ende der Woche wieder aufgefüllt sein, und in der achten Filiale, einer Supermarkt-Kette, werde dann auch ich fündig: Selbsttests noch vorhanden. Bleibt abzuwarten, wie schnell die wohl vergriffen sind!