Nachfolge von Anne Will

Kritik an Miosga-Talkshow: Live-Format ungeeignet für Auseinandersetzung mit AfD

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INTERVIEW
Martin Gramlich

Caren Miosga startet auf dem prominenten Sonntagabendplatz gleich mit einer Neuerung: Anders als ihre Vorgängerin Anne Will möchte Miosga auch Vertreter der AfD einladen. Ist das angesichts der Umfragewerte und der Deportationspläne wichtig für eine demokratische Auseinandersetzung mit der Partei? Elena Kountidou von den „Neuen Deutschen Medienmacher*innen“ widerspricht.

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AFD-Falschaussagen müssen live permanent korrigiert werden

„Gerade ein Live-Format ist ungeeignet für die Auseinandersetzung mit der AfD“, sagt Elena Kountidou im SWR2 Gespräch. Journalisten müssten so live die Falschaussagen und Halbwahrheiten korrigieren, mit denen AfD-Vertreter immer wieder in Talkshows auffallen. „Das ist eine immense Herausforderung“, betont Kountidou. Berichte über die Partei und Gespräche mit Politikern seien wichtig, doch ein anderes Format sei hierfür sinnvoller.

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Medien vor Dilemma: AFD profitiert auch von Abwesenheit

Kountidou ist sich allerdings auch bewusst, dass die Medien bei dieser Frage vor einem Dilemma stehen: „Die AfD profitiert sowohl von ihrer Präsenz als auch von ihrer Abwesenheit.“ Was man aber nicht außer Acht lassen dürfe: Ausschnitte von solchen TV-Auftritten verbreiten sich rasant in den sozialen Medien.

ARD Brennpunkt zu Deportationsfantasien vermisst

Die AfD brauche die traditionellen Medien nur noch bedingt. Umso mehr müssten diese sich die Frage stellen, welche Rolle ihnen zukomme: „Wir als Neue Deutsche Medienmacher*innen vermissen schon auch den ARD Brennpunkt zu Deportationsfantasien. Es braucht bei der ganzen Berichterstattung über die AfD auch die Perspektive derer, die zum Feindbild dieser Partei gehören.“

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