Ein Konstanzer Supermarkt bietet seit Anfang März eine sogenannte "Stille Stunde" an. Das Angebot richtet sich an Menschen mit Autismus und sensibler Wahrnehmung. Während der "Stillen Stunde" gibt es im EDEKA-Center Baur kein grelles Licht, keine Lautsprecherdurchsagen und kein lautes Piepsen an den Kassen.
Die Reizüberflutung könne für autistische und hochsensible Menschen zur Qual werden. Sie könnten die vielen Eindrücke nicht verarbeiten, berichten Betroffene. Für Andrea Fleckner und ihren Sohn Jaron aus Singen beispielsweise wird jeder Einkauf in einem herkömmlichen Supermarkt zur Herausforderung.
Die Idee der "Stillen Stunde" stammt ursprünglich aus Neuseeland
Katrin Zorn, die Gründerin einer Betroffenen-Organisation, hat die Idee der "Stillen Stunde" aufgegriffen und die Geschäftsführerin des EDEKA-Center Baur in Konstanz, Sabine Seibl, überzeugt, die "Stille Stunde" in ihrem Supermarkt einzuführen. Die Idee dazu stammt aus Neuseeland. Katrin Zorn ist Mutter von zwei autistischen Kindern und wünscht sich, dass alle Menschen in Ruhe einkaufen können.
Einmal die Woche wird es für zwei Stunden still im Supermarkt
Jeden Dienstag wird es jetzt zwischen 15 und 17 Uhr in dem Konstanzer Supermarkt still. Während dieser Zeit werden auch keine Waren in die Regale eingeräumt. Für Geschäftsführerin Sabine Seibl ist die "Stille Stunde" eine Herzensangelegenheit.
Kundinnen wie Andrea Fleckner erkennen das an. Sie hat außer Jaron noch zwei weitere autistische Kinder. Das Einkaufen werde für sie und ihre Kinder durch die "Stille Stunde" nicht stressfrei, aber etwas weniger stressig, sagt sie.
Das Projekt stößt vorwiegend auf positive Resonanz
Auch andere Kundinnen und Kunden schätzen die Ruhe im Supermarkt, vor allem autistische und sensible Menschen. Ihnen ist die "Stille Stunde" wichtig, in der sie ruhig und ungestört einkaufen können. In der Fläche hat sich das Modell bisher aber noch nicht durchgesetzt. Andere Supermärkte in Deutschland reagierten bisher mit Zurückhaltung, so die Organisatoren.