Extreme Trockenheit, niedrige Wasserstände von Flüssen und Seen, Grundwasserstände so tief wie seit langem nicht mehr und höchste Waldbrandgefahr: Ein Hoch bestimmt mit sehr heißer Luft derzeit das Wetter in Baden-Württemberg, die Menschen im Land erleben eine der bislang heißesten Phasen dieses Sommers. Aufrufe zum Bäume-Gießen in der Stadt und ein Hitzebus im Einsatz für Bedürftige sollen Folgen der Hitze mildern.
- Höchstwert bisher bei knapp 38 Grad
- Tipps gegen Hitze
- Hohe Waldbrandgefahr
- Hitzebus in Stuttgart
- Niedrigwasser in Seen und Flüssen
- Niedriger Grundwasserstand
- Wassertemperaturen machen Tieren Probleme
Höchstwert am Donnerstag bisher bei knapp 38 Grad
Baden-Württemberg erlebt den Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle: In Waghäusel (Landkreis Karlsruhe) wurde am Donnerstagnachmittag mit 37,9 Grad der höchste Wert im Land gemessen. Bis zum frühen Abend könne sich der Wert aber noch steigern, erläuterte ein Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Für Stuttgart sagte der DWD ein Temperaturspektrum von 35 bis 38 Grad voraus. Am Nachmittag zeigte das Thermometer dort 36,3 Grad. Am Bodensee und in Oberschwaben erwartete der Wetterdienst am Donnerstag bis zu 34 Grad. Im Hegau verzeichnete man am Nachmittag schon 36,4 Grad.
Für Lörrach und Baden-Baden sagten Meteorologen Temperaturen von 39 Grad voraus - "vielleicht gibt es örtlich sogar 40 Grad", so SWR-Wetter-Experte Sven Plöger. Die Temperaturen steigen also in rekordverdächtige Bereiche.
Schon am Mittwoch war es sehr sonnig. In Bad Mergentheim (Main-Tauber-Kreis) wurde mit knapp 36 Grad die Höchsttemperatur im Land gemessen, wie der DWD am Mittwoch vorläufig mitteilte. In vielen Städten wurde die 35-Grad-Marke erreicht. In der Nacht kühlte es langsam auf 21 bis 13 Grad ab.
Die Menschen gehen mit den Temperaturen ganz unterschiedlich um, wie Eindrücke aus dem Land zeigen.
Am Freitag Gewitter, am Samstag kühler
Eine Entlastung für die hitzegeplagten Menschen in Baden-Württemberg zeichnet sich zum Wochenende ab. Am Freitag wird laut DWD aus dem Nordwesten eine Kaltfront durchziehen, die böigen Wind mitbringt. Regional wird mit Gewittern gerechnet, die auch mit Starkregen mit bis zu 40 Liter pro Quadratmeter, Hagel und Sturmböen einhergehen können. Für Samstag prognostiziert der Wetterdienst mit 27 Grad deutlich kühlere Temperaturen als in den Tagen zuvor.
SWR-Wetterexperte gibt Tipps
Bei Hitze gibt es einiges, was beachtet werden sollte. SWR-Wetterexperte Andreas Machalica erläutert es im Interview mit SWR1-Moderatorin Petra Klein.
Waldbrandgefahr: Feuer- und Grillstellen gesperrt
Mangels Regen ist die Waldbrandgefahr wieder sehr groß: In weiten Teilen Baden-Württembergs galten am Mittwoch die beiden höchsten der fünf Warnstufen. Am Donnerstag verschärft sich die Lage noch einmal, bevor sie sich, nach den erwarteten Schauern, zum Wochenende hin wieder entspannen soll. Manche Behörden wie das Landratsamt Freudenstadt sperrten aus Sicherheitsgründen Feuer- und Grillstellen in Wäldern.
Die Stadt Freiburg ruft die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, die Stadtbäume zu gießen. Denn die leiden unter der enormen Trockenheit. Das Garten- und Tiefbauamt komme mit dem Gießen nicht hinterher, sagte die Leiterin Jutta Hermann-Burkart dem SWR.
Hitzebus für Bedürftige in Stuttgart
Wegen der teils tropischen Temperaturen schickt Stuttgart einen Hitzebus für Bedürftige auf die Straße. Ehrenamtliche des Deutschen Roten Kreuzes und aus Stuttgart sollen damit ab sofort an Tagen mit Temperaturen über 32 Grad Celsius rund zwei Stunden täglich durch die Stadt fahren, um unter anderem Obdachlose mit Wasser und Hilfsmitteln wie Sonnencreme zu versorgen.
Angebot für Bedürftige Trinkwasser und Sonnencreme: Hitzebus soll Obdachlosen in Stuttgart helfen
In Stuttgart fährt ab sofort an besonders heißen Sommertagen ein Hitzebus des DRK durch die Stadt, um obdachlosen Menschen zu helfen. Bislang war er nur auf Probe im Einsatz.
Niedrigwasser an Großteil der Gewässer in BW
An 80 Prozent der Gewässer in Baden-Württemberg herrscht derzeit Niedrigwasser (Stand: 4.8.). "Die Niederschläge Ende vergangener Woche im Südosten des Landes führten in den betroffenen Gebieten nur zu einem vorübergehenden, leichten Anstieg der Wasserstände", heißt es bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe. Von Januar bis Juli seien nur rund 70 Prozent des früher üblichen Niederschlages gefallen. Zudem sei die Luft überdurchschnittlich warm gewesen.
Als Konsequenz gibt es mancherorts wieder Wasserentnahmeverbote. Der Landkreis Calw etwa untersagt den Menschen ab Donnerstag bis Ende September, größere Wassermengen aus den Gewässern zu entnehmen. Im Bodensee schwimmt wegen des Niedrigwassers und wegen der hohen Temperaturen vor Langenargen und Eriskirch ein grüner Algenteppich. Viele Badegäste schreckt das ab. Das Naturschutzgebiet Taubergießen im Ortenaukreis verzeichnet ebenfalls extremes Niedrigwasser.
Eine weitere Folge des Niedrigwassers: Teilweise müssen Fähren ihren Betrieb einstellen. Für Menschen, die etwa die Fähre zwischen Mannheim und dem rheinland-pfälzischen Altrip auf dem Rhein nutzen, bedeutet dies Umwege. Wie der Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip GmbH, Jürgen Jacob, der Deutschen Presse-Agentur sagte, betrifft dies mehr als 2.000 Menschen pro Tag. Auch zwischen Eggenstein-Leopoldshafen (Kreis Karlsruhe) und Leimersheim in Rheinland-Pfalz verkehrt aktuell keine Fähre.
Ungewöhnlich wenig Wasser im Rhein Wegen Niedrigwasser: Rheinfähre Altrip stellt Betrieb ein
Das Niedrigwasser im Rhein macht den Betreibern der drei Fähren in der Pfalz zu schaffen. Sie bringen sowohl Berufspendler als auch Ausflügler über den Rhein. Zwei Fähren haben den Betrieb aber bereits eingestellt.
Grundwasserstände vielerorts auf langjährigem Tief
Die Grundwasserstände haben nach Auskunft der LUBW vielerorts für den Juli die niedrigsten Werte seit 30 Jahren erreicht. Wegen der anhaltenden Trockenheit und der hohen Lufttemperaturen habe sich im vergangenen Monat auch kein Grundwasser in nennenswertem Umfang neu gebildet, teilte die LUBW am Dienstag in Karlsruhe mit.
Anfang August überwiegen in Baden-Württemberg den Angaben zufolge niedrige Grundwasserverhältnisse. "Aufgrund der aktuellen Randbedingungen sollte von weiteren Rückgängen in den kommenden Wochen ausgegangen werden." Die Fachleute rechnen damit, dass sich bis zum Herbst kein nennenswertes Grundwasser neu bilden wird. Großräumige Engpässe in der Wasserversorgung seien aufgrund der momentanen Beobachtungen aber nicht absehbar.
Zu warme Flüsse und Seen - Wassertiere gefährdet
Der Rhein etwa in Mannheim wird heißer und heißer. Steigt die Wassertemperatur weiter an, könnte sie bald die 29-Grad-Marke knacken. Das ist vor allem für die Tiere im Fluss ein Problem, denn bei einer solch hohen Temperatur sinkt der Sauerstoffgehalt des Gewässers. Den Sauerstoff brauchen die Tiere aber zum Überleben.
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