Der Biberacher Künstler Wolfgang Laib ist ein stiller Star: Mehrfacher documenta- sowie Biennale-Teilnehmer, Ausstellungen und Preise weltweit. Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt jetzt eine große Schau mit Laibs Werken aus natürlichen Materialien wie Blütenstaub und Bienenwachs. „Es geht mir ums große Ganze“, sagt der Künstler, „um Sinn, Leben und Tod – und darum, wie uns die Kunst eine bessere Welt zumindest vorschlagen kann.“
Archaische Formen aus Bienenwachs, Holz, Stein, Reis und Blütenpollen
Wolfgang Laib ist ein sanfter Radikaler. Etwas mönchhaft Mildes umweht den 70-jährigen. Er spricht leise, lächelt höflich, kniet beim Arbeiten meist auf dem Boden und vertieft sich seit etwa einem halben Jahrhundert in die Herstellung der immer gleichen minimalistischen Objekte: Archaische Formen aus Bienenwachs, Holz, Stein, Reis und Blütenpollen. Doch schlicht und bescheiden ist hier nur das Äußere. Denn Wolfgang Laib, der Medizin studiert, aber zeitlebens Kunst praktiziert hat, zielt aufs große Ganze:
Demut vor den Zyklen von Werden und Vergehen
Den ewigen Zyklen des Werdens und Vergehens ordnet sich Laib in aller Demut unter – etwa wenn er Jahre lang Blütenstaub sammelt. Doch in den Tempeln der Kunst entzieht Laib seine betörend schönen Naturstudien dann der Auflösung und dem Verfall. Im Kunstmuseum Stuttgart darf man sein großes Quadrat aus gesiebtem Blütenstaub nur von ferne bewundern; das „Reisfeld“, tausende kleine Häufchen aus Reiskörnern, nur ja nicht betreten.
Sensibel – oder auch heikel – ist schon der Umgang mit Wolfgang Laibs Rohstoffen. Sein Milchstein etwa – eine blendend weiße Marmorscheibe, auf der die Milch dank ihrer Oberflächenspannung eine hauchdünne Wölbung bildet, wird nur ein paar Tage tatsächlich mit dem wertvollen Lebensmittel begossen. Und so viel wie möglich in der Ausstellung wird recycelt, erklärt Museumsdirektorin Ulrike Groos.
Achtsamkeit im Umgang mit den Ressourcen
Achtsamkeit breitet sich um Laibs Werke aus. Dieser Respekt müsste ihm gefallen, denn der Künstler nimmt seine philosophischen Inspirationsquellen sehr ernst. Wolfgang Laib hat Sanskrit studiert, Asien intensiv bereist, er lebt und arbeitet einen Teil des Jahres in einem indischen Dorf.
„Das ist schon ein bisschen was anderes als der Yoga Club in Biberach“, sagt Laib, „das sind ganz einfache Leute dort, wo wir auf dem Land leben, die haben das Wort Yoga noch nie gehört. Aber der Mann, der auf unsere Kokosnußpalmen aufpasst, der steht da wie ein Yogi.“
Wolfgang Laib setzt sich der Wirklichkeit aus, um sie zu transformieren. Seine Kunst mag klösterlich und spirituell erscheinen – sie ist aber auch ein Kommentar zum gedankenlosen Umgang mit natürlichen Ressourcen, und damit potenziell ein Werkzeug der Weltverbesserung.
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