Goldene Lok und Schüttewägen mit Saphiren, Smaragden und Robinen aus Idar-Oberstein (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Harald Tittel/dpa | Harald Tittel)

Jahrhundertelange Tradition im Schmuckhandwerk

Kanzlerin, Queen und King of Pop: Die illustre Kundschaft der Schmuckmacher von Idar-Oberstein

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Theresa Berwian
Theresa Berwian, Team SWR Kultur (Foto: SWR, Foto: Max Tiemann)
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Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik (Foto: SWR, Foto: Dominic Konrad)

Die Deutschlandkette von Angela Merkel ist die vielleicht berühmteste Kette des Landes. Sie kommt aus der Schmuck- und Edelsteinstadt Idar-Oberstein. Die ehemalige Bundeskanzlerin ist längst nicht die einzige berühmte Kundin der Schmuckmacher aus dem Hunsrück.

Angela Merkel mit Deutschlandkette (2013) (Foto: IMAGO, IMAGO / Stefan Zeitz)
Die Kette am Hals der Kanzlerin war die Siegerin im Bundestagswahlkampf 2013. Als Deutschlandkette ging sie in die Mediengeschichte ein. Wie viele Schmuckstücke der Altkanzlerin stammt sie aus Idar-Oberstein.

Angela Merkel bestellte ihren Schmuck per Brief

Als Angela Merkel 2013 beim TV-Duell mit Peer Steinbrück die Deutschlandkette trug, sorgte die fast für mehr Schlagzeilen als die Kanzlerkandidaten selbst. Auch der Macher der Kette, Goldschmied Hans-Peter Weyrich, war damals überrascht über die viele Aufmerksamkeit. Immerhin war Angela Merkel schon seit Jahren Kundin der Idar-Obersteiner Edelsteinschmiede.

Der Kontakt nach Idar-Oberstein war über die rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Julia Klöckner zustande gekommen. Merkel hatte sich für den Schmuck interessiert, den Klöckner trug – sogar schon bevor sie Kanzlerin wurde. 2017 erklärte Hans-Peter Weyrich, dass die damalige Kanzlerin ungefähr einmal im Jahr Schmuck bei ihm bestelle – meistens handschriftlich.

Hans-Peter Weyrich mit der „Deutschlandkette“ von Angela Merkel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Harald Tittel/ | Harald Tittel)
Über Hans-Peter Weyrichs Kettenkreation sprach ganz Deutschland. Die „Schlandkette“ kreierte er für die Kanzlerin aus Bergkristall, Onyx und Schaumkoralle.

Doch nicht nur politische Prominenz kauft in Idar-Oberstein, auch in den Schatzkammern internationaler Königshäuser ist Schmuck aus dem Hunsrück zu finden. Nicht jeder Hersteller spricht dabei über seine prominenten und exklusiven Kundinnen und Kunden.

Außerdem geht ein Teil des Schmucks aus Idar-Oberstein erst an namhafte Juweliere in der ganzen Welt, die die Stücke dann weiterverkaufen, sodass die Macher oft erst später oder gar nicht erfahren, wer Schmuck von ihnen besitzt oder trägt.

Neue Designs aus Idar-Oberstein: Vier junge Schmuckdesigner aus der Edelsteinstadt

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Mehr als nur Schmuck: Tiere und Ei-Skulpturen aus Edelstein

So ging es auch Manfred Wild schon das ein oder andere Mal. Vor einigen Jahren erzählte er dem Spiegel, dass eine seiner Arbeiten sogar bei Michael Jackson gelandet war: ein Schimpanse auf einer Uhr. Immerhin hielt der Pop-Star mehrere Schimpansen auf seiner Neverland-Ranch und nahm einen der Affen sogar mit auf Tour.

Edelsteinkünstler Manfred Wild mit seinen Juwelen-Eiern  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | Birgit Reichert)
Kleinode aus Juwelen und Gold: Edelsteinkünstler Manfred Wild begeistert seine royale Kundschaft mit erlesenen Kleinoden.

Bekannt ist Manfred Wild aber auch für extravagante Ei-Kreationen, die bei vielen Königinnen und Königen gut ankommen. Die wertvollen Deko-Eier aus Idar-Oberstein, gefertigt in der Tradition der Fabergé-Eier des russischen Zarenhofs, sind bis zu 70 Zentimetern groß und beispielsweise mit Blüten aus Rubinen, Saphiren und Smaragden verziert. In einigen Ei-Gehäusen verbergen sich unter andrem auch Tierfiguren aus Perlen oder Diamanten.

Die verstorbene britische Königin Elizabeth II. besaß ein solches Ei, genauso wie der spanische König Felipe, der König von Brunei und der Sultan von Oman.

Königin Elizabeth II. hatte gleich mehrere Stücke aus Idar-Oberstein

Die Ei-Kreation von Manfred Wild ist aber nicht das einzige Stück aus Idar-Oberstein, dass sich im Besitz von Königin Elizabeth II. befand.

Staatsbesuch von Königin Elisabeth II. und Prinz Philipp in Mainz 1978 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa | dpa)
Queen Elizabeth II. und Prinz Philipp beim Staatsbesuch 1978 in Mainz, begleitet von Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU, links) und Oberbürgermeister Jockel Fuchs (SPD, 2. von links).

Als sie 1978 gemeinsam mit ihrem Mann Prinz Philip Rheinland-Pfalz besuchte, erhielt sie als Geschenk eine Achat-Schale. Diese wurde in einem Sandstrahl-Fertigungsverfahren in Idar-Oberstein aus einem Achat-Block herausgeblasen und der Königin beim Kaffee mit dem damaligen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (CDU) in Mainz überreicht.

Edelstein-Kunst in Museen weltweit

Arbeiten aus Idar-Oberstein sind nicht nur als Schmuck international beliebt. Einige im Hunsrück gefertigte Stücke haben es auch in Museen geschafft. So waren 2017 beispielsweise Arbeiten der Firma Pauly Teil einer großen Doppelausstellung des britischen Künstlers Damien Hirst.

Offiziell bestätigen wollte das die Firma damals zwar nicht, in einem Facebook-Post aus der Ausstellung hieß es dann aber doch, dass Pauly „mit einigen Stücken unseren Teil beitragen konnten“.

Was wird von der Popkultur bleiben? Damit beschäftigt sich nicht nur Damien Hirsts Ausstellung im Palazzo Grassi. Posted by Pauly - The Art of Carving on Tuesday, May 30, 2017

Zu Hirsts bekanntesten Werken gehört mit „For the Love of God“ immerhin auch ein mit Diamanten besetzter Schädel. So überraschte es nicht weiter, als in seiner Ausstellung „Treasures from the Wreck of the Unbelievable” 2017 allerhand Gold und Silber, aber eben auch Opale, Türkise und Lapislazuli zu sehen war.

Rund 15 Ausstellungsstücke bestanden damals maßgeblich aus aufwendig gravierten Edelsteinskulpturen, wie unter anderem ein abgetrenntes Medusenhaupt aus grünem Malachit. Die New York Times schätzte den Wert des Kopfes damals auf rund vier Millionen Dollar

Der Aquamarin Dom Pedro (Foto: IMAGO, IMAGO / Wirestock)
Gefunden wurde der Dom Pedro, ein Aquamarin von mehr als 10.000 Karat, 1993 in Brasilien. Er wurde im Idar-Obersteiner Atelier Munsteiner zu einem Obelisken mit wellenförmigen Facetten geschliffen

Weltrekord-Aquamarin: Aus Idar-Oberstein nach Washington

Ein anderer Stein der Superlative ist der Aquamarin „Dom Pedro“: Er ist der weltweit größte geschliffene Aquamarin. Ursprünglich war er fast einen Meter lang und wurde dann statt zu kleineren Schmucksteinen für Kronen, Ringe oder Ketten zu einem reinen Ausstellungsstück gearbeitet. Und zwar von Bernd Munsteiner, der sein Atelier ebenfalls in Idar-Oberstein hat.

Sechs Monate arbeitete Munsteiner daran, bevor er die Skulptur 1993 fertigstellte. Heute ist der Aquamarin im Smithsonian zu sehen, dem weltbekannten Naturkunde-Museum in Washington.

Bernd Munsteiner sagte 2020 dem SWR, er sei glücklich, dass er es geschafft habe, einen Stein aus Deutschland in ein so wichtiges amerikanisches Museum zu bringen. Damit ist dort immerhin auch ein Stück Idar-Obersteiner Handwerk verewigt.

Vorbild aus Russland: Fabergé-Eier

Kunst am russischen Zarenhof Ostereier für die Zaren: Fabergé und der Prunk der Romanows

Es sind wahre Kleinode aus Gold, Juwelen und Emaille: Ab 1885 fertigte der Goldschmied Peter Carl Fabergé alljährlich für das Osterfest am russischen Zarenhof kunstvolle Eier aus den kostbarsten Materialien. Die wertvollen Fabergé-Eier wurden zum Symbol des Überflusses und des Niedergangs der Romanow-Dynastie.

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Queen Elisabeth II. zu Besuch in Mainz