Der Heidelberger Stückemarkt ist ein wichtiger Branchentreff für Theaterschaffende und Verlage auf der Suche nach neuen Talenten. In diesem Jahr sind die Texte so vielfältig wie die Formen: Eine Imbissbuden-Besitzerin, die über misslungene Vergangenheitsbewältigung philosophiert, ein Zentaur, der in einer Survival-Show gewinnen möchte oder ein lesbisches Paar, das sich wegen einer neuen Straßenverkehrsordnung entzweit.
Auffallend war in diesem Jahrgang die große thematische Vielfalt. Wichtige, aktuelle, gesellschaftspolitische Themen wie Rassismus und Diversität waren in den Texten vertreten. Und einmal mehr hat sich gezeigt:
Die Themen der neuen Theatertexte, die beim diesjährigen „Heidelberger Stückemarkt“ vorgestellt wurden, sind so vielfältig wie ihre sprachlichen Formen. Der Gewinnertext wird mit 10.000 Euro und einer Uraufführung im nächsten Jahr am Theater Heidelberg belohnt.

„draußen ist wetter“ von von Caspar-Maria Russo
Eröffnet wurde der Wettbewerb des Heidelberger Stückemarkts mit dem Text „draußen ist wetter“ von Caspar-Maria Russo. Schauplatz ist eine Frauen-Dreier-WG. Inga und Ronda arbeiten seit Neustem für eine neue Straßenverkehrsordnung, Dagmar sieht dadurch ihre WG-Solidargemeinschaft und ihre persönliche Freiheit bedroht. Sie wittert überall nur noch Überwachung und Betrug.
Der Autor Caspar-Maria Russo betonte in der Publikumsdiskussion zwar, dass sein Stück kein „Corona-Text“ sei, aber die Diskussionen der drei Frauen kreisen immer wieder um Probleme, die in Teilen der Gesellschaft seit Corona zu beobachten sind: sie vertrauen den staatlichen Institutionen nicht mehr und leben scheinbar in unterschiedlichen Realitäten.

„Doppeltreppe zum Wald“ von Lamin Leroy Gibba
Im Text „Doppeltreppe zum Wald“ von Lamin Leroy Gibba geht es dagegen um alltäglichen Rassismus und Empowerment. Eine Gruppe Afro-Deutscher trifft sich, um sich offen auszutauschen. Jede der Figuren hat ihre eigenen Diskriminierungserfahrungen, ihre eigene Überlebensstrategie und ihre spezielle Art, darüber zu sprechen.
Gibba verwebt die Geschichten seiner Figuren zu einem vielstimmigen, bitter-komischen Stimmengewirr. Die Frage nach Identität und woran man sie festmacht, ist dabei oft nicht einfach zu beantworten – schon gar nicht, wenn man darin geschult ist, immer politisch korrekt zu sein.

Texte von Miriam Unterthiner, Leonie Lorena Wyss und Svealena Kutschke
Das Ringen um Sprache überhaupt ist Thema des Textes „Vaterzunge“ der Wiener Autorin Miriam Unterthiner. In dem Stück „Blaupause“ der Basler Autorin Leonie Lorena Wyss hingegen geht es um erste Begehren und lesbische Liebe. Das Stück „No Shame in Hope“ von Svealena Kutschke spielt in einer Imbissbude und fragt danach, wie ernst es den Deutschen um die Aufarbeitung ihrer Nazi-Vergangenheit ist.
„Dann mach doch Limonade, Bitch“ von Kim de l'Horizon
Der sechste und letzte Text, der am im Wettbewerb um den Autor*innen-Preis des Heidelberger Stückemarkts vorgestellt wurde, stammt vom Deutschen Buchpreisträger 2022 Kim de l'Horizon. Sein Theaterstück „Dann mach doch Limonade, Bitch“ ist eine absurde Survival-Show, in der es vor allem um gesellschaftliche Zuschreibungen und Mut zu queeren Lebensentwürfen geht. Und da spielen nicht nur ein Zwergsepia und der Autor selbst mit.
Podcast zum Theatertext „Dann mach doch Limonade, Bitch“ mit Kim de l'Horizon:
Große thematische Vielfalt im Jahrgang 2023
Auffallend war in diesem Jahrgang, die große thematische Vielfalt. Wichtige, aktuelle, gesellschaftspolitische Themen wie Rassismus und Diversität waren in den Texten vertreten. Und einmal mehr hat sich gezeigt: Der Heidelberger Stückemarkt ist immer auch ein wichtiger Branchentreff für Theaterschaffende und wahrscheinlich aus den Verlagen, die alle auf der Suche nach neuen Theaterstücken und Talenten sind.
SWR2 Ohne Limit - Hörspiel Leo Meier: Zwei Herren von Real Madrid
In dieser Komödie geht es um homosexuelle Kicker, die sich wie selbstverständlich ineinander verlieben und diese Liebe auch öffentlich machen, um Real Madrid und Frauen als Fans sowie die Erfahrung, dass natürlich im Profi-Fussball nicht Gefühle, sondern Geld die Welt regiert – unsere verliebten Helden lernen, damit trotzallem achtsam umzugehen.
Kammeroper Atemberaubend gut: Oper „The Lighthouse” von Peter Maxwell Davies am Nationaltheater Mannheim
Die komplette Besatzung eines Leuchtturms im Norden Schottlands ist spurlos verschwunden. Diese historische Begebenheit liegt der Kammeroper „The Lighthouse“ von Peter Maxwell Davies zugrunde. Die Mannheimer Produktion ist atemberaubend gut. Sie ist eine kongeniale Umsetzung des Meisterwerks und lässt die hypnotische Kraft der Oper wirkmächtig werden.
Bühne „Wie man mit Toten spricht“ - Anastasiia Kosodii inszeniert am Nationaltheater Mannheim
Die ukrainische Theatermacherin Anastasiia Kosodii hat exklusiv für Mannheim ein Stück über den Krieg in ihrer Heimat geschrieben. Der ukrainischen Theaterautorin und Regisseurin geht es darum, die vielen Toten des russischen Angriffskriegs nicht nur auf ihr Sterben zu reduzieren, sondern an ihre Leben zu erinnern. In ihrem Theaterstück „Wie man mit Toten spricht“ versucht sie, für das unaussprechliche Grauen eine angemessene Sprache zu finden. Während des Schreibprozesses an ihrem Stück und während der Proben hat die Theatermacherin immer wieder mit sich gerungen, was man erzählen kann - und muss - und was nicht. In einem intensiven Probenprozess hat sie darüber viel mit ihrem deutsch-ukrainischen Team diskutiert. Anastasiia Kosodii ist in dieser Spielzeit Hausautorin am Nationaltheater Mannheim.
Gespräch Kultur auf der Bundesgartenschau 23: Weltklasse-Festival in Mannheim
Die Bundesgartenschau 23 in Mannheim sei eine Chance, ganz neue Schichten und Altersklassen zu erreichen, sagt der BUGA Kulturmanager Fabian Burstein. Künstler*innen wie Sängerin Mine, Liedermacher Joris oder Comedian Bülent Celan seien mit Begeisterung dabei. „Ich spüre in der ganzen Kunst- und Kulturszene einen unglaublichen Hunger auf neue Formate, auf neue Rahmenbedingungen, so Burstein im Gespräch mit SWR2.