Die Unternehmen in Baden-Württemberg sind mit ihrer wirtschaftlichen Lage im Moment weniger zufrieden als vor einem Jahr. Das zeigt eine aktuelle Konjunkturumfrage des Industrie- und Handelskammertag (IHK) mit Sitz in Stuttgart. Demnach bezeichnen nur 31 Prozent der Betriebe ihre Lage als "gut". Das sind laut Umfrage drei Prozentpunkte weniger als im Januar dieses Jahres und 10 Prozentpunkte weniger als im Frühsommer 2023. Insgesamt nahmen 3.327 Unternehmen verschiedener Branchen an der landesweiten Konjunkturumfrage teil.
18 Prozent der Unternehmen bewerteten laut der Umfrage ihre Situation als "schlecht". Dies sei eine Zunahme von zwei Prozentpunkten zur Umfrage Anfang des Jahres und zehn Prozentpunkten zum Vorjahr.
Vor einem Jahr waren die Unternehmen im Land noch deutlich optimistischer:
Export zieht wieder an, Bauboom ist vorbei IHK: Unternehmen in BW wieder optimistischer
Die Frühjahrsprognose des Industrie- und Handelskammertags BW fällt positiver aus als erwartet. Statt der Energiekrise treibt die Firmen zuvorderst wieder der Fachkräftemangel um.
Geschäftserwartungen trotz leichter Besserung pessimistisch
Auch die Geschäftserwartungen bleiben trotz leichter Verbesserung laut der Konjunkturumfrage negativ und liegen unter dem langjährigen Mittel. Mit 26 Prozent geht demnach mehr als jeder vierte Betrieb davon aus, dass sich seine Lage in den kommenden zwölf Monaten verschlechtert (Jahresbeginn: 29 Prozent). Fast ein Fünftel (19 Prozent) rechnet dagegen mit einer Besserung.
BWIHK-Präsident: Ergebnisse sind "Weckruf für die Politik"
Der baden-württembergische IHK-Präsident Christian Erbe sagte, der Trend zur Stagnation scheine im Land ungebrochen. Viele Weltmärkte zeigten derzeit Zeichen des Aufschwungs, aber die Bremsen der Konjunktur säßen fest.
Zusammengefasst seien die Aussichten der hiesigen Wirtschaft bedrückend. "Die strukturellen Probleme belasten unsere Unternehmen weiterhin und dämpfen zusammen mit steigender Bürokratie und der Verunsicherung über die unstete Wirtschaftspolitik die Nachfrage nach Investitions- wie Konsumgütern bedenklich", sagte Erbe. Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage müssten jetzt ein deutlicher Weckruf für die deutsche wie auch europäische Politik sein.
FDP sieht Landesregierung in der Pflicht
Die wirtschaftliche Stagnation ist aus Sicht der FDP-Fraktion im Landtag auch ein Problem falscher Landespolitik. Die Landesregierung müsse die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft verbessern, sagte Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. So gehören das Landestariftreue- und Mindestlohngesetz sowie das Bildungszeitgesetz abgeschafft. Zudem solle das Vergaberecht und die Ausweisung von Gewerbe- und Industrieflächen vereinfacht werden.
Auch die Empfehlungen des Normenkontrollrats zur Entbürokratisierung und weitere Vorschläge der FDP-Fraktion warten laut Rülke noch auf ihre Umsetzung. "Wenn die grün-schwarze Landesregierung wollte, könnte sie in wenigen Wochen die Situation im Land spürbar verbessern. Ihr aber genügt es, mit wohlfeilen Allgemeinplätzen und Absichtserklärungen ambitionslos die Ära Kretschmann auslaufen zu lassen", sagte Rülke.