Der Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika droht die Zerreißprobe (Foto: SWR)

Investor setzt Stadt unter Druck

Schließung vom Tisch? - Karlsruher Majolika wird zur Zerreißprobe

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Mathias Zurawski
Mathias Zurawski (Foto: SWR)

Die traditionsreiche Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika steckt seit Jahren in der Krise. Im vergangenen Herbst wurde sie von einem Investor übernommen. Der drohte jetzt mit Schließung.

Die Übernahme durch den Investor Gröner Family Office im September 2022 sollte eigentlich die Rettung für die kriselnde Majolika Manufaktur in Karlsruhe bringen. Jetzt stellte Gröner Forderungen gegenüber der Stadt und will die Manufaktur nur am Leben erhalten, wenn "Konditionen" eingehalten werden.

Investor nimmt Zügel selbst in die Hand

Der aus Karlsruhe stammende Immobilien-Unternehmer Christoph Gröner ist seit fünf Monaten über eine seiner Firmen, die Gröner Family Office GmbH, für den Geschäftsbetrieb der Majolika-Manufaktur verantwortlich. Gröner ist heute nicht zufrieden mit seinem Engagement bei der Majolika und kündigt Konsequenzen an.

"Wie sich herausgestellt hat, haben sich die Aktivitäten nicht nach unseren Vorstellungen entwickelt."

Der amtierende Geschäftsführer werde ausgetauscht, bisherige Berater seien nicht mehr involviert, teilte Gröner gegenüber dem SWR Studio Karlsruhe mit. Er habe sich der Sache nun persönlich angenommen. Und er stellte gegenüber der Stadt Karlsruhe Bedingungen für die Zukunft der traditionsreichen Manufaktur.

Gröner will Weiterbetrieb nur unter Bedingungen garantieren

Zuletzt gab es Gerüchte, nach denen die Majolika in den kommenden 15 Monaten abgewickelt werden soll. Diese Aussage ist laut den Badischen Neusten Nachrichten (BNN) gegenüber den verbliebenen Beschäftigten in einer Mitarbeiterversammlung am 22. Februar gemacht worden. Auch dem Karlsruher Gemeinderat und Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) lagen nach SWR-Informationen entsprechende Informationen vor.

Christoph Gröner weist die Gerüchte zurück. Aus heutiger Sicht werde es keine Abwicklung geben. Sein Unternehmen garantiere vielmehr den langfristigen Weiterbetrieb der Majolika, wenn "Konditionen" beim Verkauf der Immobilie, in der sich die Majolika befindet, eingehalten würden, heißt es in der Mitteilung. Gröner erhöhte damit den Druck auf die Stadt.

"Wir reflektieren auf Konditionen, die uns beim Erwerb des Geschäftsbetriebes "Majolika" in Aussicht gestellt wurden. [...] Wenn diese Konditionen nicht weiter gelten sollen, entzieht dies unserem Konzept [...] die Grundlage."

Investor besteht auf Kauf der Immobilie

Er wolle nicht nur den Geschäftsbetrieb der Majolika, sondern auch die Immobilie hinter dem Karlsruher Schlossgarten erwerben, betont der Investor weiter. Nur dann könne durch die Vermietung von Flächen der defizitäre Betrieb der Manufaktur gedeckt und aufrecht erhalten werden. Der Kauf ist seit Monaten angedacht. Welche "Konditionen" dem Investor für den Kauf der Immobilie in Aussicht gestellt wurden, auf deren Einhaltung er nun besteht, ist nicht bekannt.

Rätselraten um "Konditionen" für den Immobilienverkauf

Der Verkauf der Manufaktur wurde im September durch die Majolika-Stiftung getätigt. Für den Verkauf der Immobilie ist die städtische Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) zuständig, betont Stiftungsvorstand Klaus Lindemann. Von in Aussicht gestellten "Konditionen" wisse er nichts, so Lindemann gegenüber dem SWR.

Die Stadt wiederum spielt den Ball zurück und verweist in einer Stellungnahme ihrerseits auf die Stiftung. Da der Erwerb der Majolika durch die Stiftung erfolgt sei, habe es dazu auch keine "Konditionen" von Seiten der Stadt gegeben. Die auch öffentlich bekannten Rahmenbedingungen würden unverändert weiter gelten.

Karlsruher Majolika droht Zerreißprobe (Foto: SWR, Der Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika droht die Zerreißprobe)
Der Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika droht die Zerreißprobe

"Quersubventionierung" durch Vermietung von Flächen

Laut dem Konzept des Investors soll die Majolika in der rund 7.000 Quadratmeter großen Immobilie künftig auf 1.000 bis 2.000 Quadratmetern Fläche weiterbetrieben werden. Die restlichen 5.000 bis 6.000 Quadratmeter sollen auf dem freien Markt weitervermietet werden, dadurch könne der Betrieb der Majolika quersubventioniert werden.

Nur so sei der Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Kommune müsse sich überlegen, ob sie das angedachte Konzept weiter unterstütze, so Christoph Gröner.

"Die Ankündigung einer Abwicklung der Majolika ist vom Tisch."

Gemeinderat wird am 17. März informiert

Am 17. März soll das "Begleitgremium Majolika" des Karlsruher Gemeinderats über die Absichten des Investors informiert werden. Es wird erwartet, dass der Investor dort in nicht-öffentlicher Sitzung sein Konzept und seine Strategie für die Majolika-Manufaktur präsentiert. Christoph Gröner habe persönlich das Gespräch im Gremium angeboten, so die Stadt.

"Die Subventionierung solcher Betriebe muss entweder aus staatlichen Mitteln erfolgen oder durch Konzepte, die mit unseren vergleichbar sind."

Gleichzeitig gibt es Spekulationen über einen erneuten Verkauf der Majolika oder über alternative Konzepte. Aus Karlsruher Künstlerkreisen im Umfeld der Majolika wird beispielsweise angeregt, die Majolika künftig mit finanzieller Beteiligung des Landes Baden-Württemberg in öffentlicher Trägerschaft weiterzubetreiben.

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