Beim Bürgerentscheid zur Stadtbahn-Innenstadtstrecke hatten in Tübingen im vergangenen Jahr 57 Prozent gegen die Innenstadtstrecke gestimmt. Die sollte als Teil der Regionalstadtbahn Neckar-Alb durch die Tübinger Innenstadt führen. Doch die Mehrheit der Tübinger Bürgerinnen und Bürger war dagegen. Die Stadt Tübingen hatte für eine Innenstadtstrecke geworben, die Gegner hatten viele Nachteile aufgezeigt. Nach der Niederlage hatte die Stadtverwaltung eine Umfrage beim Meinungsforschungsinstitut in Allensbach in Auftrag gegeben.
Sachliche Argumente haben zur Meinungsfindung geführt
Dabei kam heraus, dass vor allem sachliche Argumente gegen diese Strecke zur Meinungsfindung geführt haben. Die Gründe für die Ablehnung seien zwar vielfältig. Die Tübinger haben aber überwiegend die Nachteile einer Innenstadtstrecke gesehen und sind von den Chancen nicht überzeugt gewesen. Als Vorteil hatten die Befürworter, darunter die Stadtverwaltung, die schnelle Anbindung an die Kliniken und eine Erleichterung für Pendler gesehen. Auch Klimaschutzgründe seien ausschlaggebend gewesen. Die Gegner haben vor allem den Nutzen der Innenstadtbahn angezweifelt. Gastronomie, Handel und Gewerbe hätten aber in der Bauphase gravierende Nachteile.
Denn die Strecke war durch die Mühlstraße, einem engen Nadelöhr der Tübinger Innenstadt geplant. Und da zeigt sich laut der Meinungsforscher auch der Generationen-Unterschied. Während die Jungen überwiegend für die Innenstadtstrecke gestimmt haben, hat die ältere Generation mit noch größerer Mehrheit das Bauprojekt abgelehnt.
Kritik an Umfrage
Es gab auch Kritik an der Umfrage, etwa weil die Stadt nach dem Bürgerentscheid nochmal Geld dafür ausgegeben hat. Daher fragen Kritiker, welchen Nutzen die zusätzliche Meinungsumfrage nun für die Stadtverwaltung hat. Der Nutzen liegt darin, dass die Stadt jetzt weiß, warum die Innenstadtstrecke abgelehnt wurde. Dass es zum Beispiel auch daran lag, dass die Wahlbeteiligung der jüngeren Generation, die ja überwiegend für das Bauprojekt gestimmt hat, geringer war. Und dass es nicht gelungen ist, die Kritiker oder die Unentschlossenen von dem Nutzen einer solchen Strecke zu überzeugen.

Ergebnisse der Meinungsforscher werden weiter untersucht
Der Verwaltungsausschuss des Tübinger Gemeinderats wird die Ergebnisse der Allensbach-Untersuchung noch ausführlicher in weiteren Sitzungen diskutieren. Der Zweckverband Regionalstadtbahn hatte schon kurz nach dem Bürgerentscheid angekündigt, bei weiteren neu zu bauenden Strecken, etwa der durch die Innenstadt von Reutlingen, um die auch heftig gestritten wird, verstärkt auf Bürgerbeteiligung zu setzen, damit das Gesamtprojekt am Ende zu einem möglichst leistungsfähigen Netz ausgebaut werden kann.