Rund 300 Delegierte in Villingen-Schwenningen

CDU-Parteitag: Frauenquote, Reform und Kritik an "Chaostruppe in Berlin"

Stand

Die CDU in BW fordert den Weiterbetrieb der drei noch laufenden Kernkraftwerke bis ins Frühjahr 2024. Ein entsprechender Antrag ist einstimmig beschlossen worden.

Die CDU in Baden-Württemberg hat sich am Samstag zu einem eintägigen Landesparteitag getroffen. Die Delegierten kamen in Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) zusammen.

Strobl kritisiert Zaudern und Zögern der Bundesregierung

CDU-Landeschef Thomas Strobl warf der Bundesregierung Zaudern und Zögern bei der Bewältigung der Energiekrise vor und sprach von einer "Chaostruppe in Berlin". Um eine Energiekrise abzuwenden, müssten die Kernkraftwerke Neckarwestheim II, Isar II und Emsland über die nächsten beiden Winter hinweg weiterlaufen und die notwendigen Brennstäbe bestellt werden.

"Dem Bäcker brennt der Kittel - und beim Metzger geht es um die Wurst."

Der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz sagte vor den rund 300 Delegierten in Villingen-Schwenningen, ganz Europa schaue fassungslos auf die deutsche Debatte über die Laufzeitverlängerung. Den Auftritt von Merz vor den Delegierten bezeichnete CDU-Fraktionschef Manuel Hagel später als "Balsam für die Seele der Partei".

Strobl, Merz und Oettinger beim Landesparteitag der CDU (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Silas Stein)
Strobl, Merz und Ex-Ministerpräsident Günther Oetinger beim Landesparteitag der CDU.

CDU in BW setzt als erster Landesverband Frauenquote um

Mehrheitlich beschlossen wurden auf dem Landesparteitag Reformvorschläge zur Erneuerung der Partei mit stärkerer Basisbeteiligung und mehr digitalen Veranstaltungen. Als erster Landesverband wird die CDU in Baden-Württemberg die Frauenquote umsetzen, die vor wenigen Wochen auf dem Bundesparteitag beschlossen wurde. Die Regelung sieht vor, bis 2025, beginnend bei Vorstandswahlen auf Kreisebene, schrittweise eine Frauenquote von bis zu 50 Prozent einzuführen.

"Wir sind auf dem Weg, uns in die Geiselhaft einer Grünen Partei zu begeben, die aus rein ideologischen Gründen diesen Weg blockiert."

CDU: Atomkraftwerke sollen über den Winter am Netz bleiben

Merz warnte in seiner Rede vor einer "Geiselhaft aus rein ideologischen Gründen" durch die Grünen. Diese hatten bei ihrem Bundesparteitag in Bonn für einen Reservebetrieb der beiden süddeutschen Atomkraftwerke gestimmt, weigern sich aber gegen den Weiterbetrieb des AKW Emsland in Niedersachsen sowie eine langfristige Atomkraftnutzung.

Mit Blick auf diese Beschlüsse sagte Merz, die Grünen würden einen vernünftigen Weg blockieren, "nur damit der Gründungsmythos dieser Partei unbeschädigt diesen Parteitag überlebt". Die ganze Welt schaue fassungslos auf die Debatte, die man in diesem Land führe.

Krieg gegen Ukraine: Merz kritisiert Nazi-Vergleich von Kanzleramtschef

Als "Unsinn" kritisierte Merz am Samstag in Villingen-Schwenningen eine Äußerung von Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt zu Waffenlieferungen an die Ukraine. Schmidt hatte am Donnerstag bei einer Diskussionsveranstaltung die Regierungsposition verteidigt, der Ukraine keine Kampfpanzer zu liefern.

Die Rufe nach deutschen Leopard-2-Panzern verglich er mit der Hoffnung, die in Nazi-Deutschland in die von der Propaganda als "Wunderwaffe" bezeichnete V2-Rakete gesetzt wurde. Solche Äußerungen schürten Zweifel in Europa und der ganzen Welt an der Klarheit und Zuverlässigkeit der deutschen Politik, sagte Merz.

Strobl-Affäre nicht auf Tagesordnung

Nicht auf der Tagesordnung stand die Affäre um CDU-Landeschef Strobl. Der Vize-Regierungschef steht derzeit politisch unter Druck, weil er ein Anwaltsschreiben des suspendierten Inspekteurs der Polizei an einen Journalisten weitergegeben hatte. Die Opposition wirft Strobl Geheimnisverrat und einen Verstoß gegen den Datenschutz vor, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Strobl muss sich auch in einem Untersuchungsausschuss des Landtags rechtfertigen. Am Freitag soll er erneut befragt werden.

Die Ergebnisse der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Strobl werden mit Spannung erwartet. Im Falle eines Strafbefehls steht auch seine politische Zukunft auf dem Spiel. Gegen den Inspekteur der Polizei wird wegen sexueller Belästigung ermittelt.

Baden-Württemberg

Vorwürfe um sexuelle Belästigung bei der Polizei U-Ausschuss zur Polizeiaffäre: Strobl bleibt Antworten schuldig

Bis tief in die Nacht hat Innenminister Thomas Strobl (CDU) hunderte Fragen zur Polizeiaffäre beantwortet. Fast 15 Stunden lang dauerte die Marathonsitzung des U-Ausschusses.

Guten Morgen Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Mehr zur CDU in BW

Baden-Württemberg

Nach Wahlschlappen CDU in BW will digitaler, jünger und weiblicher werden

Die CDU in Baden-Württemberg will moderner werden und Menschen stärker an die Parteiarbeit heranführen. Die Partei hat nun die Ergebnisse ihrer Zukunftskommission vorgestellt.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Stuttgart

Festakt zum 70-jährigen Bestehen Strobl sieht CDU-Fraktion als Konstante in BW

Die CDU-Fraktion feiert ihr 70-jähriges Bestehen. BW-Vize-Regierungschef Strobl lobt die eigene Fraktion für ihre Rolle in der politischen Landesgeschichte.

SWR Aktuell Baden-Württemberg SWR Fernsehen BW

Baden-Württemberg

Was bisher geschah Die Affäre um Thomas Strobl und den Polizeiinspekteur von BW

Immer lauter werden die Vorwürfe gegen den Innenminister - auch der BW-Datenschutzbeauftragte hat sich geäußert. Dabei stand Strobl zunächst gar nicht im Fokus der eigentlichen Affäre.

Stuttgart

Aussage in Polizei-Affäre BW-Innenminister Strobl muss erneut vor Untersuchungsausschuss

Baden-Württembergs Innenminister Strobl soll in der Polizei-Affäre am 21. Oktober noch einmal vor dem Untersuchungsausschuss aussagen - dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

SWR1 Baden-Württemberg SWR1 Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Feier in Erfurt Strobl: Unter Putin hätte es keine Deutsche Einheit gegeben

BW-Innenminister Strobl hat zum Tag der Deutschen Einheit an die friedliche Revolution in der DDR erinnert. Dem russischen Präsidenten warf er vor, ein Gegner ihrer Werte zu sein.

Kritik aus BW wegen "Sozialtourismus"-Aussage CDU-Sozialflügel hält Merz "Methode der Rechtspopulisten" vor

Nicht nur die SPD wirft CDU-Chef Merz AfD-Taktik vor. Auch aus den eigenen Reihen kommt heftige Kritik. Merz schade so der Union, schimpft ein führender CDU-Sozialpolitiker aus BW.

SWR2 Aktuell SWR2

Stand
AUTOR/IN
SWR