Seit Oktober 2015 dreht sich das einsame Windrad auf der Hornisgrinde. Doch geht es nach den Plänen von Matthias Griebl aus Achern im Ortenaukreis, soll es dabei nicht länger bleiben: Gemeinsam mit der Elektrizitätswerk Mittelbaden AG will er neben einem zweiten Windrad auf der Hornisgrinde 12 weitere Windräder unterhalb der Schwarzwaldhochstraße errichten - im Umkreis von vier Kilometern, zwischen den Gemarkungen der Gemeinden Bühl im Kreis Rastatt und Seebach im Ortenaukreis.
Windräder mit 229 Meter Gesamthöhe
Diese Windräder würden deutlich größer ausfallen als das bestehende Windrad auf der Hornisgrinde, das mit 120 Meter Gesamthöhe vergleichsweise klein ausfällt. "Um die Winde an der West- und Ostflanke auszunutzen, brauchen wir deutlich größere Windräder und gehen derzeit von einer Gesamthöhe von 229 Meter aus", so Matthias Griebl auf SWR-Anfrage.
Besonders positiv ist für Griebl dabei der Aspekt, dass es sich bei dem Windkraft-Projekt um ein gemeindeübergreifendes Projekt handelt. "Alle Gemeinden, die schon abgestimmt haben, haben einstimmig abgestimmt", so Griebl.
Große Rückendeckung aus den Gemeinden
In der Tat gibt es viel Rückendeckung für die Windkraftpläne aus den beteiligten Standortgemeinden. So haben sich die Gemeinden Lauf und Sasbachwalden (Ortenaukreis) und Ottersweier (Kreis Rastatt) im vergangenen Jahr im Gemeinderat per Grundsatzbeschluss einstimmig pro Windkraft positioniert. Der Sasbacher Gemeinderat hatte bereits 2022 einen entsprechenden Beschluss gefasst und schon im Februar 2023 den Pachtvertrag für ein Grundstück für ein bis zwei Windräder unterzeichnet.
Auerhuhn-Ausgleichsflächen in Sasbachwalden
Und die Gemeinde Sasbachwalden, die nach der Sommerpause per Gemeinderatsbeschluss das Pachtgelände für ein zweites Windrad auf der Hornisgrinde bereitgestellt hat, ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Im Januar entschied der Gemeinderat, dass die Gemeinde dem Investor Griebl auch die erforderlichen Ausgleichsflächen für den Auerhuhn-Schutz bereitstellen wird.
"Wichtiger Beitrag zur Energiewende"
Bürgermeisterin Sonja Schuchter in Sasbachwalden macht keinen Hehl aus ihrer Begeisterung für die Windkraft: "Da oben herrschen einfach sehr, sehr gute Windverhältnisse. Diese Windausbeute sollten wir nutzen, um regenerativen Strom in unserer Region zu erzeugen".
Ihre Kollegin Bettina Kist aus Lauf ist ebenfalls voll überzeugt von der Notwendigkeit, auch in ihrer Gemeinde "einen wichtigen Beitrag zur Energiewende zu leisten." In Lauf (Ortenaukreis) soll eine Windkraftanlage entstehen, auch das Grundstück steht schon fest: In einer Schneise unterhalb von Unterstmatt. So hat es der Gemeinderat am 7. November einstimmig beschlossen.
Aber Bettina Kist weiß auch um die Kritik in ihrer Gemeinde, allerdings seien die Kritiker deutlich in der Minderheit: "Es gibt rund ein Dutzend Bürger, denen die Pläne nicht gefallen. Zwei Initiatoren wollen jetzt Unterschriften sammeln, um einen Bürgerentscheid zu erreichen und das Projekt zu Fall zu bringen."
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Bürgerentscheid in Lauf?
Ein Bürgerbegehren würde Bürgermeisterin Kist zwar grundsätzlich zulassen, aber nur "wenn die Unterschriften mit fairen Mitteln und ohne Druck zustande kommen", so Bettina Kist. Dafür müssten aber bis zum 8. Februar mindestens 230 Unterschriften eingereicht werden. Darüber würde dann wiederum der Gemeinderat entscheiden.
Windkraft als Teil der Wärmeplanung in Bühl
In Bühl sind laut Bürgermeister Hubert Schnurr insgesamt vier Anlagen geplant, am Omerskopf nahe dem Parkplatz Wittig. Für den OB ein wichtiger Bestandteil der kommunalen Wärmeplanung. Die künftigen Investoren stehen aber noch nicht fest, so Schnurr, abschließend wird der Gemeinderat über das Windkraft-Projekt noch einmal gesondert abstimmen.
Für Bürgermeister Jürgen Pfetzer aus Ottersweier gibt es nach eigener Aussage viel Zustimmung zu Windkraftplänen. "Wir haben schon 2022 eine Einwohnerbefragung zur Windkraft durchgeführt und 68 Prozent Zustimmung erhalten", so Pfetzer auf Anfrage des SWR. Er weist aber auch auf das Problem hin, dass die zwei geplanten Anlagen mitten im Auerhuhn-Schutzgebiet liegen und daher eine Natura-2000-Umweltverträglichkeitsstudie notwendig ist. "Erst wenn diese abgeschlossen ist, können wir über einen Pachtvertrag abstimmen", so Pfetzer weiter.
Kritik aus Seebach: Touristisch nicht optimal
Ähnlich gestaltet sich die Lage in Seebach (Ortenaukreis): Dort verweist Bürgermeister Reinhard Schmälzle auf "umfangreiche Voruntersuchungen im Vogelschutzgebiet" der betreffenden Gebiete. Er persönlich stehe der "Windkraft positiv gegenüber", finde den gewählten Standort unterhalb der Hornisgrinde und der Schwarzwaldhochstraße aber "nicht optimal" - vor allem aus touristischen Gründen. Denn die Anlage sei von der Grindehütte aus nur knapp 200 Meter entfernt und damit gut sichtbar, und in der Nähe befinde sich ein Gleitschirmflieger-Startplatz.
Nördlicher Ortenaukreis bisher fast windkraftfrei
Der Ortenaukreis nördlich von Offenburg ist derzeit, bis auf das bestehende Windrad auf der Hornisgrinde, windkraftfrei. Aktuell sind insgesamt 14 Anlagen in der Nähe der Schwarzwaldhochstraße geplant. Dazu kommen zwei weitere Riesen-Windräder in der Rheinebene bei Achern, die das Unternehmen Fischer Group, Weltmarktführer für Edelstahlrohre, plant und für die eigene Produktion nutzen will.