Neue Staffel "Babylon Berlin" mit Benno Fürmann

"Ich stehe völlig darauf, was wir da gemacht haben"

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Dörte Tebben
Dörte Tebben (Foto: SWR)
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Am 1. Oktober startet die vierte Staffel "Babylon Berlin" im Ersten. Die Serie, die im Berlin der Weimarer Republik spielt, ist die bislang teuerste deutsche Fernsehproduktion und läuft weltweit in 35 Ländern.

Schauspieler Benno Fürmann hat eine der Hauptrollen in "Babylon Berlin", er spielt Regierungsrat Günter Wendt und ist seit der 1. Staffel dabei. Wir haben vorab mit ihm über seine Rolle und sein Schauspielstudium in New York gesprochen.

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SWR1: Wenn die vierte Staffel im Fernsehen anläuft, gucken Sie die Folgen noch?

Benno Fürmann: Das werde ich dann entscheiden. Aber hier bin ich wirklich geneigt, mir das in einer kleinen Runde noch mal genussvoll anzuschauen, weil ich wirklich völlig darauf stehe, was wir da gemacht haben.

Schauspielstudium in New York

SWR1: In den Neunzigern ging es ab nach New York zum Schauspielstudium. Sie waren ja superjung dort. Wie war das für Sie in Big Apple?

Benno Fürmann: Das war toll. New York hat mich gleich umarmt. Man kennt ja New York auch aus so vielen Filmen. New York ist nie fremd, sondern New York ist wie ein Wohnzimmer, was wir noch nie betreten haben. Aber was wir schon so oft gesehen haben, dass wir uns gleich heimisch fühlen. Ich wollte da gar nicht mehr weg. Ich war ganz ganz glücklich in New York damals. Das war aufregend.

Diese Detektivarbeit, das Innere einer Figur zu ergründenden, [...] das finde ich immer noch [...] beglückend.

SWR1: Was war das schwierigste Fach im Schauspielstudium?

Benno Fürmann: Schauspielerei. Also zwischen absoluter Wahrheit und absoluter Behauptung, sich da sein Reich zu erkämpfen und zu erspüren und zu merken, was funktioniert, was nicht funktioniert. Für einen selbst in Bezug auf die Wahrhaftigkeit, aber auch in Bezug aufs Publikum. Was überträgt sich? Was sind die Kriterien, nach denen ich mich selber ermessen kann? Was ist ein guter Schauspieler? Wie mache ich mir eine Welt zu eigen? Diese Detektivarbeit, das Innere einer Figur zu ergründen, einen Kompass zu erstellen, der einen durch die Szenen navigiert, das finde ich immer noch extrem stimulierend, herausfordernd und beglückend, wenn es ein spannendes Projekt ist.

SWR1: Mussten Sie auch singen und gegen gute Stimmen aus Harlem ansingen können?

Benno Fürmann: Ja! Aber da habe ich wirklich geschwänzt. Da war ich so klein mit Hut in einer Gesangsklasse. Da hatten wir genau, wie Sie sagen, schwarze Frauen aus Harlem. Ich habe Gänsehaut gehabt, wenn die gesungen haben. Ich habe mich danach einfach nicht getraut, mit "Alle meine Entchen" da auf die Bühne zu klettern. Eigentlich ist es die wahre Größe, seine Schwächen genauso zu beinhalten wie die vermeintlichen Stärken und zu wissen, hey, ich bin hier auf der Schule. Ich bin hier nicht, um etwas Perfektes zu präsentieren, sondern ich bin hier, um mich demütig hinzugeben und zu lernen. Aber das umzusetzen, nachdem man so einen brachialen Kunstakt gerade bezeugt hatte, das war mir eine Nummer zu groß damals. Ich war immer rauchen oder auf der Toilette.

Über seine Rolle als Regierungsrat Günter Wendt

SWR1: Sie spielen in Babylon Berlin Oberst Günter Wendt, Regierungsrat, Chef der politischen Polizei, Unterstützer der schwarzen Reichswehr. Was ist das für ein Typ von Mensch?

Benno Fürmann: Wendt hat jetzt wirklich große Ziele. Wendt geht es nicht um sich selbst, sondern um ein übergeordnetes Ziel, dem er alles unterordnet. Er ist extrem diszipliniert, extrem vorausschauend, klug, wendig, manipulativ. Und insofern ist die Freude, Wendt zu spielen, immer die, während man etwas spielt, gleichzeitig den nächsten Schritt schon mitzudenken. Wendt ist jemand, der mit einem einen Paartanz tanzt, einen auf dem Parkett dreht, während er gleichzeitig schon das nächste Musikstück im Kopf hat und einen Schritt weiter ist.

SWR1: In einer Szene müssen Sie einem Hasen das Fell über die Ohren ziehen – um ihn als Typen zu zeigen?

Benno Fürmann: Ich weiß nicht ob die Szene so symbolisch ist. [...] Es ist einfach die Liebe zur Jagd, die etwas sehr Naturverbundenes hat. Die Stille, das Warten, es ist eine Zeit, in der nichts passiert und dann kommt der Moment, in dem man reagieren muss. Das hat was mit Kontrolle zu tun aber auch mit Sinnlichkeit. Und in der Szene, in der er dem Hasen das Fell über die Ohren zieht, erleben wir ihn auch mit einer Frau auf eine weiche Art, die sehr ungeschützt ist. So kann man es auch sehen: So nackt wie der Hase ist, so nackt macht sich Wendt in dem Moment auch.

Selbst bei Kräuterzigaretten kriege ich manchmal Zitter-Attacken.

SWR1: Es sind überall Rauchschwaden in Babylon Berlin, so "Marlene Dietrich-mäßig", aber das sind keine echten Zigaretten, oder?

Benno Fürmann: Nee, das sind Kräuterzigaretten, aber selbst da kriege ich manchmal Zitter-Attacken und brauche einfach fünf Minuten mal keinen Rauch in meiner Lunge. Das ist wirklich herausfordernd.

SWR1: Wieviele Zigaretten sind das so pro Szene?

Benno Fürmann: Ich weiß es nicht, die Zigarette muss ja, wenn der Close-Up kommt, genau so angeraucht sein wie die Zigarette aus der Totalen. Das heißt, da kommt dann jemand aus der Requisite und knipst mir die so'n Zentimeter ab und dann rauche ich die weiter. 40 Zigaretten, bis so eine Szene im Kasten ist, sind das locker.

SWR1: Und jetzt noch die Narbe auf Ihrer Wange: Wo kommt die so schnell her, wie lange brauchen Sie in der Maske?

Benno Fürmann: Nur für die Narbe sind das 20 Minuten oder eine halbe Stunde. Das ist ein speziell angefertigtes Teil, was auf mein Gesicht geklebt wird und so überschminkt, dass man die Ränder der Klebstellen nicht mehr sieht.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Dörte Tebben.

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