Diese Jungs interessieren sich für den Beruf der Hebamme am Girls' und Boys' Day an der DHBW in Karlsruhe. (Foto: SWR)

Berufsorientierung mal anders

Jungs als Hebammen, Mädchen als Staplerfahrerinnen am Girls' und Boys' Day

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Markus Volk
Markus Volk, Reporter und Redakteur im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR)
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Matthias Stauss
Ein Bild von Matthias Stauss (Foto: SWR)

Am Boys'Day und Girls'Day haben Jugendliche aus Karlsruhe und Ulm Jobs kennengelernt, die untypisch für ihr Geschlecht sind. Viele waren erstaunt, was alles zur Arbeit dazugehört.

Zahlreiche Unternehmen aus Karlsruhe, Ulm und ganz Baden-Württemberg haben auch dieses Jahr wieder Jugendlichen einen Einblick in die Jobwelt gegeben. Einfach mal in Jobs reinschauen, die als typisch männlich oder typisch weiblich gelten - das geht am Girls' und Boys' Day.

Schüler aus Karlsruhe erfahren viel über den Beruf der Hebamme

An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe haben sich heute fünf Jungs am Job der Hebamme versucht. Gleich zu Beginn sagen die Jugendlichen zwar, dass sie sich den Beruf eigentlich nicht vorstellen können. Interessiert sind sie aber trotzdem alle.

Der Workshop beginnt mit einigen allgemeinen Infos zum Berufsfeld, dann wird's direkt praktisch: An einem Modell dürfen die fünf Jungen ein Baby ertasten und Herztöne abhören. Ganz leicht fällt ihnen das nicht direkt. "Man spürt etwas Knochiges, Festes", sagt Justus, einer der Teilnehmer, beim Abtasten. "Aber was es ist, kann ich nicht sagen." Regina Heck leitet den Workshop und lächelt. Sie ist selbst Hebamme, lehrt aber auch an der DHBW im Studiengang Angewandte Hebammenwissenschaften.

Ein Schüler tastet beim Boys'Day einen Simulationsbauch ab (Foto: SWR)
Diese Jungs interessieren sich für den Beruf der Hebamme am Girls' und Boys' Day an der DHBW in Karlsruhe.

Nur 22 männliche Hebammen in ganz Deutschland

Heck ist überzeugt davon, dass auch mehr Männer den Beruf erlernen sollten: "Die Geburt und der Umgang mit Babys ist etwas, was die ganze Gesellschaft betrifft und nicht nur Frauen." Insgesamt gibt es in Deutschland gerade mal 22 männliche Hebammen, in anderen Ländern sei das anders, etwa in Großbritannien.

"Ob man empathisch ist - das kann man als Mann genauso wie als Frau."

Der einzige Unterschied zwischen Mann und Frau ist für sie, dass Männer nicht die eigene Erfahrung einer Schwangerschaft mitbringen können. "Das tun aber auch nicht alle Frauen, die den Beruf ausüben", so die Hebamme.

Hineinversetzen in eine schwangere Frau bei der Geburt

Die Teilnehmer lernen, wie eine Geburt theoretisch abläuft, und zwar mithilfe eines sogenannten Simulationsbauchs. Einer spielt die Schwangere, ein anderer den Partner, die anderen übernehmen die Rolle der Hebammen. Schritt für Schritt erklärt Regina Heck, wie so eine Geburt abläuft.

Schnell, natürlich viel schneller als in echt, ist das Köpfchen der Puppe zu sehen. Die Jungs sind jetzt komplett in ihrer Rolle und helfen mit. Als das Modell-Baby aus dem Bauch ist, sehen alle glücklich aus. Wie im Flug vergeht der Vormittag für die Jungs. Einer kann sich am Ende sogar vorstellen, dass der Beruf etwas für ihn sein könnte.

Diese Jungs interessieren sich für den Beruf der Hebamme am Girls' und Boys' Day an der DHBW in Karlsruhe. (Foto: SWR)
Diese Jungs interessieren sich für den Beruf der Hebamme am Girls' und Boys' Day an der DHBW in Karlsruhe.

Lkw und Gabelstapler testen in Ulm

Parallel konnten 23 Mädchen beim Girls'Day im Ulmer Logistikunternehmen Noerpel einen Eindruck von der Arbeit dort gewinnen. Noerpel ist eines von mehreren Unternehmen, das bei der IHK-Aktion "Ich werde Chefin!" mitgemacht hat. Bei einer Führung über das Gelände konnten die jungen Mädchen auch praktische Eindrücke sammeln: So durften sie unter Anleitung eines Beschäftigten einen Gabelstapler bedienen und eine Runde in einem Lkw mitfahren.

Girls'Day in Ulm: 20 Mädchen schauen sich beim Logisitkunternehmen Noerpel um, fahren Gabelstapler und sprechen mit weiblichen Führungskräften. (Foto: SWR)
Girls'Day in Ulm: 20 Mädchen schauen sich beim Logistikunternehmen Noerpel um, fahren Gabelstapler und sprechen mit weiblichen Führungskräften. Das Motto: "Mädchen können alles - auch Chefin"

"Ich würde das mega gerne machen, wenn ich mal groß bin. Es war ein mega toller Tag."

Frauen als Chefinnen gefragt

Das Feedback freut besonders Geschäftsführerin Judith Noerpel-Schneider. Sie will junge Frauen für die Branche begeistern und ihnen zeigen, wie vielfältig das Berufsfeld in einer Spedition und vor allem auch in einer Führungsposition sein kann. 

 "Wir wollen sowohl Männer als auch Frauen in Führungspositionen. Die Stärken und Schwächen sind einfach total unterschiedlich und am Ende macht's die gute Mischung."

Bei einer Speed-Dating-Runde mit der Geschäftsführerin und anderen Frauen in Führungspositionen des Unternehmens konnten die Schülerinnen dann noch alle Fragen los werden, die ihnen nach einem Tag voller neuer Eindrücke auf der Zunge lagen. In einem waren sich fast alle einig: typische Männer- und Frauenberufe seien out.

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