Der viele Regen hat Viehweiden und Getreideäcker unter Wasser gesetzt.

Wann wird es endlich wieder sonnig?

Felder unter Wasser: Starkregen macht Landwirten zu schaffen

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Nikolaus Rhein
Nikolaus Rhein ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen.
Ulrike Liszkowski
Bild von SWR-Redakteurin Ulrike Liszkowski

Heftiger Regen hat auch in Südbaden Wiesen, Erdbeerfelder und eingesätes Ackerland unter Wasser gesetzt. Das bremst die Erdbeerernte und könnte auch beim Getreide kritisch werden.

Im Wonnemonat Mai hat heftiger Regen auch in Südbaden Viehweiden, Erdbeerfelder und eingesätes Ackerland überschwemmt. Auch wenn es andernorts noch viel heftiger regnete, hat der Dauerregen auch das südliche Baden-Württemberg getroffen. Die Nässe erschwert und verteuert unter anderem in Südbaden die Erdbeerernte. Und wenn die Felder nicht schnell abtrocknen, könne es zudem beim Getreide noch kritisch werden, warnt der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV). Denn die jungen Getreidepflänzchen vertrügen es nicht, tagelang tiefer im Wasser zu stehen.

Rückschlag im Getreideanbau: Junger Mais mag keine nassen Füße

Landwirt Thomas Huschle steht auf seinem nassen Acker in Achern (Ortenaukreis) und hofft, dass möglichst viele seiner jungen Mais-Keimlinge dem Wasser trotzen. Denn die Saison ist schon sehr weit fortgeschritten, es bleibt nicht mehr viel Zeit zum Nacharbeiten. Seine Kulturen stehen immer noch im Wasser. Wie groß die Schäden sind, wird er erst in den kommenden Tagen sehen.

Regen schädigt die Maiskeimlinge von Landwirt Thomas Huschle
Landwirt Thomas Huschle steht auf seinem teilweise überschwemmten Maisacker in Achern (Ortenaukreis).

Die Keimlinge, die jetzt hier im Wasser stehen, werden nicht überleben, die ertrinken. Wenn wir da eine Ernte haben wollen, müssen wir nachsäen, wenn wir können.

In den vergangenen zehn Tagen, sagt Landwirt Huschle, seien etwa 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Weil das ganze Frühjahr schon sehr nass gewesen sei, meint er, konnte der Boden den jüngsten Starkregen nicht mehr aufnehmen. Das hat am Freitag auch Landwirt Nick Köbel in Kehl (Ortenaukreis) erlebt: Nicht nur seine Getreideäcker stehen seitdem unter Wasser, er musste auch seine Rinderherde quasi aus einem Schwimmbad führen.

Regen überschwemmt Weide in Kehl
Landwirt Nick Köbel aus Kehl musste am Freitag 17 Rinder aus dem Wasser retten. Starkregen hat rund 40 Prozent seines Weide- und Ackerlands überschwemmt.

Landwirtschaftsverband hofft auf trockeneres Wetter

Laut Badischem Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) haben die meisten Landwirte die Mais- und Sojaaussaat schon abgeschlossen. Wer das bisher nicht machen konnte, für den werde es langsam knapp und umso wichtiger, dass die Felder schnell abtrocknen. Und nur das kann auch denen helfen, die schon gesät haben und nun um die Keimlinge bangen.

Die Pflanzenwurzeln brauchen Sauerstoff, sonst können sie keine Nährstoffe aufnehmen. Aber wenn die Pflanzen wirklich sechs, sieben Tage unter Wasser stehen, können sie das nicht überleben. Entscheidend ist, wie die Situation sich in den nächsten Tagen entwickelt.

Erdbeerbauern in großer Sorge: Qualität sinkt dramatisch

Im April rechneten Erdbeerbauern in Südbaden noch mit einer guten bis durchschnittlichen Ernte. Jetzt sagt BLHV-Sprecher Elsner: "Große Probleme haben wir gerade im Erdbeeranbau, Freilanderdbeeren leiden enorm unter der Nässe." Bei dem vielen Regen faulten die Früchte auf dem Feld und platzten teilweise auf. Auch das Ernten dauere länger. Denn die faulen Früchte müssen einzeln ausgelesen werden und die Äcker sind schlechter begeh- und befahrbar.

Man muss sich jede Frucht genau anschauen: Kann man die in den Handel geben oder muss es Verarbeitungsware werden? Da sind gerade viele Erdbeerbauern in großer Sorge.

Auch Winzer hoffen auf trockeneres Wetter

Im Weinbau breiteten sich schnell Pilzkrankheiten aus, wenn es zu lange zu feucht ist, gerade im Frühjahr. Solche Pilzkrankheiten könnten den Weinbau flächendeckend angreifen und zu großen Ernteverlusten führen, warnt der BLHV. Auch da sei entscheidend, wie schnell die Bestände nun wieder abtrocknen, beziehungsweise wie lange die feuchte Witterung noch anhält.

Mal zu viel, mal zu wenig Wasser - sind Landwirte nie zufrieden?

Etwas Kühle und Regen im Mai seien tatsächlich immer sehr gut für die Ernte, bestätigt BLHV-Sprecher Elsner und zitiert eine alte Bauernregel: "Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Korn und Fass." Aber die Wetterextreme nähmen zu, normale Bedingungen für den Pflanzenanbau seien immer seltener. Er sieht das als Folge des Klimawandels.

In den letzten Jahren zeigt sich, dass wir die Extreme teilweise überschreiten. Wir haben immer mehr zu viel Wasser oder viel zu wenig Wasser. Das zeigt, dass wir uns hier nicht auf den Klimawandel einstellen müssen, sondern dass wir ihn schon direkt vor Ort haben.

Unter diesen extremen Bedingungen, meint BLHV-Sprecher Elsner, sei Landwirtschaft auf eine verlässliche Art und Weise derzeit kaum noch möglich.

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