Gespräch

„Der Jahrhundertcoup“ – Zwei Journalisten recherchieren den Hergang des Einbruchs im Grünen Gewölbe Dresden

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INTERVIEW
Christian Batzlen

„Die Beute des sächsischen Staatsstaatsschatz ist einmalige und unwiderbringliche Kunst, sie ist 118 Millionen Euro wert, das macht den Raub so einzigartig", sagt der Journalist und Spiegel-Autor Claas Meyer-Heuer über den Kunstdiebstahl im Grünen Gewölbe Dresden. Über 21 Schmuckstücke mit über 4300 Brillianten und Diamanten wurden dort im November 2019 von zwei unbekannten Männern erbeutet.

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Zusammen mit seinem Kollegen Thomas Heise hat Meyer-Heuer den Hergang des Einbruchs minutiös nachgezeichnet und viele Fehler bei der polizeilichen Ermittlung recherchiert. Jetzt ist ihr Buch „Der Jahrhundertcoup“ erschienen.

Verkettung von sehr vielen Fehlern

Bei den Ermittlungen sei „unfassbar viel Schlamperei passiert“, sagt Claas Meyer-Heuer. Zum einen sei das Fenster, durch das die Täter eingedrungen seien, nicht alarmgesichert gewesen. „Und das war seit Jahren bekannt“, so der Journalist.

Die Kameras waren uralt und das Sicherheitspersonal schlecht geschult. Außerdem wurde der Alarmknopf nicht gedrückt. „Die Mitarbeiter haben das Telefon benutzt, wahrscheinlich wären die Täter geschnappt worden, wenn die Mitarbeiter auf den Knopf gedrückt hätten.“

Der Berliner Remmo-Clan steckt hinter dem Jahrhundertcoup.

Die beiden Autoren haben auch die organisierte Bandenkriminalität untersucht. „Die Familien des Remmo-Clan stecken hinter diesem Jahrhundertcoup“, erklärt Claas Meyer-Heuer. Jemand habe dem Clan das Wissen verkauft, wie man in das Gewölbe eindringen kann, denn „das kann man eigentlich als Verbrecher von außen nicht recherchieren.“

Die beiden Autoren gehen fest davon aus, dass es einen Insider gegeben haben muss. Aber das sei nie recherchiert worden. „Man weiß bis heute nicht, wer den Tätern dieses Wissen verkauft hat.“

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