Auszubildende Julia Dolgos spielt in einer Krippengruppe in der Kita Heidezwerge in Karlsruhe mit Kindern.

Fachkräftemangel in Kindertagesstätten

Kitas in Karlsruhe werben bei "Job-Speeddating" um Quereinsteiger

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Sebastian Binz
Portrait Sebastian Binz

In den Kindertagesstätten fehlen Fachkräfte. Deswegen fördert das Land ein Programm für den Job-Quereinstieg. In Karlsruhe fand am Donnerstag ein "Speeddating" für Interessierte statt.

Weiterhin fehlen in den Kitas in Baden-Württemberg tausende Fachkräfte. Das Programm "Direkteinstieg Kita" soll Abhilfe schaffen: Erst zwei Jahre Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenz und dann ist eine Weiterbildung zur Erzieherin oder zum Erzieher möglich. Rund 620 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger nehmen derzeit an dem neuen Bildungsgang an 24 Schulstandorten im Land teil.

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Eine von ihnen ist Julia Dolgos. Die 26-Jährige macht seit letztem September beim Programm "Direkteinstieg Kita" mit. Sie arbeitet und lernt in der Kita "Heidezwerge" in Karlsruhe.

Auszubildende Julia Dolgos in der Kita Heidezwerge in Karlsruhe
Julia Dolgos macht ihre Ausbildung in der Kita "Heidezwerge" in Karlsruhe

Davor hatte sie als Gestalterin für visuelles Marketing gearbeitet. Weil sie schon länger berufstätig war, ist der "Direkteinstieg Kita" für sie "eine Chance mit gutem Gehalt nochmal eine Ausbildung machen zu können, ohne große Abstriche bei den Finanzen machen zu müssen," so Dolgos.

Witzigerweise wollte ich schon mit 16 eine Erzieherinnen-Ausbildung machen, aber bei der klassischen Ausbildung verdient man ja leider nichts.

Ausbildung im "Direkteinstieg Kita" vergleichsweise gut vergütet

Im "Direkteinstieg Kita" bekommen die Auszubildenden von Anfang an etwa 2.600 Euro brutto im Monat. Möglich ist das durch eine Bezuschussung der Agentur für Arbeit im Rahmen der Beschäftigtenqualifizierung. Auch das Kultusministerium argumentiert, mit diesem vergüteten und geförderten Ausbildungsmodell gelinge es, neue Zielgruppen zu gewinnen.

Wenn ich ins Geschäft komme und die Kinder rennen auf mich zu und grinsen mir ins Gesicht, dann ist der ganze Stress wieder vergessen.

Großes Interesse an "Job-Speeddating" der Arbeitsagentur in Karlsruhe

Laut Arbeitsagentur hätten im letzten Jahr in der Region Karlsruhe-Rastatt 57 Personen die Möglichkeit zum „Direkteinstieg Kita“ genutzt. "In diesem Jahr lagen Anfang März bereits 90 Anmeldungen vor. Tendenz stark steigend," so die Arbeitsagentur. Auch beim "Job-Speeddating" heute waren viele Interessierte vor Ort.

Großes Interesse am Programm "Quereinstieg Kita
Die Informationsveranstaltung "Job-Speeddating" für den Quereinstieg als Kita-Erzieher ist gut besucht.

Einer von den Interessierten war Robby Hildebrand. Er ist 60 Jahre alt. Heute hat er sich beim "Kinderspielhaus" zum Probearbeiten angemeldet. In seinem bisherigen Beruf kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten.

Was mach ich jetzt? Mit Kindern ist es immer so schön. Jetzt geh ich mal in die Richtung. Deshalb finde ich das auch gut, dass man so einen Direkteinstieg machen kann.

Robby Hildebrand unterschreibt ein Formular bei der Informationsveranstaltung "Job-Speeddating" für den Quereinstieg als Kita-Erzieher
Robby Hildebrand hat sich beim "Kinderspielhaus" zur Probearbeit angemeldet.

Nicht alle schließen Ausbildung ab

Bei so viel Euphorie: Nicht alle, die die Ausbildung beginnen ziehen sie auch durch, erzählt Julia Dolgos, aber "wenn man das will, dann schafft man das auch."

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