Sophie Taeuber Arp und Hans Arp waren das Künstlerpaar der Avantgarde. Vor einhundert Jahren haben sie die Kunst radikal in die Abstraktion geführt. Beide waren ab 1922 für gut zwei Jahrzehnte verheiratet, pflegten aber schon vorher das Arbeiten im Kollektiv. Das zeigt nun die neu getaltete obere Etage des Arp Museums in Remagen-Rolandseck.
„Kosmos Arp“ – Neu gealteteder Avantgarde im Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Dialoge des Künstlerpaars über Dadaismus und Abstraktion
Völlig gleichberechtigt hängen die Werke der beiden auf der oberen Etage. Besonders schöne Dialoge zwischen Sophie Taeuber Arp und Hans Arp entstehen in der Abteilung rund um den Dadaismus. Das Künstlerpaar hatte sich auf seinem Weg in die Abstraktion dieser Kunstströmung angeschlossen, ein Reflex auf die sinnlosen Schrecken des I. Weltkriegs. Hans Arp hat den Dadaismus als Befreiung von Inhalt und Zweck mal in seinem leichten Elsässer Dialekt erklärt.

„Dada ist der Urgrund aller Kunst. Dada ist für den Ohne-Sinn der Kunst, was nicht Unsinn bedeutet. Dada ist ohne Sinn wie die Natur. Dada ist für die Natur und gegen die Kunst. Dada ist unmittelbar wie die Natur und versucht, jedem Ding seinen wesentlichen Platz zu geben. Dada ist moralisch wie die Natur. Dada ist für den unbegrenzten Sinn und die begrenzten Mittel. Das Leben ist für den Dadaisten der Sinn der Kunst.“
Parodistisches Marionetten-Theater von Sophie Täuber-Arp
Von Sophie Täuber-Arp gibt es keine Tonaufnahmen. Das Arp Museum Bahnhofs Rolandseck lässt dafür ihre Marionetten klappern. Überwiegend gedrechselte Puppen, farbig gefasst, für ein parodistisches Theaterstück im Jahr 1918 - mit so sprechenden Namen wie „Dr. Oedipus Komplex“ oder „Freudanalytikus“. Wer will, stellt sich in einem dunklen Saal unter eine Bewegungskamera, und bewegt dann Arme und Beine. Und schon fangen auf einem großen Bildschirm diese Puppen entsprechend an zu tanzen. Da kehrt die Kunst zum Leben zurück, werden Dada-Versprechen und Bauhaus-Gedanke eingelöst.

„Diese Mischung, die Kunst muss ein Teil vom Leben werden und auch die alltäglichen Dinge müssen durch Kunst gestaltet sein, das war ein sehr großer Anspruch, den Sophie Taeuber hatte. Also das heißt: Die Verbindung oder die Überwindung einer bislangen Trennung von angewandter und freier Kunst.“

Dafür steht auch ein von ihr gewebter bunter Teppich mit abstrakten geometrischen Motiven. Zum Vergleichen laden die Reliefarbeiten ein: Muscheln von ihr, Pflanzlich-Symmetrisches von ihm. Skulpturales Hauptwerk in der Arp-Etage ist ein großvolumiges, sich fast auf Augenhöhe hochstreckendes Blatt aus Gips aus seinem Spätwerk. Zwei Etagen tiefer stehen dicht an dicht die jüngsten Neuzugänge, 20 Gussformen aus Gips aus dem Nachlass.
Ausstellung hat Werkstattcharakter
Den Werkstattcharakter der Arp-Präsentation in Remagen betont Direktorin Julia Wallner, für sie ist ein Museum natürlich auch immer auch eine forschende Institution: „Und dadurch, dass wir eben das einzige Museum weltweit sind, das Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp gewidmet ist, sehen wir und natürlich auch als zentrale Stelle, wo eben Forschung zusammen läuft.“
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