Die Menschen in Gundelfingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) stimmen darüber ab, ob eine Straßenbahn durch die 12.000 Einwohner-Gemeinde fahren soll. Das Schienennetz der Nachbarstadt Freiburg im Breisgau endet zurzeit an der Gundelfinger Stadtgrenze und würde zu diesem Zweck - auf Kosten von Bund und Land - um zwei Kilometer verlängert.

"Na endlich!", dachte ich bei der Lektüre des SWR Aktuell-Artikels zum Thema. Ich hatte in den 90er-Jahren in Gundelfingen gewohnt und viel Zeit an Haltestellen verbracht, weil die Freiburger Straßenbahn an der Gemarkungsgrenze umkehrt. Deshalb fehlt mir jedes Verständnis für den Widerstand, den auch in Gundelfingen eine auf dem Silbertablett servierte Straßenbahnlinie erfährt. Vergleichbare Projekte zum Beispiel in Mainz/Wiesbaden oder Tübingen sind an Bürgerentscheiden gescheitert.
Widerstand gegen jahrelange Baustelle
In Gundelfingen redet, wie schon in Tübingen, Sankt Florian kräftig mit. Gegner des Straßenbahn-Projekts treten für den Klimaschutz ein, wollen aber keine jahrelange Baustelle vor der Tür. Ihr Einfühlen in das Wohl kommender Generationen fällt bei erster Gelegenheit durch. Andere Gegner erklären die Straßenbahn für umweltfreundlich, aber rückständig, und fordern ein eng getaktetes E-Bus-Netz. Ein solches Netz ist störanfälliger und braucht mehr Personal, aber es bleibt alles beim Alten.
Mich lehrt das Tübinger und vielleicht demnächst Gundelfinger Beispiel, wann ein Bürgerentscheid sinnvoll sein kann und wann nicht. Menschen sollen gefragt werden, wenn es um ein Kunstwerk oder Einkaufszentrum geht. Aber niemals bei Projekten, deren Bedeutung über den eigenen Zeithorizont hinausgeht.