Ausstellung im Kabarettarchiv Mainz

Das Alter in der Karikatur – Überspitzung gehört zum Handwerk, sollte aber nicht bösartig sein

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Kerstin Bachtler

Karikaturen über alte Menschen zeigen häufig Gebrechen, Schwächen, faltige Gesichter. Dabei reicht die Bandbreite der Darstellungen von fitten Rentnern bis zum Pflegefall im Heim. Karikaturen bringen zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. „Meiner Meinung nach muss man sich in der Karikatur immer noch selbst finden können, um darüber zu lachen“, so die Kuratorin Franziska Polanski, die an der Uni Heidelberg ein Forschungsprojekt zum Thema Alter in Karikatur und Kabarett leitet.

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Humor hilft Ängste abzubauen

Zur Frage, warum wir Karikaturen über alte Menschen lustig finden, sagt Franziska Polanski, dass Humor eine psychologische Funktion hat: „Das liegt daran, dass unser Bewusstsein und unser Unterbewusstsein weit auseinanderklaffen. Nach neuen Erkenntnissen der Hirnforschung ist das Unterbewusstsein für unser Handeln maßgeblich verantwortlich und das Lachen dient dem Abbau von Ängsten.“

Wie weit dürfen Alterskarikaturen gehen?

Das Wesen der Karikatur liegt darin, Charaktereigenschaften und körperliches Aussehen zu überzeichnen, laut Franziska Polanski gehört diese Überspitzung zum notwendigen Handwerk des Karikaturisten. Dennoch bestehe die Gefahr, dass Karikaturen verletzend oder bösartig wirkten. Doch Humor sei etwas sehr Persönliches.

Mainz

Ausstellung im Kabarettarchiv Mainz Boomer, Falten und Pflegenotstand – „Auch Alte haben es verdient, dass man sich über sie lustig macht“

In einer Doppelausstellung mit rund 70 Karikaturen und gut 20 kabarettistischen Beiträgen widmet sich das Deutsche Kabarettarchiv in Mainz dem Thema Alter. Größen wie Maren Kroymann oder Gerhard Polt lassen sich dabei über die älteren Mitmenschen genauso aus wie der Karikaturist Gerhard Haderer. Oft bitterböse machen die Künstler*innen klar – auch Alte haben es verdient, dass man sich über sie lustig macht.

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