Der Wert am Temperatur-Messgerät in einem Arztzimmer der Uniklinik Tübingen steigt und steigt - bis auf 32 Grad. Das berichtet der Klinik-Personalrat. Auf so manchen Stationen, etwa in der Kinderklinik oder der Medizinischen Klinik, werde die Hitze für Patienten und Patientinnen teils unerträglich, beschreibt Personalrätin Dorothea Baumann. Das Hitzeproblem beschäftigt die Klinikleitung schon lange. Abhilfe ist längst geplant, lässt aber seit zwei Jahren auf sich warten.

Um die Hitze in den Griff zu bekommen, hatten sich alle Beteiligten an einen Tisch gesetzt: der Klinikvorstand, die Arbeitssicherheit, die Beschäftigten, das Gebäudemanagement und einige mehr, berichtet Baumann. Erfreulich sei gewesen, dass der Wille, etwas zu verbessern, bei allen spürbar war. Doch seither ist aus Sicht des Personalrats zu wenig passiert.
Kühlgeräte für ältere Gebäude erst nächsten Sommer
Er könne die Kritik verstehen und bedaure die Entwicklung, sagte Markus Till auf Nachfrage des SWR. Till ist Chef der Bauplanung für das Tübinger Uniklinikum. Eigentlich, erklärte er, hätten in der Medizinischen Klinik schon längst Umluftkühlgeräte eingebaut werden sollen. Das Geld stehe bereit, die Firma sei beauftragt, doch es gebe Verzögerungen. Corona sei ein Grund, aber auch Lieferkettenprobleme würden dazu führen, dass das Material nicht rechtzeitig auf die Baustellen komme. Er hofft, das die Klimageräte für die älteren Gebäude im Herbst 2022 eingebaut werden können und im nächsten Sommer für Kühlung sorgen.
Rohre in der Wand und Fußbodenheizungen sollen künftig kühlen
Dass ausgerechnet Fußbodenheizungen für Kühlung sorgen sollen, klingt zunächst paradox. Aber laut Bauplaner Till kann das funktionieren. Bei richtiger Planung, etwa für einen Neubau, kann man kaltes Wasser durch den Fußboden laufen lassen. Als weitere Variante einer Wasserkühlung führt er Rohre in Wänden an, die Wärme aus dem Gebäude ziehen. Für die neue Pathologie plant Till, Sonnen- und Klimaschutz zu kombinieren. Außen angebrachte Photovoltaikelemente sollen die Sonnenstrahlen abfangen und gleichzeitig Strom liefern.
Land soll Geld für Hitzeschutz in Tübingen bereitstellen
Was für Neubauten vielversprechend klingt, hilft auf die Schnelle bei der aktuellen Hitze aber nicht. Außerdem, so Personalrätin Baumann, würden viele Beschäftigte in alten Gebäuden arbeiten. Manche hätten nicht mal Jalousien an den Fenstern. Eine andere schnelle Verbesserung könnte Hitzeschutzfolie bringen. Die Klinik-Bauten nachzurüsten, koste aber viel Geld. Deshalb fordert sie von der Landesregierung, zusätzliches Geld für solche Lösungen bereitzustellen.