Illegal entsorgter Abfall an Straßen, auf Spielplätzen, in Grünanlagen oder im Wald - das sorgt in Pforzheim für Ärger und zahlreiche Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. Vor vier Jahren hatte die Stadtverwaltung eine Gegenoffensive gestartet. Seitdem sorgen vier "Müll-Sheriffs", sie selbst nennen sich "Waste-Watcher", für mehr Sauberkeit in der Stadt.
Sheriffs bekommen Hinweise, wo Müll in Pforzheim liegt
Die Hinweise auf wilde Müllablagerungen kommen telefonisch, per Mail oder über die städtische Abfall-App. Oft von verärgerten Anwohnern, die dann meist gleich noch ein Beweisfoto mitschicken. Täglich sind die "Waste-Watcher" in Zweierteams unterwegs zu den "Tatorten". An diesem Tag steuern Frank Hucker und Daniel Behr als erste Adresse eine Grundschule im Stadtteil Sonnenhof an.
Hohe Kosten für Städte und Gemeinden Ein großes Problem in BW: Illegal abgelegter Müll
Müllcontainer, Sperrmüll, Wertstoffhöfe - die Müllentsorgung in Baden-Württemberg ist klar organisiert. Trotzdem wird tonnenweise Müll auf Wiesen und Wäldern illegal entsorgt.
Müll-Streife in Pforzheim hat Erfolg
Vor der Schule steht ein großer Müllbehälter. Daneben haben Unbekannte zwei Einkaufswagen abgestellt, vollgepackt mit Hausmüll, Altglas und Plastiktüten voller Altkleider. Drumherum stehen verteilt weitere Müllsäcke, ein ausgedienter Bürostuhl, eine alte Wäschetruhe, kaputtes Spielzeug und manches Gerümpel mehr.
Zunächst fotografieren Frank Hucker und Daniel Behr den Müllberg, notieren den genauen Ort und die Uhrzeit. Dann nehmen sie den Abfall genauer unter die Lupe. Mit detektivischem Spürsinn suchen sie nach Hinweisen auf den Verursacher. Tatsächlich haben sie heute Glück: zwischen Verpackungsmüll und Essensresten finden die "Müll-Sheriffs" auch das Schreiben einer Bank, adressiert an einen Mann, wohnhaft gerade gegenüber.
Wer in Pforzheim erwischt wird, zahlt mindestens 75 Euro
Kurz darauf stehen die beiden Männer vor der Wohnungstür des mutmaßlichen Müllsünders, um diesen mit der illegalen Entsorgung zu konfrontieren, die er auch gleich zugibt. Sie würden das immer so handhaben, erzählen Hucker und Behr. Auch Bußgeldbescheide würden sie stets persönlich zustellen. Das direkte Gespräch mit den Müllsündern habe einen deutlich stärkeren erzieherischen Effekt als nur ein amtliches Schreiben, sind die Sheriffs überzeugt.
Das Bußgeld für wildes Müllentsorgen beträgt mindestens 75 Euro - je nach Ausmaß des Verstoßes. In diesem Fall jedoch dürften mehrere hundert Euro fällig werden.
Die beiden Kontrolleure verfrachten den gesamten Krempel in ihren Transporter, um ihn später ordnungsgemäß zu entsorgen. Und schon geht es zur nächsten wilden Müllhalde. Am nördlichen Stadtrand hat jemand im Gebüsch neben einem Feldweg mehrere Säcke Bauschutt abgelagert. Die Chance, den Verursacher zu finden, dürfte hier eher gering sein, meinen die städtischen Spürnasen bei einer ersten Begutachtung.
Präsenz der "Müll-Sheriffs" zeigt Wirkung
Mehr als 23.000 wilde Müllablagerungen habe sein Team in den ersten vier Jahren im Stadtgebiet beseitigt. Tag für Tag kämen mindestens zehn neue Hinweise herein. Gleichzeitig würde man jeden Tag drei bis vier Bußgeldbescheide zustellen. "Keine schlechte Aufklärungsquote", zeigen sich Hucker und Behr zufrieden.
Die dauerhafte Präsenz der "Müll-Sheriffs" habe sich herumgesprochen in der Stadt, meint Hucker. Das zeige Wirkung: Das Müllproblem in Pforzheim habe deutlich abgenommen. "Früher konnten wir keine fünf Meter fahren, ohne anhalten zu müssen", sagt er. Von diesen Verhältnissen sei man längst weg. Vor allem in Wald und Flur sichtbar werde heute viel seltener Müll abgelagert als früher.
Man dürfe nur nicht locker lassen, müsse weiterhin den Kontrolldruck aufrechterhalten. Und weiter konsequent Bußgelder aufbrummen. Denn bei allem guten Zureden und aller Aufklärung, die auch wichtig sei, sind die Pforzheimer "Müll-Sheriffs" überzeugt: Erst wenn's den Leuten an den Geldbeutel geht, ändern sie ihr Verhalten.
Das habe sich zum Beispiel bei Autobatterien gezeigt. Seit auf sie Pfand erhoben werde, würden keine mehr weggeworfen. Das könnte sich Hucker zum Beispiel auch für Altreifen vorstellen.
Er schaut wieder auf sein Smartphone. Der nächste Einsatzort ruft: ein wilder Müllhaufen neben einem Altkleider-Container.