Die Coronazahlen in Rheinland-Pfalz steigen immer weiter in die Höhe und ein entspannter Sommer wie 2021 scheint in Gefahr zu sein. Immer mehr Experten verweisen auf die vierte Impfung. Doch für wen ist ein zweiter Booster überhaupt möglich? Ein FAQ. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Oliver Berg)

Wie ich in RLP die zweite Booster-Impfung erhalte

Was Sie über die vierte Corona-Impfung wissen müssen

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Die Corona-Zahlen in Rheinland-Pfalz steigen weiter und ein entspannter Sommer wie 2021 ist in Gefahr. Immer mehr Experten empfehlen die vierte Impfung. Doch für wen ist ein zweiter Booster überhaupt möglich? Ein FAQ.

Viele Rheinland-Pfälzer haben sich auf die warmen Monate gefreut und auf einen sorglosen Corona-Sommer spekuliert. Doch nachdem die Infektionszahlen zunächst zurückgegangen waren, liegt die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Landesuntersuchungsamtes (LUA) derzeit bei mehr als 600 Fällen pro 100.000 Einwohner.

Grund dafür sind die Subvarianten BA.4 und BA.5 - sie setzen sich immer weiter durch. Der Anteil von BA.5 etwa verdoppelte sich zuletzt von Woche zu Woche. Experten empfehlen deswegen die vierte Impfung.

Wieso gibt es die vierte Corona-Impfung überhaupt?

Grundsätzlich bieten die Impfstoffe gegen das Coronavirus einen effektiven und anhaltenden Schutz vor schweren Erkrankungen und Tod. Studien zeigen jedoch, dass der Impfschutz nach einiger Zeit abnimmt. Insbesondere asymptomatische Infektionen und milde Krankheitsverläufe sind dann möglich. Zudem ist die Immunantwort bei älteren Menschen geringer. Der nachlassende Impfschutz kann bei einer Infektion mit dem Coronavirus so häufiger auch zu einem schweren Krankheitsverlauf führen.

Für wen wird eine vierte Impfung empfohlen?

Die Europäische Union empfiehlt Menschen ab 60 Jahren eine zweite Corona-Auffrischungsimpfung. Grund ist laut EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der erneute Anstieg bei Fällen und Krankenhauseinweisungen. Bislang hatten die EU-Gesundheitsbehörden eine zweite Auffrischungsimpfung nur für Personen über 80 Jahren und die am meisten gefährdeten Personen empfohlen.

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Die Ständige Impfkommission empfiehlt die vierte Impfung jetzt auch für alle Menschen ab 60 statt bisher ab 70 Jahren.

Auch die Ständige Impfkommission in Deutschland (STIKO) empfiehlt eine zweite Auffrischimpfung beziehungsweise die vierte Impfung - allerdings bislang nur für Menschen ab 70 Jahren:

  • Alle Menschen ab 70 Jahren, allerdings sollten seit der dritten Corona-Impfung mindestens drei Monate vergangen sein.
  • Personen, die in Alten- und Pflegeheimen leben und Personen in Einrichtungen der Eingliederungshilfe, die ein Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Auch hier gelten drei Monate Abstand.
  • Alle Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren. Auch hier empfiehlt die Stiko die vierte Impfung drei Monate nach der dritten Impfdosis.
  • Beschäftigte im Gesundheitswesen, vor allem, wenn sie in direktem Kontakt zu Patientinnen und Bewohnern stehen. Hier ist Voraussetzung, dass seit zwischen der dritten und vierten Impfung mindestens sechs Monate liegen. In begründeten Ausnahmefällen kann die zweite Auffrischimpfung jedoch nach drei Monaten nach der ersten Auffrischung erfolgen.

Zu beachten ist, wer zu einer dieser vier Gruppen gehört, und sich mindestens drei Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung mit dem Coronavirus infiziert hat, soll vorerst keine vierte Impfung erhalten.

Wieso empfiehlt die STIKO nicht allen die vierte Impfung?

Die STIKO verweist auf einen nachlassenden Schutz von Grund- und Auffrischungsimpfung. "Aktuelle Daten zeigen, dass der Schutz nach der ersten Auffrischimpfung gegen Infektionen mit der momentan zirkulierenden Omikron-Variante innerhalb weniger Monate abnimmt", so die STIKO-Erklärung. Außerdem brauchen Menschen, die nach einer ersten Auffrischungsimpfung noch einmal eine Corona-Infektion durchgemacht haben, nach Einschätzung der Stiko keinen zweiten Booster.

Die Datenlage zu Effektivität und Verträglichkeit der neuen Auffrischungsimpfung sei noch "limitiert." Es sei aber anzunehmen, dass es keine entscheidenden Unterschiede zum ersten Booster gebe, so die STIKO in einer Erklärung.

Eine vierte Impfung sei vor allem für ältere Menschen relevant, da Personen, die über 80 Jahre alt sind, nach Angaben einer Studie der Universität Marburg oft mindestens drei Impfungen benötigen, um eine erfolgreiche Immunantwort aufzubauen. Oft liegt die erste Booster-Impfung bei älteren Menschen auch schon viele Monate zurück.

Was ist, wenn ich nicht zu den vier Gruppen gehöre?

Alle Bürgerinnen und Bürger können sich über den individuellen Nutzen mit dem Hausarzt oder der Hausärztin beraten und eine individuelle Entscheidung zur zweiten Auffrischungsimpfung treffen. Der Hausarzt kann dann die vierte Impfung durchführen.

Wo kann ich mich zum vierten Mal impfen lassen?

Es gibt nach wie vor sechs verschiedene Möglichkeiten, sich impfen zu lassen: Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Impfzentren, Impfstellen, kommunale Impfstellen, Impfbusse und Apotheken. An den landeseigenen Impfmöglichkeiten (Impfzentren und Impfbusse) können sich Menschen ab 60 Jahren impfen lassen. Eine Impfung ab 60 Jahren hatte zuletzt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) unabhängig von der STIKO-Empfehlung (siehe oben) empfohlen.

Mit welchem Mittel soll die vierte Impfung erfolgen?

Empfohlen werden für die Auffrischung mRNA-Impfstoffe, also die Mittel von den Herstellern BioNTech und Moderna. In den Impfzentren und Impfbussen stehen beide Impfstoffe bereit. Eine generelle Wahl ist nicht möglich. Die Auswahl des passenden Impfstoffes erfolgt entsprechend den geltenden STIKO-Empfehlungen.

Ist es ratsam auf den "Omikron-Impfstoff" zu warten?

Derzeit ist noch nicht bekannt, wann genau der angepasste Impfstoff verfügbar ist. Die Impfstoffe werden vom Bund beschafft. Die Länder erhalten eine Information über den Zeitpunkt und die Anzahl der gelieferten Impfstoffe. Derzeit gibt es noch keine Lieferankündigung für einen solchen Impfstoff.

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"Insbesondere alle über 60-Jährigen sollten sich jetzt die zweite Auffrischungsimpfung verabreichen lassen", so Daniel Stich (SPD), Impfkoordinator des Landes. Dennoch sei eine individuelle Beratung mit dem Hausarzt oder der Hausärztin sicherlich für alle Bürgerinnen und Bürger sinnvoll, so Stich. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet frühestens im September mit den neuen Impfstoffen.

Wie viele Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer haben bereits die vierte Impfung erhalten?

Bislang sind 75,6 Prozent der Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer vollständig grundimmunisiert, 63 Prozent auch geboostert. 7,7 Prozent haben bereits die vierte Impfung erhalten. (Stand: 11. Juli 2022)

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