Martin ist bereit - der junge Mann steht im Tor, Beine breit, fokussierter Blick nach vorne. Eine Reihe von Fußballspielerinnen und -spielern stehen für den Elfmeter bereit. Der erste Spieler schießt - und: Martin hält den Ball!

Martins Vorbilder: Die Torwarte Manuel Neuer und Sven Ulreich. "Das sind meine Lieblings-Torhüter, die haben noch einen Jahr Vertrag und dann haben die vorbei beim FC Bayern", sagt er. Könnte er sich vorstellen, anstelle von Neuer als Torwart bei Bayern München einzusteigen? "Schön wärs, aber die Lebenshilfe braucht mich als Torhüter."
Menschen mit und ohne Behinderung trainieren zusammen
Die Lebenshilfe Oberes Nagoldtal - die inklusive Fußballmannschaft wurde 2017 vom SV Vollmaringen und der Lebenshilfe gegründet. Normalerweise spielen auch Menschen ohne Behinderung mit - das ist dieses Mal aber nicht der Fall. Saskia kickt auch wieder mit. Sie ist begeistert:
Ich komm gern zum Training hier, weil's auch Spaß macht und Abwechslung ist. Das ganze Team ist gut.

Am Rand des Spielfelds steht Jürgen Kistner und schaut beim Training zu. Der Mann mit dem weißen Bart und der Brille ist stolz auf das, was der SV Vollmaringen beim Thema Inklusion bisher alles geleistet hat. Startschuss war 1986, als der Verein das erste Sportfest für Menschen mit und ohne Behinderung organisierte. Ganz zu Beginn waren sich viele im Verein nicht sicher, wie so ein inklusives Fest funktioniert. "Aber dann haben unsere Kinder uns das vorgemacht, wie das laufen kann. Die sind aufeinander zugegangen und dann war das Eis gebrochen."
SV Vollmaringen will andere Vereine inspirieren
Seitdem engagiert sich der Verein für Inklusion. Seit Jahren veranstaltet der SV Vollmaringen inklusive Fußballturniere und Sportfeste. Seit 2022 gibt es dank des SV Vollmaringen die ELB Inklusionsliga Nordschwarzwald. Jetzt steht auch noch ein barrierefreier Spielplatz neben dem Fußballplatz. Der Rasen hier ist frisch angepflanzt, die Geräte neu gekauft. Schaukeln, Rutschen, Karussell, alles auch für Rollstuhlfahrer geeignet.
Jürgen Kistner wünscht sich, dass sich mehr Vereine für Inklusion engagieren: "Das muss auch kein Spielplatz sein, da reicht es, auch mal eine Spielgruppe zu machen oder zu ermöglichen, dass ein behinderter Mensch beim Sport mitmacht, ohne dass eine separate Gruppe gebildet werden muss. Das ist ein ganz hohes Ziel." Momentan werde noch zu wenig für Inklusion getan.
Beim SV Vollmaringen konzentriert man sich deshalb auch auf die kleinen Erfolge. Kurz vor Ende des Trainings gibt es für Saskia noch ein Highlight: "Ich hab ein Tor geschossen, das war gut. Und jetzt bin ich kaputt und freu mich auf das nächste Training."