Kirchliche Sozialstation Sinsheim nimmt am Modellprojekt teil

Telepflege: Videogespräche im Pflegedienst statt persönlicher Gespräche

Stand

Von Autor/in Michaela Dymski

In Sinsheim gibt es jetzt den Modellversuch "Telepflege": Beratungsgespräche des ambulanten Pflegedienstes werden dann nicht mehr persönlich, sondern per Videoanruf geführt.

In Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) nimmt die Kirchliche Sozialstation am Modellversuch "Telepflege" teil. Beratungsgespräche des ambulanten Pflegedienstes sind dann nicht mehr persönlich vor Ort, sondern werden per Videoanruf geführt, um das Personal zu entlasten.

Erstgespräch muss weiter persönlich vor Ort erfolgen

Jutta Herth ist seit fast 40 Jahren im Pflegeberuf tätig. Das persönliche Gespräch wird einen Videoanruf niemals ersetzen können, das betont sie ganz klar. Deshalb ist es für sie ja auch so wichtig, das Erstgespräch immer vor Ort bei den Patienten zu führen, um Fragen zu klären, wie zum Beispiel: Wie sind die räumlichen Gegebenheiten zu Hause? Braucht der Patient einen Rollator, einen Rollstuhl, Handlauf-Geländer? Ist jemand mit im Haushalt, der helfen kann - oder gibt es Verwandte, Freunde, Nachbarn? Diese wichtigen Fragen sollten immer in einem ausführlichen persönlichen Erstgespräch geklärt werden.

Der Wechsel zwischen Hausbesuch und Videocall wäre für Jutta Herth durchaus denkbar und gut umsetzbar. Das funktioniert, wenn der Patient oder die Angehörigen fit in Sachen Technik sind. Eine weitere Voraussetzung: Smartphone, Tablet oder Computer.

Pflegegrad nur mit Antrag

Hat ein Mensch in Deutschland einen Pflegegrad 1 bis 5, stehen ihm bestimmte Pflegeleistungen zu. Die bekommt man aber erst nach einem genehmigten Antrag bei der Pflegekasse. Die Pflegeleistungen können dann monatlich ausbezahlt werden, wenn Angehörige die Pflege selbst übernehmen.

In diesem Fall kommt eine Pflegeberaterin oder ein Pflegeberater halbjährlich zu Hause vorbei und schaut nach dem Rechten. Ist ein Patient pflegebedürftig, so wird er vom ambulanten Pflegedienst durch Hausbesuche versorgt. Medizinische Leistungen zu Hause könnten dann unter anderem sein: Umlagern im Bett, Wundverbände wechseln, Spritzen setzen oder die richtige medikamentöse Behandlung. Das gilt meist für Menschen, die einen höheren Pflegegrad haben.

Das Pflegeberatungsgespräch ist dann alle drei Monate. Und genau diese Gespräche, entweder alle drei oder alles sechs Monate, sollen künftig nicht mehr persönlich, sondern per Videoanruf geführt werden.

Personalmangel steht auf Tagesordnung

Frank Becker ist stellvetrender Geschäftsführer der Sozialstation. Er betont: Pflegedienste und stationäre Pflege könnten in Zukunft nicht mehr die kompletten Leistungen erbringen. Bei dem Projekt gehe es darum, die rund 300 Mitarbeitenden zu entlasten. Denn der demografische Wandel und die steigende Zahl der Pflegebedürftigen werde zu erheblichen Problemen führen.

Ganz scharf ausgedrückt: Die Sterblichkeit wird deutlich steigen wird, weil die Menschen einfach nicht mehr versorgt werden können.

Frank Becker, stellvertretender Geschäftsführer Kirchliche Sozialstation Sinsheim
Frank Becker, stellvertretender Geschäftsführer der Kirchlichen Sozialstation Sinsheim.

Ab Januar startet Testphase "Telepflege"

Die Kirchliche Sozialstation Sinsheim betreut fast 1.000 Kunden. Rund 400 davon seien nicht ambulant pflegebedürftig. Die Menschen können sich noch alleine oder mit Hilfe Angehöriger zu Hause versorgen. Heißt: Hier muss der Pflegedienst keine Hausbesuche machen. Und genau diese Kunden würden nun für das Modellprogramm "Telepflege" gesucht, so Becker weiter. Knapp 40 von ihnen werden von der Kirchlichen Sozialstation Sinsheim angefragt, ob sie sich vorstellen könnten, bei dem Projekt mitzumachen.

Das Modellprogramm wird von der Hochschule Hof wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Erste Ergebnisse würden nach der Testphase Ende August 2025 bekannt gegeben, so Becker.

Bitburg

Zu wenig Fachkräfte Notstand in der Eifel: Wer pflegt künftig die Menschen im Dorf?

Wer versucht, ambulante Pflege für einen Familienangehörigen zu organisieren, der stößt schnell an Grenzen. Auch in der Eifel spitzt sich die Lage weiter zu.

Friesenheim

Zum Landespflegetag in Rheinland-Pfalz Was die Arbeit in der ambulanten Pflege so schwierig macht

In der ambulanten Pflege gibt es zu wenig Arbeitskräfte, was aber wohl eher selten am Verdienst liegt. Andere Probleme wiegen schwerer und bringen die ambulante Pflege ans Limit.

Stand
Autor/in
Michaela Dymski

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent. 

Südwesten

Aktuell, regional, multimedial Die SWR Aktuell-App - Nachrichten auf Handy und Tablet

Die SWR Aktuell-App bringt aktuelle und regionale Nachrichten aus dem Südwesten aufs Smartphone und Tablet. Alle Details zur App und die Links zum Download gibt es hier.

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.