Das Foodsharing-Café "Raupe Immersatt" in Stuttgart

WWF-Aktionstag "Restlos genießen"

Wie Menschen in Südbaden Lebensmittel vor dem Müll retten wollen

Stand
Autor/in
Jessica Hans
Marion Eiche

Mit einem Aktionstag ruft die Naturschutzorganisation WWF dazu auf, Lebensmittel zu teilen, statt wegzuwerfen. Foodsharing gibt es auch vielerorts in Südbaden, etwa in Todtmoos.

Immer noch werden jedes Jahr tonnenweise Lebensmittel weggeworfen, obwohl sie noch gut sind und schmecken. Darauf soll der Aktionstag "Restlos genießen" der Umweltorganisation WWF an diesem Mittwoch in Berlin aufmerksam machen. In Baden-Württemberg gibt es viele Initiativen, die sich das ganze Jahr über gegen die Verschwendung von Lebensmitteln richten - zum Beispiel die, bei der sich Sina Bayer aus Südbaden engagiert.

Sie ist seit eineinhalb Jahren als Lebensmittelretterin in Südbaden bei der Foodsharing-Bewegung aktiv. Regelmäßig holt Sina Bayer übrig gebliebene Lebensmittel oder abgelaufene Ware von Supermärkten aus der Umgebung ab, zum Beispiel im Supermarkt von Edeka in Todtmoos (Kreis Waldshut). Diese behält sie entweder selbst oder verteilt sie an ihr Foodsharing-Netzwerk, an Freunde oder Verwandte. Sie arbeitet als Erzieherin und stellt auch an ihrem Arbeitsplatz eine Kiste mit gerettetem Essen hin. So können Eltern, Kinder und Kollegen sich bedienen. In größeren Gemeinden gibt es sogenannte Fairteiler, auch dort deponiert Sina Bayer ab und zu Lebensmittel.

"Ich habe jetzt hier einen Kofferraum voll von einem Abend, und wenn sich das summiert auf alle möglichen Supermärkte, Discounter oder auch Kleinbäcker, dann ist es eine enorme Menge."

Das Abholen und Verteilen von Lebensmitteln ist zeitaufwändig. Die Community der "Foodsaver" in der Region Südbaden, so schätzt Sina Bayer, hat mehr als 200 Mitglieder.

Auch die stellvertretende Marktleiterin der Edeka-Filiale in Todtmoos, Nicole Massaro, hilft mit: "Wir haben - Gott sei Dank - einen wirklich sehr humanen und sehr sozialen Chef", sagt Massaro. Das Team beteilige sich gerne an der Aktion. Unverkäufliche Lebensmittel abzugeben sei besser, als sie wegzuschmeißen, findet die Marktleiterin.

Aktionstag "Restlos genießen" gegen Verschwendung von Lebensmitteln

Das passiert allerdings immer noch zuhauf. Gemäß der Studie "Das große Wegschmeißen" der weltweiten Naturschutzorganisation WWF landen in Deutschland jedes Jahr 18 Millionen Tonnen Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch, Getreide und mehr im Müll. Deswegen hatte der WWF zum Aktionstag in Berlin mit einem großen Straßenfest geladen. Für das kostenlose "Dinner für 1.000" auf der Berliner Friedrichstraße waren nach Angaben des WWF bis Dienstag bereits rund sieben Tonnen gerettete Lebensmittel eingesammelt worden.

Obst- und Gemüseabteilung in einem Lebensmittelmarkt in Todtmoos
Obst- und Gemüseabteilung in einem Lebensmittelmarkt in Todtmoos

Foodsharing auch in Schulen Thema

Auch in Baden-Württemberg gibt es noch andere Foodsharing-Initiativen. Am Gymnasium Spaichingen (Kreis Tuttlingen) beispielsweise können sich Schülerinnen und Schüler mit kostenlosen Brötchen verpflegen. Der Automat mit Brötchen vom Vortag am Eingang der Schule ist das Ergebnis einer Facharbeit im Bereich Technik. Über vier Jahre hinweg haben mehrere Schülergruppen daran gearbeitet. Das Ziel der Schule: den Gymnasiasten nicht nur Theorie, sondern auch Praxis zu vermitteln.

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