Der SC Freiburg bejubelt das 1:0 im Spiel gegen Köln. (Foto: IMAGO, IMAGO / Sportfoto Rudel)

Fußball | Bundesliga

Bisherige Saison des SC Freiburg: Abstand nach unten und Luft nach oben?

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REDAKTEUR/IN
Kira Rutkowski

Der SC Freiburg überwintert mit 24 Punkten auf dem achten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Nach dem Verlauf der Hinrunde ist das ein ordentliches Ergebnis.

So lief die bisherige Saison

Der Start in die Bundesliga-Saison verlief mit zwei Siegen gut, am 3. Spieltag folgte allerdings eine deutliche 0:5-Klatsche gegen den VfB Stuttgart. Gegen die aktuellen Spitzenvereine der Liga (VfB Stuttgart, Bayern München, Leverkusen oder Leipzig und Dortmund) konnte der SC nicht punkten. Streichs Team gewann allerdings häufig gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte - wenn auch knapp, wie beispielsweise gegen Mainz 05 oder den VfL Bochum. Insgesamt stehen vor dem 17. Spieltag sieben Siege, drei Unentschieden und sechs Niederlagen zu Buche - zuletzt die unglückliche gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim.

Nach der Finalteilnahme 2022 und dem Halbfinale 2023 ist die Geschichte des DFB-Pokals in dieser Saison schnell erzählt. In der ersten Runde besiegten die Breisgauer den Oberligisten SV Oberachern mühevoll mit 2:0. In der zweiten Runde war nach der 1:3-Niederlagen im Heimspiel gegen Paderborn allerdings schon Schluss.

Dafür ging es auf internationaler Bühne weiter. In der Europa League schlug sich der Sport-Club wacker und trifft in den Achtelfinal-Playoffs auf den französischen Club RC Lens.

Das war gut

Die Breisgauer überzeugten mit ihren gewohnten Qualitäten: Neun der insgesamt 21 Treffer wurden nach Standardsituationen erzielt. Zudem ist mittlerweile auch Stürmer Michael Gregoritsch wieder in der Spur. An den ersten zwölf Spieltagen war das gegnerische Tor für den Österreicher wie vernagelt, trotz einiger Großchancen traf er zunächst nicht. Nach seinem Hattrick in der Europa League gegen Olympiakos Piräus trifft er wieder zuverlässig (bisher sechs Saisontore).

Insgesamt war es gut, wie die Mannschaft die Verletzungen und Ausfälle - allen voran den von Kapitän Christian Günter - kompensiert hat. Lukas Kübler, Jordy Makengo oder Noah Weißhaupt spielten je nach Formation auf der linken Seite. Beim Spiel gegen Darmstadt 98 war die Personaldecke zudem so dünn, dass einige Spieler aus der zweiten Mannschaft in den Kader aufrückten und ein Platz auf der Bank leer blieb. So laborierte Roland Sallai an einer Oberschenkelverletzung, Lukas Kübler hatte den Zeh gebrochen oder Merlin Röhl kam mit einer Risswunde an der Achillessehne aus der Länderspielpause zurück. Zuletzt fiel Philipp Lienhart aus. Umso beeindruckter zeigte sich Christian Streich Ende Dezember von der Leistung seiner Mannschaft: "Was für ein Kraftakt, was für eine mentale Haltung, da muss ich einfach 'danke' sagen und den Hut ziehen." Wille, Mentalität und ein scheinbar intaktes Team - Qualitäten, die beim SC Freiburg nicht neu sind, aber auch in dieser Saison bislang wieder funktionieren - auch wenn dem Team nicht alles leicht von der Hand beziehungsweise vom Fuß geht wie vielleicht noch in den vergangenen Spielzeiten.

Das war schlecht

Gerade die Spiele gegen den VfB Stuttgart, gegen den BVB oder Leipzig offenbarten ungewohnte individuelle Fehler in der Defensive. Hinzu kommt in dieser Saison eine hohe Konteranfälligkeit. Keine andere Mannschaft in der Bundesliga hat bereits sieben Kontertore kassiert. In der gesamten letzten Saison gelang es den Gegnern nur viermal, die Streich-Elf auszukontern. Oftmals fielen die Gegentore früh im Spiel (sechsmal lag der SC bereits nach 20 Minuten zurück). Individuelle Fehler und Pech kosteten immer wieder Punkte - zuletzt gegen den 1. FC Heidenheim.

In der vergangenen Saison verlor der SC auswärts sechsmal. Dieser Wert ist jetzt schon nach dem 16. Spieltag erreicht. Die Auswärtsniederlagen waren allerdings gegen die Topclubs: Der SC spielte in München, in Stuttgart, in Leverkusen oder in Leipzig.

Freiburg, Leipzig

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Merlin Röhl gilt beim SC Freiburg als großes Talent. Am Sonntag in Leipzig gelang dem 21-Jährigen sein erster Treffer in der Bundesliga. Es war ein besonders schönes Tor.

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So schlugen sich die Neuen

Besonderes Augenmerk galt zu Beginn der Saison auf dem "neuen" Freiburger Torhüter. Noah Atubolu war ohne Bundesliga-Erfahrung aus der zweiten Mannschaft zum Stammkeeper befördert worden. Die ersten Spiele brauchte er noch, um in der Bundesliga anzukommen. Der 21-Jährige machte Fehler, aber er durfte sie auch machen, weil er das Vertrauen der sportlichen Leitung hatte. Nach 16 Spieltagen ist der jüngste Torhüter auch derjenige mit den meisten Zu-Null-Spielen (sechs). Im Spiel gegen Mainz parierte er beispielsweise mehrmals glänzend und hielt so Freiburgs Sieg fest. Florian Müller kehrte im Sommer aus Stuttgart zurück, blieb aber bislang noch ohne Einsatz.

Neben Atubolu rückten mit Max Rosenfelder (lange verletzt) und Jordy Makengo zwei weitere Spieler aus der zweiten Mannschaft in den Profikader auf. Auch Merlin Röhl, der in der vergangenen Saison noch überwiegend für das Drittliga-Team zum Einsatz kam, ist nun aber wichtiger Bestandteil von Streichs Kader. Der 21-jährige Mittelfeldspieler ist variabel einsetzbar und extrem laufstark. Er zeigte mit seinem sehenswerten "Messi-Tor" gegen Leipzig seine Qualitäten: Auf seinem rund 50 Meter langen Weg mit dem Ball in Richtung Leipziger Tor ließ er fünf Gegenspieler stehen und verwandelte dann mit einem Flachschuss.

Weitere Verstärkungen in der Offensive sollten Junior Adamu von RB Salzburg und Rückkehrer Maximilian Philipp werden. Adamu, der mit Knieproblemen aus Salzburg kam und lange ausfiel, traf bereits im Europapokal, wartet in der Bundesliga aber noch auf seinen ersten Treffer. Philipp feierte mit seinem Siegtreffer gegen Bremen ein emotionales Comeback beim Sport-Club. Er begann seine Profikarriere in Freiburg und wechselte 2017 nach Dortmund. Zurück bei seinem Jugendverein verletzte sich Philipp allerdings beim Europa-League-Spiel gegen Backa Topola an der Schulter und kam seitdem nicht mehr zum Einsatz.

Ausblick

Nach einem kurzen (verletzungsbedingten) Durchhänger haben sich die Freiburger in der Bundesliga stabilisiert und auch die Reise durch Europa geht ebenfalls weiter. Nach dem letzten Spiel vor der Winterpause fiel das Fazit des Trainers gut aus, er sei angesichts der Personalsorgen "sehr, sehr zufrieden". Insgesamt sei 2023 für die Badener "toll" gewesen. Im neuen Jahr hoffen sie auf eine Rückkehr des Kapitäns Christian Günter und allen anderen Verletzten. Außerdem schaue sich die Scouting-Abteilung um, sagte Christian Streich Ende November. Am wahrscheinlichsten scheint eine Verstärkung für die Offensive. "Es geht darum, bei welchen Spielern wir sagen, dass wir das machen würden, und welcher Verein bereit ist, einen guten Spieler abzugeben."

Freiburg hat 14 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Nur das schlechtere Torverhältnis gegenüber der TSG Hoffenheim und Eintracht Freiburg trennt die Freiburger vom Conference-League-Platz. Es scheint also noch Luft nach oben zu geben. Dass der SC Freiburg sein Saisonziel "Klassenerhalt" schafft, das sieht jedenfalls nach den ersten 16 Spieltagen schonmal sehr gut aus.

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Kira Rutkowski