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Herrlicher Klamauk: „Die Käsis“ ist der erste Comic von Bestsellerautor Heinz Strunk

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AUTOR/IN
Silke Arning

Terror in Käsiland: Ein skrupelloser Schimmelkäse versucht die Macht im ganzen Universum an sich zu reißen. Nur ein gemeiner Kochkäse leistet zusammen mit seiner Angebeteten, einem edlen Parmesan-Fräulein, Widerstand. Bestsellerautor Heinz Strunk glänzt durch gekonnten Sprachwitz in seiner Nonsens-Geschichte, die von dem britischen Street-Art-Künstler vent137 durch freundlich bunte Wimmelbilder kongenial umgesetzt wurde.

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Große Liebe zwischen Trüffelparmesan und Billigkäse

Es ist eine unmögliche Liebe, die Käselinchen, das feine Trüffelparmesan-Fräulein, mit Käs, dem einfachen Koch- und Schnäppchenkäse, verbindet. Doch beim großen Käsfest hat es zwischen den beiden gefunkt.

Heinz Strunk: Die Käsis, Lappan Verlag (Foto: Pressestelle, © 2023 Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH, Völckersstraße 14−20, 22765 Hamburg.)
Unmögliche Liebe: Wer im Käsiland gegen das strenge Kastensystem verstößt, dem droht der Knast.

Weil aber in Käsiland ein strenges Kastensystem herrscht, landet Käs vor dem großen Schmorgericht des fiesen Richters Beef Jezos, der mit Genugtuung ein grausames Urteil fällt: 200 Jahre Mayo-Neese-Knast.

Schräger Nonsense a la Heinz Strunk

Doch dank Käselinchen gelingt die Flucht. Und so nimmt ein wahnwitziger Roadtrip mit der alten Eierscheese seinen Lauf.

Ein schräger Nonsens auf den ersten Blick. Typisch Strunk eben, dem die skurril-exzentrischen Geschichten nur so aus dem Ärmel zu fallen scheinen.

Jahrelang am Vokabular gesammelt

Mitnichten: „Die Käsis“, hätten einen Vorlauf von gut sieben Jahren gebraucht, um den Käse-Kosmos auch sprachlich in den Griff zu bekommen. „So Begriffe wie ´Goudawelsch` oder ´Du hast ja nicht mehr alle Käsiletten am Zaun` oder ´Lass mal die Käsimattenten` habe ich dann über die Jahre gesammelt“, sagt Heinz Strunk.

Und auch die ganzen Figuren: „Fürst Alzheim oder Beef Jezos oder das popelnde Orakel – das fällt einem ja auch nicht an einem Nachmittag so zu.“

Unterhaltsam, albern, harmlos

Klingt nach nichts als gutem Klamauk. Richtig. Klar ist auch: Alles an diesem Band schreit: „Ich bin ein Verkaufsschlager“. Der Name Strunk auf einem Comic sorgt per se für Aufmerksamkeit.

Heinz Strunk: Die Käsis, Lappan Verlag (Foto: Pressestelle, © 2023 Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH, Völckersstraße 14−20, 22765 Hamburg.)
Beef Jezos als Bösewicht: Solche Wortspielereien hat Strunk jahrelang gesammelt.

Fairerweise macht der Autor selbst aus seiner Abenteuergeschichte keine Edelfeder. Unterhaltsam, albern, harmlos, ohne politische oder moralische Hintergedanken, beschreibt er sein Projekt „Käsiland“.

Beef Jezos ist der Bösewicht der Geschichte

Dass der fiese Käsi mit hinterhältigen Allmachtsphantasien ausgerechnet Beef Jezos heißt und damit unschwer an den milliardenschweren US-Unternehmer Jeff Bezos erinnert, fällt für Heinz Strunk unter das Kapitel „normale Dramaturgie“.

Einen Bösewicht brauche halt jede gute Geschichte, sagt der Autor. „Das Leben von Beef Jezos, wie er auftritt mit seinem gestählten Körper, der ganze Habitus, das hat schon was Comic-haftes. Ich habe überhaupt nichts gegen den Mann.“

Er hätte genauso gut Elon Musk nehmen können, sagt Strunk, wenn nicht das Wortspiel gewesen wäre.

Käsige Geschichten aus der weiten Welt

Aber so unschuldig gestalten sich die Dinge dann doch nicht in Käsiland. Beef Jezos plant einen Putsch, mit dem er den ganzen Kosmos unterwerfen will. Dem widerständigen Liebespärchen schickt er die skrupellosen Käsesticks mit ihren spitzen Zahnstochern hinterher.

Während ihrer wilden Flucht werden Käs und Käselinchen einzig von der treuen Eierscheese unterstützt, die die beiden mit Geschichten aus ihrem Leben aufzubauen versucht. So die Erzählung vom armen Hüttenkäse, der sich und seine Familie als lebende Schachfiguren an den reichen Ölstaat Brunei verkaufen muss.

Innovative und detailreiche Illustrationen

Alles andere als Kinderkram, obwohl „Die Käsis“ als All-Age-Buch schon für ein Alter ab neun Jahren angeboten werden. Und genauso verhält es sich auch mit den Illustrationen, für die der britische Street-Art-Künstler vent137 gewonnen werden konnte.

Heinz Strunk: Die Käsis, Lappan Verlag (Foto: Pressestelle, © 2023 Lappan Verlag in der Carlsen Verlag GmbH, Völckersstraße 14−20, 22765 Hamburg.)
Die Illustrationen stammen vom britischen Street-Art-Künstler vent137.

„Sehr innovativ und sehr detailreich“, sagt Strunk. „Ich finde, dass er diese Käsewelt sehr gut erfasst hat.“ Bunt, wimmelig, irgendwie vertraut freundlich wirken die sehr gelungenen Zeichnungen.

Doch auch auf der Bildebene lassen die Details tiefer blicken, wenn im unterjochten Käsiland plötzlich Fahnen mit Nazi-ähnlicher Symbolik wehen. Man kann sagen, was man will: „Die Käsis“ – das ist natürlich Klamauk und Nonsens. Aber herrlich gemacht und keineswegs bedeutungslos.

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