Gespräch

Deutscher Sachbuchpreis für Ewald Frie: „Ein Hof und elf Geschwister“ – Abschied vom Landleben

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INTERVIEW
Wilm Hüffer

Der Tübinger Historiker Ewald Frie hat den Deutschen Sachbuchpreis 2023 für sein Werk „Ein Hof und elf Geschwister“ erhalten. Darin beschreibt er den Kulturwandel des Landlebens und den Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland am Beispiel seiner Familie aus dem Münsterland.

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Eine geschlossene landwirtschaftliche Welt, die nur eine kurze Zeit bestand

„Die Agrarlandschaft, deren Verschwinden wir seit den 1960er-Jahren beklagen, entstand erst im 19. Jahrhundert“, sagt Ewald Frie im SWR2-Gespräch. „Es handelt sich also nicht um etwas, das schon immer da war.“

Es ist eine geschlossene landwirtschaftliche Welt, die Frie in seinem Buch beschreibt, mit Viehmärkten, Hausschlachtung auf dem Hof, mit Pferden, die den Pflug ziehen, es gibt einen ganzen Kosmos von Fertigkeiten und praktischem Können.

Eine Familiengeschichte

Das Buch ist auch eine Familiengeschichte. Ewald Frie befragte seine zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969, die aus dieser Welt aufgebrochen sind in neue gesellschaftliche Sphären. Ewald Frie sieht deshalb melancholische und auch hoffnungsvolle Momente, die in dem Buch stecken.

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