Kabarettpreis

Witzig und unerschrocken – Der Kabarettist Falk räumt beim Stuttgarter Besen doppelt ab

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Tobias Ignée

Nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Expertenjury war die Entscheidung klar: Der Wuppertaler Liedermacher Falk war mit seinen unerschrockenen Pointen und überraschenden Wendungen der herausragende Künstler des Abends. Doch auch Niko Nagl, Abdel Boudii und Philipp Weber gingen bei der diesjährigen Verleihung des renommierten Kabarettpreises Stuttgarter Besen nichr leer aus.

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Falk – der Albtraum aller Schwiegermütter

Im gebügelten Hemd und mit akkuratem Haarschnitt steht er wie der Traum aller Schwiegermütter, der kein Wässerchen trüben könnte, auf der Bühne. Doch wenn Falk, so der Künstlername des Kabarettisten und Liedermachers Falk Plücker, in die Seiten greift, wendet sich das Blatt und er wird zum Schrecken der Elterngeneration.

Kommt schon, ich war immer so ein liebes Kind, aber irgendwann dreht sich der Wind. Macht euch keine Sorgen, seid ihr erstmal raus, ziehe ich auch sofort in euer Haus. Das wird fein, das wird fein, ihr kommt ins Heim. Das wird fein, das wird fein, ihr kommt ins Heim.  

Der gebürtige Wuppertaler hat eigentlich Geschichte, Philosophie und Geisteswissenschaften studiert, doch vor neun Jahren entwickelte er seine kabarettistische Ader, die ihm sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Zuhause gehörten Satire und bissiger Humor einfach zum guten Ton.

Falk räumt gleich doppelt ab

Anfangs tourte Falk durch Kneipen vor Leuten, die es nicht hören wollten, wie er sagt, doch inzwischen ist Falk auch in deutschsprachigen Ländern Europas mit Soloprogrammen unterwegs. Mit seinen 39 Jahren ist er fast schon ein alter Hase im Geschäft.

SWR2 Tandem Niemand wird verschont - der Liedermacher und Kabarettist Falk

Falks Publikum darf sich hin und wieder beleidigt fühlen, das ist sein erklärtes Ziel. Der Liedermacher und Kabarettist hat bereits sechs CDs veröffentlicht und bereitet gerade die nächste mittels crowdfunding vor.

SWR2 Tandem SWR2

Dennoch freut er sich – wenn auch ganz bescheiden – über den „Goldenen Besen“, den er von der Jury bekommen hat und auch über den Publikumspreis: „Ich bin immer noch etwas sprachlos. Ich hätte es allen Kollegen gegönnt.“

 Unerschrockene Pointen und überraschende Wendungen

Nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Expertenjury war die Entscheidung ganz klar. Sie hat Falk mit seinen unerschrockenen Pointen und überraschenden Wendungen überzeugt - sowohl in seinen Liedern als auch in seinen Texten.

Für Christoph Sieber war er der herausragende Künstler des Abends. „Da ist jemand am Werk, der eine neue Herangehensweise hat und total überraschend ist. Er hat mich auch persönlich gekriegt, obwohl ich nicht der riesige Liedermacher-Fan bin. Da haben es die anderen ein bisschen schwer gehabt.“

Niko Nagl im charmanten Österreichisch

Noch nicht so lange im Geschäft ist der österreichische Kabarettist Niko Nagl. Er hat seine ersten Schritte als Stand-Up Comedian erst 2017 unter dem Pseudonym „Nikorrekt“ gewagt. Die Jury möchte den Nachwuchskünstler mit dem „Silbernen Besen“ ermutigen.

Stuttgarter Besen 2024 - Kabarett im Renitenz (Foto: SWR, Sabine Stumpp)
Niko Nagl überzeugte mit charmanten Wortspielen rund um das „Früchtlingslager Dreikirschen“.

Seine absurden methaphernreiche Wortspiele im charmanten Wiener Dialekt fallen ihm beim Spazierengehen oder unter der Dusche ein, etwa die Geschichte vom Streit in der Obstschale, dem „Früchtlingslager Dreikirschen“.

 Abdel Boudii parodiert den „Kulturschock“

Den „Hölzerne Besen“ teilen sich Abdel Boudii und Philipp Weber. Boudii, ein Berliner mit syrischen Wurzeln, parodiert in seinem ersten Soloprogramm „Kulturschock“ seine Erfahrungen als Handyverkäufer und Taxifahrer parodiert.

Stuttgarter Besen 2024 - Kabarett im Renitenz (Foto: SWR, Sabine Stumpp)
„Holzbrüder im Geiste“: Der Berliner Abdel Boudii und der Tübinger Philipp Weber teilen sich den dritten Platz.

Für den einzigen politischen Kabarettisten des Abends, Philipp Weber aus Tübingen, sind Komik, Witz und Esprit die schillernsten Waffen einer wehrhaften Demokratie. Obwohl beide „nur“ den dritten Preis beim Stuttgarter Besen bekommen haben, sehen sie sich als Gewinner des Abends: „Wir werden uns nie wieder aus den Augen verlieren. Ja, genau, wir sind jetzt Brüder im Geiste. Holzbrüder.“ 

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Tobias Ignée