Campingplatz nach der Flut (Symbolbild)

Zeugenbefragung im U-Ausschuss

Campingplatzbetreiber: Keine Hilfe von Behörden in RLP nach der Flut

Stand

Im Untersuchungsausschuss des Landtags zur Ahr-Flut haben am Freitag vor allem die betroffenen Campingplätze im Mittelpunkt gestanden. Zeugen bemängelten fehlende Unterstützung durch die Behörden.

Mario Frings betreibt zwei Campingplätze an der Ahr - einen im rheinland-pfälzischen Dorsel ("Stahlhütte") und einen kurz hinter der Landesgrenze in Nordrhein-Westfalen. Während in Nordrhein-Westfalen schnell und unbürokratisch geholfen worden sei, habe es in Rheinland-Pfalz in den ersten Tagen nach der Flut keinerlei Hilfe von Seiten der Behörden gegeben. Der Unterschied bei der Krisenbewältigung sei "wie Tag und Nacht" gewesen.

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Ortsbürgermeister: Dorsel "nicht betroffen"

Bei der dringenden Frage der Müllentsorgung nach der Katastrophe seien ihm in Dorsel Steine in den Weg gelegt worden, so Frings. Es habe nur Unterstützung von Freiwilligen gegeben. Auch überörtliche Behörden in Rheinland-Pfalz hätten keine Hilfe angeboten.

Während sich im nordrhein-westfälischen Ahrdorf die Blankenheimer Bürgermeisterin Jennifer Meuren zwei Tage nach der Katastrophe erkundigt habe, wie sie helfen könne und Bauhofmitarbeiter kräftig mit angepackt hätten, habe sich in Dorsel in den ersten Tagen niemand blicken lassen. Der Ortsbürgermeister von Dorsel habe zunächst erklärt, die Gemeinde sei nicht von der Flut betroffen, weil sie auf dem Berg liege, so der Campingplatzbetreiber. Vom Ortsbürgermeister selbst war vor dem U-Ausschuss nichts zu erfahren - seine Befragung musste aus Krankheitsgründen verschoben werden.

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, Guido Nisius, beschrieb, dass es zur Gefahrenabwehr auch Maßnahmen auf dem Campingplatz "Stahlhütte" gegeben habe. Danach aber habe sich der Einsatz der Rettungskräfte auf die bewohnten Ortsteile konzentriert - nicht auf den leeren Campingplatz.

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Nur vier von 18 Campingplätzen sind wieder in Betrieb

Die Fraktion der Freien Wähler hatte beantragt, das Thema Campingplätze im U-Ausschuss zu behandeln. Ziel ist es, herauszufinden, wie die ersten Tage und Wochen nach der Flutkatastrophe vom 14. Juli 2021 abgelaufen sind und ob Bürokratie den Wiederaufbau im Ahrtal ausgebremst hat.

Die Freien Wähler teilten nach der Zeugenaussage der Campingbetreiber im U-Ausschuss mit, sie hätten sich eine tatkräftigere Unterstützung in Rheinland-Pfalz gewünscht. "Dass seitens der Verwaltung bürokratische Aspekte im Vordergrund standen, gipfelte sogar darin, dass Grünabfälle in Dorsel nicht wie in Ahrdorf einfach kontrolliert abgebrannt werden durften, sondern nach Anzünden von der örtlichen Feuerwehr gelöscht wurden", so Obmann Stephan Wefelscheid.

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Wiederaufbau nur schleppend

Von 18 Camping- und Wohnmobilplätzen an der Ahr und ihren Seitentälern seien bisher nur vier wiedereröffnet worden. Die Aufräumarbeiten seien zwar weitestgehend abgeschlossen, in den meisten Fällen sei aber ein Wiederaufbau oder eine Wiederinbetriebnahme noch nicht absehbar, so der Obmann weiter.

Im ebenfalls von der Flutkatastrophe betroffenen Nachbarland Nordrhein-Westfalen dagegen laufe der Betrieb der Campingplätze längst wieder. Für ihn sei unverständlich, dass sich auf den Plätzen in Rheinland-Pfalz bisher so wenig getan habe, obwohl diese ein wichtiger Faktor für den Tourismus im Ahrtal seien, so Wefelscheid.

Landrätin: Schwierige Arbeitsbedingungen für Gemeindeverwaltung

Auch die Landrätin des Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand (parteilos), war am Freitag vor den U-Ausschuss geladen worden. Sie war zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr.

Sie beschrieb dem Ausschuss die schwierigen Arbeitsbedingungen der örtlichen Verwaltung in den ersten Wochen nach der Flutkatastrophe: Sie habe bis Anfang August im kleinen Schankraum einer Gaststätte gearbeitet, zuletzt mit etwa acht anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung. Trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen mit einer instabilen WLAN-Verbindung hätten sie dort schon in den ersten Tagen angefangen, die Aufräumarbeiten zu koordinieren.

Der Untersuchungsausschuss soll klären, welche Versäumnisse es bei der Flutkatastrophe gab und wer dafür verantwortlich ist. Die Flut hatte in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 für verheerende Zerstörungen gesorgt, 135 Menschen starben alleine in Rheinland-Pfalz.

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