Popgeschichte

41 Jahre „Thriller“ – warum das Album von Michael Jackson das erfolgreichste der Popgeschichte ist

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AUTOR/IN
Bernd Lechler
ONLINEFASSUNG
Samira Straub

Vor 41 Jahren erschien Michael Jackson der Welt als Wunderknabe, der beim Tanzen die Schwerkraft zu überwinden schien. „Thriller“, das erfolgreichste Album der Popgeschichte, ist ein Hybrid wie Jackson selbst: Eine Melange aus Soul, Disco und Rock, aus schwarz und weiß, erwachsen und kindlich. Von diesem Monstererfolg sollte sich Michael Jackson nie erholen.

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Michael Jackson bringt die Leute zum Tanzen

Drei Sekunden genügen, und jeder und jede weiß: Michael. „Billie Jean“. Der Hit über eine manische Verehrerin, die den Star hetzt und behauptet, er sei der Vater ihres Kindes: ein Song, der wie viele auf „Thriller“ einfach alle zu erreichen schien, Alter und Geschmack egal

Und das trotz des überlangen Intros. „In der Zeit kann ich mich ja rasieren!“, protestierte Produzent Quincy Jones. Aber Jackson beharrte: Das bringe die Leute zum Tanzen.

Michael Jackson in einem weiß-glänzenden Oberteil beim Singen auf einer Bühne (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Michael Joseph Jackson, der „King of Pop“: Wie kaum ein anderer hat er die Popmusik seit den 1980er Jahren geprägt. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson inmitten der Jackson 5 (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Photoshot. All rights reserved.)
Seine ersten musikalischen Schritte macht der junge Michael Jackson mit gerade mal acht Jahren im Geschwister-Ensemble „Jackson-Five“. Vater Joseph Jackson drillt die Brüder immer wieder zu Höchstleistungen und steht für seine strengen Methoden bis zuletzt in der Kritik. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson im Alter von 15 Jahren (Foto: picture-alliance / Reportdienste, imago/LFI)
Schon 1973 erreicht der 15-jährige Michael Jackson mit „Ben / You can cry on my shoulder“ seinen ersten Nummer-1-Hit als Solokünstler in den US-Charts. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson im Musikvideo zu Thriller (Foto: picture-alliance / Reportdienste, imago images/Mary Evans)
Doch erst 1982 gelingt ihm der Aufstieg zum Weltstar mit dem Pop-Album „Thriller“, dem bis heute mit rund 65 Millionen Exemplaren meistverkauften Musikalbum der Welt. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson im Thriller-Video (Foto: picture-alliance / Reportdienste, imago images/Mary Evans)
Das Video zur gleichnamigen Single „Thriller“ gilt als Meilenstein in der Geschichte der Musikvideos. Der rund 14minütige Clip von Regisseur John Landis spielt mit Elementen des Horrorfilms. Michael Jackson selbst verwandelt sich darin in einen Werwolf und einen Zombie. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson in einem Glitzeroutfit bei einer seiner Bühnenshows (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Geisler-Fotopress/Keuntje)
Kurz nach Erscheinen des Thriller-Nachfolgers „Bad“, der in 25 Ländern auf Platz 1 der Charts einsteigt, geht Michael Jackson erstmals auf eine Solo-Welttournee. Ausgefallene Outfits und sein Ausnahmetalent als Tänzer machen aus seinen Konzerten schillernde Shows. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson zu sehen bei einem Lean (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa)
Gerade auch sein eigenwilliger Tanzstil sorgt für Aufsehen. Tanzbewegungen wie der „Lean“ oder der „Moonwalk“ sind Highlights seiner Shows und bis heute untrennbar mit dem Namen Michael Jackson verbunden. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson:  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, indiv)
1994 heiratet der King of Pop die Tochter des King of Rock n' Roll: Michael Jacksons Ehe mit Elvis Presleys Tochter Lisa Marie hält nur zwei Jahre und bleibt kinderlos. Die Presse wittert eine inszenierte PR-Kampagne. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson hält seinen Sohn über den Balkon im Berliner Adlon Hotel (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa)
Diese Szene sorgt 2002 für Aufregung: Michael Jackson hält seinen neun Monate alten Sohn Prince Michael II., den er von einer Leihmutter austragen ließ, über die Brüstung seines Hotelzimmers im fünften Stock des Berliner Adlon-Hotels. Es hagelt Kritik für das gefährliche Manöver. Bild in Detailansicht öffnen
Die Neverland-Ranch (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa)
1988 kauft Michael Jackson für rund 17 Millionen Dollar ein riesiges Anwesen in Kalifornien und tauft es in Anlehnung an Peter Pan „Neverland“. Die Ranch wird zeitweise von über 50 Angestellten betrieben und hat unter anderem einen eigenen Freizeitpark, einen Zoo und ein Kino. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson inmitten von Kindern auf Neverland (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Immer wieder zu Gast auf der Neverland-Ranch: Kranke oder arme Kinder. Angeblich will Jackson auf Neverland anderen Kindern die Kindheit schenken, die er selbst nie hatte. Doch seine Nähe zu Kindern wird zunehmend kritisch gesehen. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson auf einem Mugshot (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa)
Zweimal muss sich Michael Jackson vor Gericht wegen Missbrauchsvorwürfen an Kindern rechtfertigen. Ein Gerichtsverfahren zu Beginn der 90er Jahre endet mit einem außergerichtlichen Vergleich. 2003 wird er wegen einem erneuten Vorwurf festgenommen, 2005 wird Jackson von allen Anklagepunkten freigesprochen. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Schönheits-Operationen verändern Jackson so stark, dass er in den 90ern kaum noch seinem jüngeren Ich ähnelt. Auch seine immer heller werdende Hautfarbe wirft Fragen auf. Seine Erklärungen, dass er unter der Hautkrankheit Vitiligo leide, werden bezweifelt. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson trägt eine Maske (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Immer häufiger trägt Jackson auch einen Mundschutz. Unklar bleibt, ob er sich damit aus hygienischen Gründen schützen oder ob er sich hinter der Maske vor der Öffentlichkeit verstecken will. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson bei den Proben für seine letzte Tournee (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa)
Es soll sein großer Abschied von der Bühne sein: 2009 kündigt Michael Jackson eine Reihe von Konzerten an. Doch die „This is it“ Tour soll niemals stattfinden. Bild in Detailansicht öffnen
Michael Jackson auf der Bühne (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / Photoshot | -)
Am 25. Juni, 19 Tage vor dem ersten Konzert, stirbt Michael Jackson an Herzversagen in Folge einer Überdosis des Narkotikums Propofol. Später wird sein Leibarzt, der ihm dieses und andere Medikamente verschrieben hat, wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. Bild in Detailansicht öffnen

Mit 23 war Michael Jackson schon ein Showbiz-Veteran

Jones gab nach. Er kannte ja seinen Klienten Jackson, der damals erst dreiundzwanzig war und doch Showbiz-Veteran, nach der Kindheit mit den Jackson Five und der erfolgreichen Solo-LP „Off The Wall“.

Ein fantastischer Sänger, der die hochemotionalen Vocals zu „Billie Jean“ beim ersten Anlauf in einem Rutsch ablieferte. Quincy Jones buchte erfahrene Songautoren für ihn, konzipierte Stilvielfalt für alle Käuferschichten und eine Gästeliste von Paul McCartney bis Eddie Van Halen.

„Beat It“ mit Gitarrensolo von Van Halen

Stargitarrist Van Halen war verdutzt, dass Jackson, der Discoknabe, ihn, den Hardrocker wollte. Doch er kam und hinterließ gratis auf mehreren Spuren ein Gitarrenfeuerwerk, aus dem Jones und Jackson dann das legendäre „Beat It“-Solo zusammenschnitten.

Michael Jackson selbst erlebten die meisten Mitwirkenden kaum. Er hatte ein Ohr auf alles, übte aber meist in einer Ecke seine Tanzschritte.

Michael Jackson und seine Grammys 1987  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Bei den Grammys 1984 ist Michael Jackson, im Bild mit Quincy Jones, mit „Thriller“ für zwölf Preise nominiert und gewinnt acht – bis heute Rekord bei einer Grammy-Verleihung.

Wenn Jackson sang, waren nur Quincy Jones und der Tonmeister da. Und übrigens nie Textzettel oder Notizen: Seine Songs kannte er, bei den fremden nahm er die Demokassetten mit nach Hause und lernte über Nacht alles auswendig.

Die Synthesizer-Fanfare aus „1999“ von Prince beeinflusste zum Schluss noch den Titelsong

Sie feilten bis zum Schluss. Der Titelsong war quasi fertig, Horror-Schauspieler Vincent Price als Sprecher fürs Finale engagiert.

Da erzählte Quincy Jones dem Autor des Songs, Rod Temperton, von einem neuen Underground-Sänger, der so eine tolle Synthesizer-Fanfare auf seiner Platte habe.

Er meinte „1999“ von Prince. Ob man sowas nicht noch einbauen könne, gern noch größer? Man konnte - und so bekam „Thriller“ seinen bombastischen Anfang.

„Thriller“ ist ein Hybrid wie Michael Jackson selbst

„Thriller“ ist eine Melange aus Soul und Disco, Rock und Po. So hybrid wie Michael Jackson selbst: schwarz und weiß, erwachsen und kindlich, noch nicht so gebrochen wie später, noch nicht unter Verdacht.

Ein Wunderknabe für alle, der, wenn er tanzte, selbst die Schwerkraft zu überwinden schien. Heute sind Musikmarkt und Medienlandschaft zu zersplittert, als dass ein Künstler das globale Publikum nochmal so bündeln könnte wie Michael Jackson vor vierzig Jahren.

Finanziell und künstlerisch ein Monstererfolg

Als das Album nach zig Wochen in den Top Ten naturgemäß allmählich abstieg, legte er das viertelstündige, beispiellos teure Zombie-Video zum Titelsong nach. Dadurch wurde „Thriller“ nach 1983 auch 1984 die erfolgreichste LP der Welt.

Es war ein Monstererfolg, von dem sich Michael Jackson nie mehr erholen sollte. Und der immer noch klingt wie ein Geschenk aus purem Pop.

Fakt ab! Eine Woche Wissenschaft Vorsicht! So crasht Janet Jackson eure Festplatten

Dieses Mal mit Sina Kürtz und Julia Nestlen.

Ihre Themen sind:
- Der Song „Rhythm Nation“ von Janet Jackson kann Festplatten zerstören! Wie das geht und warum Sina davon abrät, sowas in der Physiker-Fachschaft bekannt zu machen, hört ihr hier! (00:32)
- Eine deutsche Forscherin hat herausgefunden: Spinnen können vielleicht träumen! Was die dabei wohl erleben … ? (09:15)
- Die Materialien von Windrädern lassen sich aktuell leider nicht gut recyclen. Die neue Idee: direkt so bauen, dass man später auch was Neues daraus machen kann. Zum Beispiel Gummibärchen! (15:47)
- Erschütternde Forschungsergebnisse: Ein Schläfchen am Mittag könnte gesundheitsschädlich sein! (23:27)

Weitere Infos und Studien gibt’s hier:
https://www.tiktok.com/@baileypickles/video/7041885998686539009?is_from_webapp=v1&item_id=7041885998686539009
https://devblogs.microsoft.com/oldnewthing/20220816-00/?p=106994?WT.mc_id=onedevquestion-c9-raymond
https://twitter.com/osterman/status/1558676353196494850
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/janet-jackson-festplatte-crash-rhythm-nation-1.5641132
https://www.iflscience.com/jumping-spiders-display-rem-like-sleep-behavior-suggesting-spiders-dream-64784
https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.2204754119
https://www.spektrum.de/news/es-scheint-als-koennten-spinnen-traeumen/2047779
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/windrad-rotorblaetter-recycling-101.html
https://www.eurekalert.org/news-releases/960978
https://www.swr.de/wissen/recycling-alter-windraeder-wenn-rotorblaetter-zu-gummibaerchen-werden-100.html
https://www.acs.org/content/acs/en/pressroom/presspacs/2021/acs-presspac-november-10-2021/plant-based-gummy-candy-helps-vegans-and-vegetarians-get-their-vitamins.html
https://nypost.com/2022/07/25/napping-too-much-could-lead-to-early-death-study-finds/
https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.19120

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Redaktion: Chris Eckardt
Idee: Christoph König

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