Ein Hubschrauber der rheinland-pfälzischen Polizeihubschrauberstaffel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Thomas Frey)

Aufarbeitung der Flutkatastrophe

U-Ausschuss: Auch ADD stellt Flut-Videos und Akten verspätet bereit

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch  (Foto: ARD-Hauptstadtstudio/Jens Müller )

Die Landesbehörde ADD hat zugegeben, dass sie dem Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe ebenfalls Akten verspätet zur Verfügung gestellt hat. Darunter seien auch Videos der Polizeihubschrauberstaffel.

Erneut sind Akten, die der Untersuchungsausschuss des Landtags zur Flutkatastrophe angefordert hatte, mit großer Verspätung bereitgestellt worden. Wie das rheinland-pfälzische Innenministerium mitteilte, wurden sie dem Ausschuss am heutigen Mittwoch zugeleitet. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) hätte diese Unterlagen bis zum 14. März 2022 vorlegen müssen, heißt es in der Mitteilung. Es handelt sich demnach unter anderem um 122 Videos.

ADD spricht von einem Versehen

Nach Auskunft der ADD wurden die Dateien bei zurückliegenden Aktenlieferungen an den Landtag versehentlich nicht berücksichtigt. Der Grund für dieses Versehen lasse sich leider nicht mehr abschließend bestimmen. Vermutlich sei es zu einem Missverständnis gekommen, weil die Akten in insgesamt fünf Teillieferungen bereitgestellt worden seien. Die ADD teilte laut Innenministerium mit, das Versäumnis zutiefst zu bedauern.

Hubschrauber-Videos zeigen offenbar das Flutgebiet ab dem 16. Juli

Bei den nachgelieferten Akten handelt es sich nach Angaben der ADD überwiegend um Videos, die von der Polizeihubschrauberstaffel aufgenommen wurden. Die Aufnahmen seien ab dem 16. Juli 2021 im Einsatzgebiet im Ahrtal entstanden. Diese Videos seien damals ausgewertet worden und Grundlage für die regelmäßigen Lagebewertungen gewesen.

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Neben den Videos der Polizeihubschrauber handele es sich auch um Videos, die von Drohnen und Erkundungsteams aufgenommen wurden. Darüber hinaus enthalte die Nachlieferung vier kurze Handy-Videos. Deren Ursprung sei aber unklar. Die Handy-Videos seien am Nachmittag und frühen Abend des 14. Juli 2021 entstanden. Sie zeigten leicht überschwemmte Straßen und Abwasserkanäle.

Zeuge hatte Hinweis auf Videos gegeben

Eine Zeuge im Untersuchungsausschuss hatte Anfang dieses Monats Hinweise gegeben, dass weitere Videos von der Flutkatastrophe existieren. Er gab an, dass sie der Technischen Einsatzleitung auf einem Laufwerk der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) vorgelegen haben sollten. Daraufhin forderte das Innenministerium nach eigenen Angaben die ADD auf, den Sachverhalt zu klären. Am 11. November 2022 habe die Landesbehörde mitgeteilt, dass nicht alle Akten an den U-Ausschuss übermittelt worden seien.

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CDU: Umgang mit Akten und Dateien irritierend und ärgerlich

Die CDU reagierte mit Unverständnis darauf, dass zum wiederholten Mal Akten und Dateien verspätet an den Untersuchungsausschuss weitergeleitet wurden. "Das ist ebenso irritierend wie ärgerlich", sagte Dirk Herber, der CDU-Obmann im Ausschuss.

Es verfestige sich der Eindruck, dass von Seiten der Landesregierung versucht werde, "im großen Stil zu vertuschen und die Aufklärungsarbeit zu behindern". Die Entschuldigung der ADD sei "mehr als dünn", so Herber. Die CDU stelle sich die Frage, ob dem U-Ausschuss noch weitere Akten vorenthalten werden.

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Der SPD-Politiker hatte stets angegeben, in der Flutnacht kein vollständiges Lagebild gehabt zu haben. Die Dramatik der Lage im Ahrtal ging aus den Videos und dem Bericht aber klar hervor. Die Polizei räumte ein, die Filme zu spät an die Staatsanwaltschaft und den Untersuchungsausschuss übermittelt zu haben.

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Die für Katastrophenschutz zuständige ADD hat nach Angaben von Mitarbeitern in der Flutnacht kein Bild von der Lage an der Ahr gehabt. Entsprechend äußerten sie sich als Zeugen im Untersuchungsausschuss des Landtags.

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