„Kleine Haie“, „Comedian Harmonists“, „Tatort“, „Fabian“ – Meret Becker steht seit Jahrzehnten in extrem unterschiedlichen und sehr herausfordernden Rollen vor der Kamera und auf der Bühne. Beim Zuschauer bleibt immer der Eindruck zurück, gerade etwas ganz Besonderes erlebt zu haben.
Daneben ist sie als Musikerin schon bis nach Australien und Kanada getourt. Jetzt ist Meret Becker mit ihrem aktuellen Programm „Le Grand Ordinaire“ und ihrer Band „Tiny Teeth“ im Südwesten zu erleben - mit einer magischen Mischung aus Konzert, Varieté und Akrobatik.
Wie ein Bauarbeiter
Der Zirkus hat es ihr angetan, oder vielmehr das, was man sich darunter vorstellt. „Ich mag den Zirkus, den man so im Kopf hat als Kind, den es so vielleicht gar nicht gibt, also die Idee von der großen Illusion“, sagt Meret Becker im SWR2-Gespräch.
Zirkus und Schauspiel, Meret Becker sieht in beiden Disziplinen eine ähnliche Tendenz zur Verspieltheit, bezeichnet die Zirkuswelt aber als sehr viel bodenständiger. „Es ist eine Arbeit wie ein Bauarbeiter, man muss ganz viel Kraft aufwenden. Man muss auf- und abbauen, man muss sich um alles selber kümmern.“ Das sei im Schauspiel anders, da gebe es Gewerke dafür.
Die große Illusion
Auch Meret Becker selbst erweist sich in ihrem aktuellen Bühnenprogramm als äußerst kraftvoll, wenn sie etwa an einem Reifen turnt, der zwei Meter über dem Boden schwebt. Wieviel Training hinter diesen akrobatischen Darbietungen steckt? – darüber hüllt sich die 54-Jährige in Schweigen.

Das gehört für Meret Becker zum Konzept der perfekten Illusion: „Der Zauberer macht Tricks und zaubern tut das Publikum“ – und meint damit, dass ein Trick nur dann gelinge, wenn das Publikum den Zauber, die Illusion auch annehme. „Auch wenn ich den Betrug verstehe, entsteht in meinem Kopf wirklich eine Zauberei. Aus einer Taube wird ein Hase und aus einem Taschentuch wird eine Taube. Das passiert im Kopf. Das finde ich toll.“
Trauriger Zirkusclown
Dass der Zirkus in Deutschland ein Imageproblem habe, findet Meret Becker schade. In Frankreich sei es üblich, in Theaterstücken auch Zirkuselemente zu benutzen, in Deutschland sei dieses Element verloren gegangen.
Als Künstlerin inspiriert fühlt sich Meret Becker vom tragisch-komischen Slapstick eines Buster Keaton oder Charlie Chaplin. „Den Fehler oder ein Missgeschick zelebrieren wie ein trauriger Zirkusclown, das mag ich.“
Fan der Goldenen Zwanziger
Zirkus, Kabarett und Varieté, Meret Becker ist ein Fan der 1920er Jahre. Woher kommt diese Begeisterung? „Da ist wahnsinnig viel Neues passiert, Kunst, Musik, Architektur – es ging Richtung divers, bis die Nazis jeden Spaß auf übelste Art kaputt gemacht haben. Es war allerdings auch alles viel naiver, man denke an den Kolonialismus, um nur ein Beispiel zu nennen“, sagt Meret Becker.

Meret Becker singt „Ein Tag wie Gold“ in „Babylon Berlin“:
Berliner Schnauze
Obwohl Meret Becker kräftig berlinert, ist die Tochter von Monika Hansen, Rolf Becker und Otto Sander (Bonus-Vater) in Bremen geboren, ebenso wie ihr Bruder, der Schauspieler Ben Becker.

Dass Meret Becker ihre Rolle als Berliner Tatort-Kommissarin freiwillig beendet hat, hat sie bisher nicht bereut. Sie freue sich über neue Projekte, etwa Konzerte mit der Musik aus der ARD-Erfolgsserie „Babylon Berlin“ oder Dreharbeiten zu einem ZDF-Fernsehfilm, in dem sie die Hauptrolle spielt, sagt Becker: „Das habe ich lange nicht erlebt, dass man als Frau meines Alters in jeder Szene mit drin ist.“
Und dann natürlich die Tour mit dem Programm „Le Grand Ordinaire“, mit dem Meret Becker auch im Südwesten Station macht.
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