Rettungshubschrauber landen nach einer Verpuffung in Hilzingen. (Foto: Pressestelle, Feuerwehr Hilzingen)

Schwerverletzte kamen mit Schweizer Helikopter in Kliniken

Verpuffung in Hilzingen: Neue Diskussion um nachtflugtaugliche Rettungshubschrauber

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Dirk Polzin
SWR-Redakteur Dirk Polzin Autor Bild (Foto: SWR, Alexander Kluge)

Der SPD-Politiker Norbert Zeller aus Friedrichshafen fordert mehr nachtflugtaugliche Rettungshubschrauber. Die Verpuffung in einem Haus im Kreis Konstanz zeige, sie würden gebraucht.

In Baden-Württemberg müsse es mehr Rettungshubschrauber geben, die auch nachts fliegen können. Das fordert der SPD-Politiker Norbert Zeller aus Friedrichshafen (Bodenseekreis). Zeller sagte gegenüber dem SWR: Die Verpuffung in einem Wohngebäude in Hilzingen (Kreis Konstanz) habe gezeigt, ohne vier nachtflugtaugliche Hubschrauber aus der Schweiz hätte man nicht ausreichend helfen können.

Schweizer Rettungshubschrauber brachten Schwerverletzte aus Hilzingen in Kliniken

Das Unglück in Hilzingen hatte sich vergangenen Dienstag gegen 21 Uhr ereignet. Polizeiangaben zufolge waren brennbare Stoffe verpufft. Zwölf Menschen wurden verletzt, fünf davon schwer. Sie wurden von den Hubschraubern in Spezialkliniken geflogen. Dabei kam nur eine der fünf Maschinen aus Deutschland: "Christoph 11" aus Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis), die einzige nachtflugtaugliche Maschine im Land. Alle anderen Maschinen kamen aus der Schweiz.

Laut Zeller hätte auch "Christoph 45" aus Friedrichshafen helfen können. Die Maschine vom Typ H135 wurde 2018 in Dienst gestellt und gilt als hochmodern. Sie könne daher für Nachtflüge umgerüstet werden, so Zeller. Er ist Vorsitzender der SPD im Kreistag des Bodenseekreises und war einst Abgeordneter des baden-württembergischen Landtags. Das Land aber scheue die Kosten für Technik und Personal, glaubt der SPD-Politiker.

Hubschrauber Christoph 45 (Foto: Pressestelle, DRF/Kai Münzenmayer (Archivbild))
Der Rettungshubschrauber "Christoph 45" aus Friedrichshafen bei einem Einsatz am Bodensee.

Innenministerium widerspricht: Nachteinsätze sind gesichert

Das Innenministerium hingegen widerspricht Zeller. Man werde demnächst auch in Stuttgart eine nachtflugtaugliche Maschine haben und damit genügend Hubschrauber, die nachts eingesetzt werden könnten. Die Helikopter seien überall spätestens in 30 Minuten vor Ort.

Allerdings würden in manchen Landstrichen im Notfall Hubschrauber aus anderen Bundesländern kommen oder eben aus der Schweiz. Grund seien deren kurze Anflugwege, so wie im Fall Hilzingen. Kooperationsverträge regelten dies. Weitere im Land stationierte nachtflugtaugliche Rettungshubschrauber werde es daher nicht geben, so ein Sprecher des Innenministeriums, auch aufgrund der hohen Anschaffungs- und Betriebskosten.

Hubschrauberpilot mit Nachtsichtbrille (Foto: dpa Bildfunk, DRF-Luftrettung)
Der Pilot eines DRF-Rettungshubschraubers mit Nachtsichtbrille: Sie verstärkt das Restlicht und liefert ein Schwarzweiß-Bild.

Der Konstanzer Kreisverband des Roten Kreuzes bezeichnete den Einsatz Schweizer Rettungshubschrauber in Hilzingen unterdessen als Glücksfall. Man lebe am Bodensee teils in einer perfekten Situation, weil gleich mehrere nachtflugtaugliche Hubschrauber von nahe gelegenen Schweizer Standorten alarmiert werden könnten.

Dass allerdings gleich vier gleichzeitig gebraucht würden - wie im Fall Hilzingen - sei eine absolute Ausnahme.

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