Hochschule weist Vorwürfe zurück

Uni Heidelberg hält an Physiker mit Verbindungen zur chinesischen Rüstungsindustrie fest

Stand

Die Uni Heidelberg arbeitet Berichten zufolge mit einem chinesischen Forscher zusammen, der Verbindungen zur chinesischen Rüstungsindustrie haben soll. Kritik daran weist sie zurück.

Ein chinesischer Quantenforscher mit mutmaßlichen Verbindungen zu Rüstungskonzernen in China arbeitet bis heute als Honorar-Professor an der Universität Heidelberg - obwohl das Labor seiner Forschungsgruppe in China seit 2021 auf der US- Sanktionsliste steht. Das berichten das Recherchezentrum "Correctiv" und die Deutsche Welle. Zusammen mit einem deutschen Forscher soll er demnach bis heute den wissenschaftlichen Austausch zwischen Heidelberg und China am Laufen halten.

Kooperationen mit chinesischen Unis werden "fortlaufend geprüft"

Die Uni Heidelberg wies am Dienstag Kritik daran zurück und teilte auf SWR-Anfrage mit, "bestehende institutionelle und individuelle Verbindungen" würden "fortlaufend" geprüft. "Dies schließt derzeit unter anderem Kontakte zu und Kooperationen mit chinesischen Universitäten und Instituten ein."

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Uni richtete Kommission "Verantwortung in der Wissenschaft" ein

Eigenen Angaben zufolge hat die Uni Heidelberg 2017 eine Kommission "Verantwortung in der Wissenschaft" eingerichtet, die die Wissenschaftler der Uni "durch Beratung und Bewertung von Risiken und ethischen Aspekten ihrer Forschung" unterstützt. Zudem sei 2022 eine Stabsstelle "Exportkontrolle" geschaffen worden, die internationale Kooperationen überprüft. Bei Bedarf werde dazu auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eingeschaltet.

Wissenschaft International Chinas Staatsführung und die freie Forschung und Lehre

Chinas Staats- und Parteiführung gibt Unsummen für Forschung und Wissenschaft aus. Doch in der Grundlagenforschung ist China in vielen Bereichen noch ein Entwicklungsland. Die Forschungszusammenarbeit mit China wird immer schwieriger.

Bezug zu militärischer Anwendung laut Uni "unzulässig"

Die "enge Verzahnung von ziviler und militärischer Forschung in China" betrachtet die Uni Heidelberg "mit Sorge und großer Aufmerksamkeit." Aber, so die Uni:

"Die Quantenforschung an der Uni Heidelberg war und ist - und dies schließt die Forschungsprojekte ein, die der chinesische Professor in Heidelberg durchgeführt hat - Grundlagenforschung. Hier einen direkten Bezug zu militärischer Anwendung herzustellen, ist eine unzulässige Konstruktion."

Weiter teilte die Uni dem SWR mit, dass sie an ihren "weltweiten Kooperationen im Rahmen der Grundlagenforschung" festhält - mit kritischer Begleitung der beteiligten Wissenschaftler.

Sinologe Sebastian Heilmann
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Fragwürdige Forschungs-Kooperationen deutscher Hochschulen mit China - dazu zitiert die "Frankfurter Allgemeine" in einem Artikel vom 13. Januar 2023 den Trierer Sinologen Sebastian Heilmann. Laut Heilmann gibt es in Deutschland kein Verständnis dafür, dass das chinesische Wissenschaftssystem "völlig anders strukturiert ist und politisch definierten Zielen" dient. Viele Forscher, so Heilmann in dem Artikel, "ignorieren diesen Kontext - Pekings Staatsauftrag zur Integration ziviler und militärischer Forschung."

Uni Heidelberg stellte chinesischen Physiker vor 20 Jahren an

Die Universität Heidelberg stellte den chinesischen Quanten-Physiker vor 20 Jahren an. Er sollte dort die Quantenforschung ausbauen. Damals war eine enge deutsch-chinesische Zusammenarbeit politisch noch erwünscht. Inzwischen gilt China als "systemischer Rivale". Der Wissenschaftler selbst forscht wieder in China. Nach Informationen von "Correctiv" stehen seine Unternehmen und eine Abteilung, zu der sein Labor gehört, seit 2021 auf der US-Sanktionsliste für "militärische Endbenutzer." Begründung: Unterstützung der "militärischen Modernisierung der Volksbefreiungsarmee". Und: "Erwerb und der Versuch des Erwerbs von Gütern mit US-Ursprung zur Unterstützung militärischer Anwendungen."

Obwohl man in Heidelberg davon weiß, ist er laut Uni immer noch Honorar-Professor der Universität. Außerdem arbeiteten aktuell noch zwei weitere chinesische Forscher mit Verbindungen zu ihm in Heidelberg.

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