Misophonie - nur wenige Ärztinnen und Ärzte kennen diese Krankheit. Fachleute vermuten, dass bis zu 15 Prozent der Menschen darunter leiden. Als Misophonie bezeichnet die Wissenschaft den Hass auf ganz bestimmte Geräusche. Oft sind es die von anderen Menschen. Das kann ernsthaft krank machen.
Studentin leidet vor allem in Konzentrations-Phasen
Wie zum Beispiel Studentin Theresa Neuberger aus Mannheim. Sie stören vor allem regelmäßige Geräusche wie Atmen oder lautes Trinken, wenn sie sich gerade konzentrieren muss oder entspannen will. Tickende Uhren gibt es in der ganzen Wohnung nicht und wegen der Atemgeräusche kann sie nicht zusammen mit ihrem Freund Mario in einem Bett schlafen.
Misophonie durch Zufall im Internet entdeckt
Dass es Misophonie überhaupt gibt, habe die 25-Jährige zufällig im Internet entdeckt, sagte sie dem SWR. Davor konnte sie ihre Überempfindlichkeit nie richtig einordnen und dachte, sie reagiere bei "normalen" Geräuschen einfach über. Ihr Psychotherapeut hat bei ihr schließlich Misophonie festgestellt. Warum sie darunter leidet, ist unklar.
Beziehung leidet nicht unter Misophonie
Ihr Freund Mario unterstütze sie, so gut es gehe, so Neuberger. Er versuche bei allem, was möglicherweise störend klingt, Rücksicht zu nehmen. Kleinere Auseinandersetzungen gibt es zwar trotzdem immer mal wieder, das Paar nimmt es aber mit Humor. Davor durchliefen beide einen Lernprozess. Zu Beginn der Beziehung vor drei Jahren konnte Mario seine Freundin oft nicht verstehen. Die Diagnose Misophonie sei dann für das Paar eine Erleichterung gewesen.
Studentin will sich den Geräuschen stellen
Theresa Neuberger sagte dem SWR, es sei ihr wichtig, dass sie sich langsam den unangenehmen Geräuschen stelle und sie diese nicht mehr meide. Nur so lerne sie, besser mit ihrer Misophonie umzugehen. Experten zufolge kann sie das am besten, wenn sie mit Kopfhörer Musik hört, die sie nach und nach leiser stellt.
Studentin fordert mehr Verständnis für Misophonie ein
Theresa wünscht sich vor allem mehr Verständnis von ihren Mitmenschen. Wenn sie ihre Misophonie anspreche, sagt sie, bekomme sie oft Rückmeldungen wie: "Stell dich nicht so an." Oder: "Ja, lautes Schmatzen kann ich auch nicht ertragen." Misophonie ist aber mehr als nur ein unangenehmes Empfinden. Mit Blick auf die Familienplanung möchte sie das Problem jetzt aktiv angehen. Denn auch Kinder machen Geräusche - und "Kindergeschrei ist auch absolut gar nicht gut für mich", so Theresa Neuberger.