Diese Schülerinnen und Schüler dürfen zum ersten Mal an der OB-Wahl in Mannheim teilnehmen

Oberbürgermeister-Wahl am 18. Juni 2023

Was bewegt junge Menschen vor der OB-Wahl in Mannheim?

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Nicolas Stauder
Autor Nicolas Stauder
Julia Georgii
Joshua Sprenger

Bei der OB-Wahl in Mannheim am 18. Juni dürfen auch Jugendliche ab 16 ihre Stimme abgeben. Welche Themen sind für sie wichtig? Wie erreichen die Kandidierenden die Jugendlichen?

Hanna (16) fühlt sich bereit zu wählen. Sie hat sich schon lange dafür bereit gefühlt.

"Ich bin glücklich, jetzt endlich meine eigenen politischen Interessen vertreten zu dürfen."

Die Schülerin ist politisch interessiert, besucht im Mannheimer Moll-Gymnasium den Leistungskurs für Gemeinschaftskunde. Sie sagt, sie habe sich gefreut, als statt wie üblich zwei Wahlbriefe für ihre Eltern, dieses Mal ein dritter für sie im Briefkasten lag.

Hanna liegen Themen am Herzen, die sie unmittelbar betreffen: "Die Infrastruktur in den Schulen muss verbessert werden. Hier geht teilweise alles ein bisschen zu Bruch." Natürlich ist auch der Klimaschutz ein großes Anliegen für sie. Nur die Kandidatinnen und Kandidaten, die das glaubhaft vermittelten, seien am Wahltag eine Option für sie, so Hanna.

Jugendliche in Mannheim: "Zu viele Baustellen, zu viel Geld für BUGA"

Neben Klima- und Umweltschutz sowie der Sanierung von Schulen beschäftigen die Jugendlichen auch Themen direkt vor ihrer Haustür. So kritisieren einige die vielen Baustellen in der Stadt. Außerdem sei "zu viel Geld für die Bundesgartenschau ausgegeben" worden. Das Geld könne sinnvoller investiert werden, sagte eine Jugendliche dem SWR. Viele Schülerinnen und Schüler in Mannheim, die der SWR befragt hat, wünschen sich außerdem einen besseren öffentlichen Nahverkehr. Die Taktung der Busse und Bahnen solle erhöht und der Nahverkehr allgemein günstiger werden.

OB-Wahl in Mannheim: "Interessiere mich generell nicht für Politik"

Aber: Nicht für alle 16, 17 oder 18 Jahre alten Schülerinnen und Schüler spielt die Mannheimer OB-Wahl eine so große Rolle wie für Hanna. "Ich glaube nicht, dass die Wahl für mich persönlich einen Unterschied machen wird", erzählt eine Schülerin der Helene-Lange-Schule (Berufsfachschule) dem SWR. Eine Mitschülerin sagt, sie interessiere sich generell nicht für Politik, deswegen sei für sie die Wahl auch irrelevant.

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Wie wollen die OB-Kandidaten die Jugendlichen erreichen?

Die Jugendlichen sind bei der Wahl eine Wähler-Zielgruppe von vielen. Zahlenmäßig machen sie nur einen kleinen Teil aus. Laut Stadt gibt es bei der OB-Wahl nur rund 9.500 Erstwähler - das sind weniger als fünf Prozent der Wahlberechtigten.

Um die Wählerstimmen der Jugendlichen zu gewinnen, setzen alle Mannheimer OB-Kandidierenden - abgesehen zum Beispiel von den Wahlplakaten in der Stadt - auch auf die soziale Medien: hauptsächlich facebook und Instagram. Christian Specht (CDU), der auch von der Mannheimer Liste und der FDP unterstützt wird, ist als einziger der acht Kandidierenden zudem auf dem Videoportal TikTok als Wahlkämpfer aktiv. Dem 56-Jährigen folgen dort Stand Anfang Juni 2023 über 350 User.

SPD-Kontrahent Riehle geht mit Jugendlichen Eis essen

SPD-Mann Thorsten Riehle sagt, er habe sich bewusst gegen TikTok entschieden. "Die Kernbotschaften können wir über die anderen sozialen Medien platzieren", sagte Riehle dem SWR. Er wolle zudem lieber "persönlich in den Kontakt mit den jungen Menschen kommen." Dafür gehe er im Wahlkampf zum Beispiel mit Jugendlichen Eis essen oder ziehe mit seinem Wahlkampfteam durch die Clubs in der Stadt.

"Ein Jugendlicher in der Neckarstadt-West wächst völlig anders auf als ein Jugendlicher in den Stadtteilen Feudenheim oder Wallstadt. Das ist eine Chancen-Ungleichheit. Da müssen wir besser werden, da müssen wir investieren."

Fojkar (Grüne) nutzt persönliches Netzwerk, Belser (Linke) die sozialen Medien

Raymond Fojkar (Grüne) erklärte dem SWR, er setze im OB-Wahlkampf vor allem auf sein persönliches Netzwerk aus seiner Zeit in der Jugend-Verbandsarbeit . "Das Wichtigste sind Personen, die für die Jugendlichen glaubwürdig sind und sich für mich verbürgen." Beispielsweise sind auf seinen Wahlplakaten die Gesichter von Unterstützern Fojkars zu sehen, die für ihn und seine politischen Vorhaben einstehen wollen.

Für die Kandidatin der Linken, Isabell Belser, die auch von der Partei "Mensch, Umwelt, Tierschutz" und der Klimaliste Mannheim unterstützt wird, sind die sozialen Medien sowohl Wahlkampfmittel, als auch Informationsquelle. "Ich selbst nutze soziale Medien, um jüngere Generationen zu erreichen, aber auch um mich über die politischen Interessen junger Menschen zu informieren."

"Fiktives Interview" mit Jugendlichen, "Einhorn-Reiten" als Schulfach

Die OB-Kandidatin und Aktionskünstlerin Tanja Krone (parteilos) führt auf ihrer Internetseite ein "fiktives Gespräch" mit Jugendlichen. Laut Krone ist es "schwer, die Jugend zu erreichen." Beispielsweise, sagte sie dem SWR, dürfe sie in Schulen keinen Wahlkampf machen. Deshalb habe sie sich dazu entschieden, ein mögliches Gespräch mit Jugendlichen einfach selbst zu führen.

OB-Kandidat Thomas Bischoff von der Satire-Partei "Die Partei" möchte mit Blick auf die Jugendlichen in Mannheim eigenen Angaben zufolge den Schulunterricht revolutionieren. Fächer wie Mathematik oder Geschichte sollten durch "Einhorn-Reiten" ersetzt und die aus der Weltraum-Serie "Star Trek" bekannte Fantasie-Sprache "Klingonisch" solle neuer Unterrichtsstoff werden, schreibt Bischoff in seinem Wahlprogramm.

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