Nach 18 Jahren bei der Öffentlichkeitsarbeit der Polizei

Polizeisprecher Norbert Schätzle in Mannheim geht in den Ruhestand

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18 Jahre lang war Nobert Schätzle eine der prägenden Stimmen der Polizei in der Region – jetzt geht er in den Ruhestand.

Bis 2014 war er zunächst bei der Polizeidirektion Heidelberg und nach der Polizeireform 2014 beim Polizeipräsidium Mannheim. Norbert Schätzle ist jetzt fast 61 Jahre alt und geht als Polizeibeamter in den regulären Ruhestand.

Polizeisprecher Norbert Schätzle geht in den Ruhestand (Foto: SWR)
Beim Brand eines Hochhauses am Rand der Bahnstadt in Heidelberg im Sommer 2022

Interviews in Serie

Fast 300 längere Interviews hat er in dieser Zeit allein dem SWR in Mannheim gegeben, über große und kleine Kriminalfälle, über Katastrophen und Unfälle. Tausende Anfragen hat er in dieser Zeit beantwortet, immer auch mit einem Auge dafür, wann die SWR-Nachrichten jeweils um "Halb" oder auch um "Ganz" die neuesten Infos brauchten. Im SWR-Interview lässt er einige Großereignisse seiner Arbeit Revue passieren.

SWR-Aktuell: Was überwiegt - Wehmut oder Vorfreude auf den Ruhestand?

Norbert Schätzle: Nach 18 Jahren bei der Pressestelle, zunächst in Heidelberg, dann in Mannheim ist einem diese Pressestelle ans Herz gewachsen. Natürlich auch die Tätigkeit, die Menschen, mit denen man sich da getroffen hat und mit denen man auch zusammengearbeitet hat in den Medien. Das fällt dann ein Stück weit weg. Wehmut überwiegt jetzt im Moment, da ich mit vielen Kollegen das letzte Mal spreche, das letzte Mal telefoniere, das letzte Mal ganz normale Tagesabläufe durchführe. Die gibt es dann so nicht mehr. Auf der anderen Seite ist natürlich auch eine Vorfreude, dass da jetzt ein neuer Lebensabschnitt kommt.

SWR-Aktuell: 18 Jahre sind eine lange Zeit. An welche Fälle erinnern Sie sich besonders?

Norbert Schätzle: Ganz prägnant bleibt natürlich Felix Heger aus Oftersheim bei mir haften. Mit den Großeltern habe ich nach wie vor Kontakt, es gibt es auch immer wieder Presseanfragen dazu, wenn der Jahrestag ist. Und auf der anderen Seite sind natürlich auch ganz prominente Ereignisse geschehen, die einen Pressesprecher sehr gefordert haben. Das war einmal die Bombendrohung in der SAP-Arena bei Germany's Next Topmodel, zum anderen gerade vor kurzem der Chemieunfall am Mannheimer Hafen. Und, was auch noch nicht lange zurückliegt, gerade mal ein Jahr, diese Amoktat an der Uni Heidelberg.

SWR-Aktuell: Welche Gegenstände aus ihrem Büro, die sie mit ihrem Job verbunden haben, werden sie daheim wieder auspacken?

Norbert Schätzle: Da sind Sie vielleicht überrascht, wenn ich nicht so viel mitnehme. Ich will nicht unbedingt so viel bei mir stehen haben. Manche Dinge haben ihre Zeit. Ich möchte nicht die ganzen Jahre über nur in alten Zeiten schwelgen, sondern es kommt was Neues und was Spannendes.

SWR-Aktuell: Was ist das denn?

Norbert Schätzle: Ich möchte mich verstärkt auch um meinen Vater kümmern, der auch schon etwas älter ist. Auf der anderen Seite ist es so, dass ich auch gern noch etwas Karitatives machen möchte. Ich wohne in Wiesloch. Möglicherweise werde ich bei der Tafel mitarbeiten ein, zwei Tage die Woche. Das sind so jetzt Gedankenspiele, die muss ich aber noch konkretisieren.

SWR-Aktuell: Ihr Job hatte ja vor allen Dingen mit Kommunikation zu tun. War die Arbeit mit den sozialen Medien, also Facebook, Twitter, Instagram und Co. eine Bereicherung oder eher eine Behinderung?

Norbert Schätzle: Es ist so, dass wir von der damaligen Polizeidirektion Heidelberg vom Innenministerium beauftragt worden sind, neben dem Polizeipräsidium Stuttgart ein Pilotprojekt ins Leben zu rufen, eben die Arbeit mit Facebook. Da war ich maßgeblich beteiligt. Es gehört zur Öffentlichkeitsarbeit der Polizei. Aber wenn wir sehen, was dort geschrieben wird, beispielsweise gerade wenn schreckliche Dinge passieren, da muss man wirklich sagen es reicht dann irgendwo auch. Beispielsweise die Amokfahrt in Heidelberg am Bismarckplatz vor wenigen Jahren, bei der ein Mensch ums Leben gekommen ist oder die Amoktat an der Universität. Aber wir haben natürlich auch Ermittler, die Straftaten lokalisieren und auch die Verbreitung solcher teilweise strafbarer Handlungen zur Anzeige bringen.

SWR-Aktuell: Was denken Sie, wie wird sich der Job eines Polizeipressesprechers in Zukunft entwickeln? Was musste er alles draufhaben?

Norbert Schätzle: Er muss authentisch sein, ehrlich sein, offen sein, er muss auch kommunizieren können. Er muss auch über den Tellerrand hinausschauen, gutes Allgemeinwissen haben. Auf der anderen Seite ist auch unheimlich wichtig, dass man ein breites polizeiliches Wissensspektrum hat, um adäquat zu antworten. Es ist so, dass man auch digital gut unterwegs sein muss. Bei der Pressestelle haben wir eine Social-Media-Abteilung, die Facebook und Twitter bedient, möglicherweise zukünftig noch Instagram. Das ist wirklich eine Herausforderung für die Kollegen. Und das muss man dann im Vollzeitjob machen.

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