Musikgespräch

Ralph Hammer vom Gefangenenchor der JVA Karlsruhe über Musik im Strafvollzug

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AUTOR/IN
Christiane Peterlein

„Es sei die einzige Stunde in der Woche, in der er sich als normalen Menschen behandelt fühle“, sagte einmal ein Häftling zu Ralph Hammer, der den Gefängnischor der JVA Karlsruhe leitet. Einmal pro Woche probt der Chor gemeinsam mit auswärtigen Interessierten unter Ralph Hammer.

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Ein bisschen Normalität in der Extreme

„Der schönste Satz, der mir einfällt, war der, dass ein Häftling einmal gesagt hat, es sei die einzige Stunde in der Woche, in der er sich als normalen Menschen behandelt fühle. Es ist ein extremer Satz, aber der hat sich mir eingebrannt.“ erzählt Ralph Hammer. Er ist freier Kirchenmusiker in Karlsruhe und leitet den Gefängnischor in der Justizvollzugsanstalt Karlsruhe.

Das Projekt wurde ehemals von den Geistlichen Diensten gestartet, bei den wöchentlichen Proben wird unter anderem Kirchenmusik gesungen, doch das genaue Programm entscheide sich von Woche zu Woche spontan, sagt Ralph Hammer. Die Musikauswahl hänge davon ab, wie die Stimmung sei, oder von der Jahreszeit, die Sängerinnen und Sänger bringen zudem auch ihre eigenen Wünsche mit.

Ralph Hammer mit dem Gefangenchor in der JVA Karlsruhe
Einmal pro Woche trifft sich der Gefängnischor in der JVA Karlsruhe. Unter den Sängeringen und Sängern befinden sich nicht nur Häftlinge, sondern auch Bürgerinnen und Bürger. Das Repertoire reicht von Gregorianischen Chorälen, über Jazz bis hin zu Volksliedern und Nationalhymnen.

Außerdem können nicht alle Noten lesen oder Deutsch sprechen, so Hammer. Man habe schon in Englisch oder Rumänisch gesungen, zwischen Gregorianik und Nationalhymnen war schon alles dabei.

Ständiger Wechsel

Da die Häftlinge in der JVA Karlsruhe sich in U-Haft befinden, wechseln die Teilnehmer recht häufig. Üblich ist eine Haftzeit von 3–12 Monaten, bis die Häftlinge versetzt oder entlassen werden. Dahinter verbirgt sich auch die Schwierigkeit eines großen Traums von Ralph Hammer.

Gerne würde er ein Projekt starten, bei dem über Jahre hinweg zum Beispiel das Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach geübt wird. Mit drei Tagen Hafturlaub solle dann ein großer Gefängnischor zusammen mit einem professionellen Orchester in der Stiftskirche Stuttgart vor Publikum auftreten.

Balance schaffen durch die Musik

Besonderheit beim Gefängnischor in Karlsruhe, ist die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern aus Karlsruhe, die zusammen mit den Gefangenen singen. Dadurch kommen die Häftlinge in Kontakt zur Außenwelt.

Durch den Chor entstehe eine Balance zwischen den Extremen die in der JVA herrschen, das sei einer der Eigenschaften von guter Musik, so der Chorleiter.

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Christiane Peterlein