Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtages zur Flutkatastrophe in den Kellerräumen der Kreisverwaltung Ahrweiler (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Flut-U-Ausschuss mit Ortstermin im Ahrtal

Einsatzleitung in Ahrweiler: Begrenzter Handyempfang in Flutnacht

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Dirk Rodenkirch
Dirk Rodenkirch  (Foto: ARD-Hauptstadtstudio/Jens Müller )

Die Mitglieder des Untersuchungsausschusses zur Flutkatastrophe haben am Freitag die damalige Einsatzzentrale des Kreises Ahrweiler besichtigt. Dabei ging es um die Kommunikation und die Ausstattung dort während der Flut.

Die Technische Einsatzleitung (TEL) befand sich während der Flutkatastrophe im Keller der Kreisverwaltung in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Von dort wurden damals Rettungseinsätze gesteuert und entschieden, wann Katastrophenalarm ausgelöst und wie die Bevölkerung gewarnt wurde. Beim Besuch der Politiker wurde klar, dass der Handyempfang in dem Kellerraum eingeschränkt ist - bis heute.

Problem mit Handyempfang war vor Flutkatastrophe bekannt

Das bestätige auch der stellvertretende Kreisbrandinspekteur des Landkreises Ahrweiler, Sascha Cremer, der von den Ausschuss-Mitgliedern vor Ort als Zeuge befragt wurde. Der Handyempfang hier im Keller sei "definitiv schwierig", sagte Cremer. Das sei auch bei früheren Hochwassern schon so gewesen. Es habe in der Flutnacht Einsatzkräfte gegeben, die zum Telefonieren mit ihrem Handy nach oben gegangen seien, so Cremer. Es sei aber zunächst noch möglich gewesen, über Festnetz oder W-Lan zu telefonieren. Bis zum Stromausfall.

Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtages zur Flutkatastrophe in den Kellerräumen der Kreisverwaltung Ahrweiler (Foto: SWR)
Der Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtages zur Flutkatastrophe in den Kellerräumen der Kreisverwaltung Ahrweiler

Nach Angaben des stellvertretenden Brand- und Katastrophenschutzinspekteurs befindet sich die Technische Einsatzleitung fast noch in demselben Zustand wie nach der Flutkatastrophe. Er erklärte den Politikern unter anderem, wer wo in der Einsatzleitung gesessen hat, wie die Abläufe vor Ort waren und wie miteinander kommuniziert wurde.

An einem u-förmigen Tisch haben die Einsatzleitung sowie Ansprechpartner von Feuerwehr, DRK und THW Platz. An der Wand sind Smart- und Whiteboards angebracht. Auf diesen steht beispielsweise noch die Zahl der bekannten Toten vom 16. Juli.

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Ausschuss-Mitglieder: Einsatzzentrale "suboptimal"

Mehrere Mitglieder des Landtags-Untersuchungsausschusses kritisierten nach der Begehung den Standort und die Ausstattung der früheren Einsatzzentrale des Kreises Ahrweiler. Der SPD-Obmann Nico Steinbach bezeichnete es als "suboptimal" eine Technische Einsatzleitung in einem Nebenraum der Tiefgarage unterzubringen. Es sei fragwürdig, ob der Katastrophenschutz im Kreis Ahrweiler in Vergangenheit den Stellenwert gehabt habe, den er brauche, so Steinbach.

Ähnlich äußerte sich Stephan Wefelscheid von den Freien Wählern: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier adäquat arbeiten kann." Die Technische Einsatzleitung im Eifelkreis Bitburg-Prüm etwa sei wesentlich besser ausgestattet. "Wir haben heute sehr beengte Arbeitsverhältnisse gesehen für die TEL, die im Juli vergangenen Jahres gearbeitet hat", sagte Grünen-Obmann Carl Bernhard von Heusinger. Dies könne nicht der Maßstab für eine Technische Einsatzleitung sein.

Innenminister Lewentz besuchte Einsatzleitung am Flutabend

Im vergangenen April hatte Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) als Zeuge im Untersuchungsausschuss von seinem Besuch am Flutabend in der TEL in Bad Neuenahr-Ahrweiler berichtet. Er sagte, er habe damals "den Eindruck gehabt, dass man wirklich sehr kompetent und konzentriert arbeitet". Er sei zunächst von einem schweren, aber beherrschbaren Hochwasser ausgegangen.

Der damalige Landrat Jürgen Pföhler (CDU) hatte Lewentz seinerzeit über die Lage im Kreisgebiet informiert. Der stellvertretende Kreisbrandinspekteur Cremer sagte den Ausschussmitglieder nun bei der Besichtigung der TEL, er könne sich nicht erinnern, Pföhler schon vor diesem Politikertermin in der damaligen Einsatzzentrale gesehen zu haben.

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Schon bald nach der Katastrophe hatte es massive Kritik an den Entscheidungen der Einsatzleitung gegeben - zum Beispiel von Cornelia Weigand (parteilos), der damaligen Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, die inzwischen Landrätin des Kreises Ahrweiler ist.

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Der Untersuchungsausschuss soll klären, welche Versäumnisse es bei der Flutkatastrophe Mitte Juli gab und wer dafür verantwortlich ist. Die Flut hatte in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 für verheerende Zerstörungen gesorgt, 135 Menschen starben alleine in Rheinland-Pfalz.

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