Neue Landrätin im Kreis Ahrweiler Cornelia Weigand (Foto: SWR Montage/ Cornelia Weigand)

Landratswahlen im Kreis Ahrweiler

Neue Ahrweiler Landrätin Weigand: "Das meiste liegt noch vor uns!"

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Nach der Wahl zur Landrätin im Kreis Ahrweiler warten auf Cornelia Weigand (parteilos) im Ahrtal große Aufgaben. Im SWR-Interview sagt sie, was ihr zunächst wichtig ist.

Die bisherige Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr Cornelia Weigand (parteilos) ist die neue Landrätin des Kreises Ahrweiler. Nach der Flutkatastrophe im Juli 2021 wurde sie zu einer der bekanntesten Kommunalpolitikerinnen des Landes.

Sie machte immer wieder öffentlich auf die dramatische Situation im Ahrtal aufmerksam und stellte schon früh Forderungen an Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie ist eine Kritikerin des ehemaligen Landrats Jürgen Pföhler (CDU) und wirft ihm Versäumnisse in der Flutnacht vor. Jetzt ist sie seine Nachfolgerin. Wie sie den Landkreis in Zukunft aufstellen will, sagt sie im SWR-Interview.

SWR Aktuell: Der ehemalige Landrat Pföhler musste wegen seines schlechten Krisenmanagements gehen - wie viel Respekt haben Sie vor der neuen Aufgabe?

Cornelia Weigand: Die Aufgaben, vor denen der Kreis steht, sind immens. Die Wunden und Narben der Flutnacht sind präsent und müssen auch weiterhin versorgt werden. Und das ist natürlich auch mit ganz großem Respekt von meiner Seite verbunden.

"Es ist zumindest mal kein einfacher Job."

SWR Aktuell: Kann man sagen, kein Landrat in Deutschland, keine Landrätin hat einen schwierigeren Job als Sie?

Weigand: Ich vermag nicht so zu beurteilen, ob es da nicht noch was anderes gibt, was auch eine sehr, sehr große Herausforderung ist. Aber es ist zumindest mal kein einfacher Job.

SWR Aktuell: Die Flutnacht liegt gut ein halbes Jahr jetzt zurück. Seitdem wird aufgeräumt und wieder aufgebaut. Liegt die meiste Arbeit schon hinter den Menschen im Tal oder haben sie das meiste noch vor sich? Wie schätzen Sie das ein?

Weigand: Ich denke, das meiste liegt tatsächlich noch vor uns. Es ist viel vorbereitet worden, es gibt viele Provisorien. Die Gebäude, die betroffen sind, sind mehrheitlich entkernt im Rohbauzustand. Aber jetzt kommt eben das Geplante, Nachhaltige, qualitativ Hochwertige. Jetzt benötigen die Leute auch entsprechende Gelder, um Aufträge zu erteilen, um Materialien kaufen zu können, damit es vorangeht.

"Es sind viele Themen, die zerstörte und nicht zerstörte Orte gleichermaßen betreffen."

SWR Aktuell: Wird denn der Wiederaufbau ihre gesamte Kraft beanspruchen oder bleibt daneben auch noch Zeit? Ich sage mal für ganz normale Aufgaben, die man als Landrätin ebenso hat.

Weigand: Es muss die Zeit nebenbei noch bleiben und es geht auch insofern, weil es an vielen Stellen Hand in Hand gehen muss. Natürlich ist eine große, eine ganz vordringliche Aufgabe der Aufbau. Aber da sind viele Themen, die zerstörte und nicht zerstörte Orte, tangierte und nicht tangierte Orte gleichermaßen betreffen. Sei es das Thema der Digitalisierung, sei es das Thema der Energiewende. Auch im Bereich Mobilität müssen wir über Nachhaltigkeit nachdenken. Da gehen die Themen aber auch zum Glück Hand in Hand. Und es wird aber immer wieder auch eine Herausforderung für uns als Kreis sein.

SWR Aktuell: Jetzt stehen Sie, Frau Weigand, am Anfang einer achtjährigen Amtszeit. Schauen wir mal in die Zukunft. Wenn jemand im Jahre 2030 das Ahrtal besucht, wird der dann noch erkennen, dass dort vor Jahren mal so eine schwere Katastrophe stattgefunden hat. Was meinen Sie?

Weigand: Also ich glaube, erkennen wird man das immer, aber vielleicht auch hoffentlich eher im Positiven, weil das eine oder andere natürlich ganz anders aussieht. Vieles ist dann ja auch neu. Unsere Brücken werden anders aussehen. Ein Teil unserer Architektur muss, dem Hochwasser angepasst, anders aussehen. Vielleicht werden auch Fluchtrouten erkennbar sein, wenn die Mobilität sich geändert hat, die Wärmebereitstellung sich geändert hat. Das sind ja auch positive Spuren, die dann unsere Landstriche tragen werden.

Das Interview führte SWR-Redakteur Armin Hering.

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