Einer der renommierten Leibniz-Preise für 2023 geht an den Tübinger Wissenschaftler Lars Angenent.

Aus Abfall oder CO2 Methan oder Proteine erzeugen

Leibniz-Preis für Umweltbiotechnologen Lars Angenent aus Tübingen

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Ulrike Mix

Lars Angenent erhält den bedeutendsten deutschen Forschungspreis, den mit 2,5 Millionen Euro dotierten Leibniz-Preis. Er macht an der Uni Tübingen unter anderem aus Abfall Energie.

Im Forschungslabor von Lars Angenent arbeiten diverse Mitarbeiter. Doch die eigentlichen Stars, die Mikroben, sieht man nicht. Die sind nur unter dem Mikroskop zu erkennen: Bakterien, Viren, Pilze. Genau wie die Mikroben im menschlichen Darm nutzen sie Nahrung, um daraus Energie zu machen. Ihre Nahrung ist das, was wir gemeinhin als Abfall bezeichnen.

Im Labor des Tübinger Leibniz-Preisträgers Lars Angenent verwandeln Mikroben Milchsäure in Capronsäure.
Im Labor des Tübinger Leibniz-Preisträgers Lars Angenent verwandeln Mikroben Milchsäure in Capronsäure.

Leibniz-Preisträger Angenent nutzt Sauermolke

Lars Angenent und sein Team am Geo- und Umweltforschungszentrum der Universität Tübingen füttern die Mikroben zum Beispiel mit Sauermolke. Die entstehe, wenn Joghurt gemacht werde, sagt Angenent. In der Regel werde sie weggekippt. In mehreren Schritten wird aus der Sauermolke Capronsäure. Die könne man aufbereiten und vielseitig verwenden: Man könne sie essen, Tierfutter beimischen oder Treibstoff daraus machen.

Klimaschädliches CO2 wird in Tübingen im Labor zu Methan

In einem anderen Projekt wird aus dem klimaschädlichen Gas Kohlendioxid (CO2) mit Hilfe von Wasserstoff und Mikroben Methan gewonnen. Lars Angenent hofft, dass seine Forschung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Wenn es gelänge, das Kohlendioxid in großem Stil aus der Atmosphäre zu holen und es quasi zu recyceln, könnte ein großes aktuelles Problem gelöst werden.

"Wir haben ein CO2-Problem. Wir haben zu viel CO2 und müssen es loswerden. Wenn man aus CO2 Methan macht, dann hat man ein erneuerbares, natürliches Gas gewonnen."

Lars Angenents Vision von der Zukunft ist, dass es auf der Welt keinen Abfall mehr gibt und dass alles recycelt wird. Mikroben könnten dabei einen entscheidenden Beitrag leisten.

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