Im Epilepsiezentrum des Universitätsklinikums Freiburg ist 2022 der weltweit erste minimalinvasive Hirnschrittmacher für Epilepsiepatienten zugelassen worden. Denn bei mehr als 250.000 Epilepsiepatienten und -patientinnen in Deutschland helfen Medikamente nicht oder nicht ausreichend.
21-jährige Patientin hofft auf Besserung
Auch Lena hofft, dass der Hirnschrittmacher ihr hilft. Die 21-Jährige ist zusammen mit ihrer Mutter extra aus Hamburg angereist, um in Freiburg ihre Epilepsie behandeln zu lassen. Der Hirnschrittmacher soll dafür sorgen, dass es zu weniger starken und weniger Anfällen kommt.
Für Lena ist es nicht der erste Klinikbesuch. Medikamente nimmt sie seit Jahren. Die Krampfanfälle, die sie seit ihrem achten Lebensjahr begleiten, sind seither weniger geworden, die Aussetzer nicht. Und die schränken sie ein. Ihr Traumberuf sei Rettungssanitäterin gewesen, den sie allerdings wegen ihrer Erkrankung nicht ausüben könne, erzählt Lena. Auch einen Führerschein kann sie wegen der Anfälle nicht machen.
So funktioniert der Hirnschrittmacher
Der Leiter des Epilepsiezentrums des Freiburger Uniklinikums, Professor Schulze-Bonhage und sein Team, haben die europäischen Zulassungsstudien für das neue Gerät durchgeführt. Seit vergangenem Jahr darf der Hirnschrittmacher eingesetzt werden.
Schulze-Bonhage erklärt, was bei der OP geschieht: "Der Schrittmacher besteht aus zwei Teilen, einer Elektrode und aus einem Pulsgeber. Die Elektrode wird auf dem Schädel befestigt, genau an der Stelle, wo die epileptischen Anfälle entspringen. Dort sendet er elektrische Impulse aus, die dann dazu führen, dass es weniger häufig und auch weniger schwere Anfälle geben kann."
Der Pulsgeber wird am Brustmuskel befestigt und gibt den Takt für die elektrischen Impulse vor. Zusätzlich können die Patienten den Hirnschrittmacher auch selbst aktivieren, wenn sie merken, dass sich ein Anfall ankündigt. Das Epilepsiezentrum in Freiburg forscht aktuell auch an der Weiterentwicklung.
Nach Heilprozess wird Hirnschrittmacher eingeschaltet
Auch Lena wurde von einem Ärzteteam der Uniklinik Freiburg ein Hirnschrittmacher minimalinvasiv eingesetzt. Nach einer Stunde ist die Operation bereits beendet. Danach ist Lena noch geschwächt, aber sie gibt sich optimistisch.
Der Hirnschrittmacher ist erfolgreich implantiert, eingeschaltet wird er erst in einem Monat. Die OP-Wunde muss erst richtig heilen, dann können die Ärzte sehen, ob die neue Technologie Lena helfen wird. Damit Lenas Traum wahr wird: Selbstbestimmter leben zu können, ohne Angst vor Aussetzern. Vielleicht kann sie dann doch noch ihren Führerschein machen und Rettungssanitäterin werden, wie sie es sich gewünscht hat.