Sie sind klein, flauschig und es werden mehr und mehr: seltene Mückenfledermäuse. Sie haben im vor sechs Jahren geschlossenen Hallenbad in Kehl (Ortenaukreis) ein neues Zuhause gefunden. Einfach vergrämt werden dürfen sie nicht, denn die Art ist streng geschützt. Was also tun? Die Tiere sollen neuen Wohnraum in der Nachbarschaft bekommen - in der Hoffnung, dass sie freiwillig umziehen.
Hunderte Mückenfledermäuse leben hinter der Fasse des brüchigen Betons. Die Tiere nutzen die Hohlräume in der Fassade schon seit Jahren. Sie sind nur wenige Zentimeter groß und gelangen so in Bereiche, die für Menschen nicht zugänglich sind. Sie bringen in dem maroden Gebäude ihre Jungen zur Welt, nutzen es aber auch als Winterquartier.
Gute Orientierungsmöglichkeiten in der Umgebung
2018 bezifferten Fachleute aus Freiburg die Population auf mehr als 600 Tiere. Im Juli 2023 zählten sie dann rund 900 erwachsene Weibchen und flugfähige Jungtiere - mit Hilfe von Nachtsichtgeräten und Fledermausdetektoren. Die wenig bebaute Umgebung und der Baumbestand drumherum sind für die Tiere wohl ein idealer Lebensraum. Er biete ihnen gute Leitstrukturen zum Rhein und zur Kinzig hin, schreibt die Stadt. Das Quartier sei mit den umliegenden Jagdgebieten gut vernetzt, heißt es in einem Gutachten.
Tiere sollen in Fassadenkästen umziehen
Weil eine Vergrämung der Fledermäuse nicht in Frage kommt, das marode Gebäude aber abgerissen werden soll, bringen die Technischen Dienste Kehl jetzt Feldermauskästen an. Die Neubauten können als Kinderstube für 6.000 Tiere dienen. Dazu kommen noch Module als Winterquartiere. Damit will die Stadt den Fledermäusen ein attraktives neues Zuhause schaffen.
Ob das bei den Fledertieren auch wirklich gut ankommen wird? Die Experten aus Freiburg schreiben dazu in ihrem Gutachten: "Ganz generell kann es mehrere Jahre dauern, bis eine Fledermauswochenstube neue Quartiersmöglichkeiten annimmt."