Liberale stimmen sich auf den Bundestagswahlkampf ein

FDP-Vize Vogel: Mehr Freiheit wagen – ganz ohne Kettensäge

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Von Autor/in Vieweger, Hans-Joachim

Umfragen sehen die FDP aktuell unter der 5-Prozent-Hürde. Die Partei setzt in dieser Situation ganz auf die Wirtschaftspolitik. Den Lindner-Satz "Mehr Musk und Milei wagen" versucht man aber zu entschärfen.

Eigentlich hätte sich Elon Musk für die Aussage von Christian Lindner, man müsse "mehr Musk und mehr Milei wagen" ja mit einer Wahlempfehlung für die FDP bedanken müssen. Hat er aber nicht. Stattdessen hat der Tesla-Gründer zur Wahl der AfD aufgerufen und das in einem Zeitungsbeitrag begründet.

"Gefährlicher Quatsch", dem man entschieden widersprechen müsse, sagt dazu der stellvertretende FDP-Vorsitzende Johannes Vogel im ARD Interview der Woche. Schließlich würde die AfD Deutschland wirtschaftlich "ins Verderben führen". Zugleich wirbt Vogel für Differenzierung: Man könne durchaus Bewunderung für die Leistung von Elon Musk als Unternehmer haben, auch wenn seine politischen Aussagen teilweise gefährlich und falsch, manchmal auch nur dummes Zeug seien.

Hans-Joachim Vieweger, ARD-Hauptstadtkorrespondent und Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP
Hans-Joachim Vieweger, ARD-Hauptstadtkorrespondent und Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP

In diesem Sinn interpretiert Vogel auch die Lindner-Aussage zum argentinischen Staatspräsidenten Javier Milei. Wenn Milei den menschengemachten Klimawandel leugne, sei dem klar zu widersprechen. Doch Mileis Konzept für mehr Markt und weniger Staat zeige erste Erfolge. Entscheidend aber sei, es als Gesellschaft erst gar nicht so weit kommen zu lassen wie in Argentinien, wo die Wahl Mileis eine Reaktion auf Wirtschaftskrise und Hyper-Inflation war. Deshalb plädiere er, Vogel, dafür, rechtzeitig mehr Freiheit zu wagen – "dann braucht man auch keine Kettensäge".

Vogel: Wir führen keine Personaldebatten

Auch wenn sich aus diesen Worten eine vorsichtige Distanzierung zu den Aussagen von Parteichef Lindner herauslesen lässt – Kritik an Lindner ist aus Vogels Mund nicht zu hören. Im Gegenteil: Vogel wirbt für Geschlossenheit der FDP. Personaldebatten würden der Partei nur schaden – das habe die Zeit zwischen 2009 und 2013 gezeigt.

Zur Frage, ob es eine Ehre für ihn sei, immer mal wieder als möglicher Nachfolger von Christian Lindner genannt zu werden, sagt Vogel: "Die Frage ehrt mich. Gleichzeitig stellt sie sich gerade nicht, sondern Christian Lindner ist unser Parteivorsitzender und Spitzenkandidat. Und er hat meine volle Unterstützung und gemeinsam werben wir jetzt für eine Wirtschaftswende."

FDP setzt auf schwarz-gelb

Wie Lindner sieht auch Vogel die größten inhaltlichen Gemeinsamkeiten mit der Union. Angesichts eines volatilen Wählerverhaltens könne man nicht ausschließen, dass Union und FDP zusammen auf eine absolute Mehrheit der Mandate im Parlament kämen. Was freilich voraussetzt, dass die Liberalen am 23. Februar den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen. Wer sich länger in der FDP engagiere, wisse, dass es der Liberalismus in Deutschland traditionell etwas schwerer habe als in anderen Gesellschaften. Doch Vogel schließt sich dem Ziel von Parteichef Lindner an, wieder auf ein zweistelliges Ergebnis zu kommen: "Ich glaube, dass ganz viel möglich ist." Trotz all der Debatten um die Ampel und die Frage, inwieweit die FDP das Ampel-Aus provoziert habe. Jetzt müsse man den Blick nach vorne richten.

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Vieweger, Hans-Joachim